Durchbruch im Stadtzentrum

Das neue Unterschleißheimer Stadtzentrum soll eine urbane Mitte und ein lokales Handelszentrum werden. Einstimmig hat der Stadtrat die Eckdaten beschlossen, nach denen die Architekten ab Anfang November Ideen entwickeln werden.
Unterschleißheim – Erleichtert sprach Bürgermeister Christoph Böck (SPD) von einem „Meilenstein“. Vier Treffen hatte er im Sommer organisiert und die Eigentümer Robert Müller und Rock Capital sowie Fachgutachter und Stadtplaner an einen Tisch geholt.
Die Ausgangssituation ist düster: Jahre der Stagnation im Isar-Amper-Einkaufszentrum (IAZ), immer mehr Leerstand am Rathausplatz, Mangel an Einkaufsangeboten und gegenseitiges Misstrauen der Akteure. Rock-Capital-Geschäftsführer Christian Lealahabumrung hielt sich lange bedeckt, was seine Firma mit dem IAZ vorhat. Inzwischen hat der Investor auch das Hotel erworben. Am Donnerstag saß Lealahabumrung am Ratstisch und stellte mit Böck und Stadtplaner Martin Birgel die Weichenstellung „für ein echtes Zentrum“ vor.
Mehr Einzelhandel und Wohnen, aber keine Mall
Man will keine Mall, in der Läden von innen erreicht werden wie etwa in den Pasing-Arkaden. Vielmehr sollen sich die Läden nach draußen, zu Wegen und Plätzen öffnen und es soll eine Einheit mit der geplanten Rathauserweiterung entstehen. Rund 50 000 Quadratmeter umbauter Raum sind vorgesehen, darunter ein Vollsortimenter, ein Lebensmitteldiscounter, ein Drogeriemarkt und kleinere Läden, eventuell ein Biomarkt. Die Sicht- und Wegbeziehungen bleiben erhalten. Dachgärten sind erwünscht. Vor allem aber werden die neuen Baukörper deutlich größer. Friedrich Kiener (CSU) sprach von einer „3,5er-Packung im Vergleich der jetzigen Fläche“.
Größere Gebäude, höhere Dichte
Das Eckpapier sieht für das IAZ-Areal 37 000 bis 42 000 Quadratmeter Geschossfläche vor, für das Postgelände 7700 bis 8600 Quadratmeter und für das Hotel 5000 bis 7000 Quadratmeter (das entspricht 120 bis 170 Betten). Dabei werden über 26 000 Quadratmeter für Gewerbe eingeplant (bisher 13 400 qm) und 24 000 Quadratmeter für Wohnen (bisher 400 qm): Platz für rund 300 Wohnungen, wovon ein Teil seniorengerecht werden soll, und gemäß der „SoBon“ auch günstiger Wohnraum entstehen wird.
„Die Gewerbefläche wird verdoppelt, die Wohnfläche ist 60 Mal so groß wie bisher“, stellte Kiener fest und gratulierte den Eigentümern zu der hohen Baudichte. Bei einem so „epochalen Bauwerk“ müsse man die Bürger beteiligen, sagte er. Und zwar „frühzeitig“, schloss sich Manfred Riederle (FDP) an. Böck kündigte eine Bürgerversammlung an, sobald man Siegerentwürfe gekürt habe: „Erst müssen wir etwas haben, was wir vorstellen können.“
Rund 300 Wohnungen könnten entstehen
Stefan Diehl (CSU) und Katharina Bednarek (SPD) plädierten für mehr seniorengerechte Wohnungen. Theodor Pregler (CSU) beantragte, zwei Kundenmagnete einzuplanen von je 5000 Quadratmetern, einen Elektrofachmarkt und ein Modegeschäft. Es fielen Namen wie Mediamarkt, H&M oder Zara.
„Sie sprechen mir aus der Seele“, erwiderte Lealahabumrung. Rock Capital wolle attraktive Läden nachhaltig ansiedeln. Man werde große Ketten anschreiben. „Wenn sie nach Unterschleißheim wollen, nehmen wir sie.“ Doch werde man sich damit schwer tun. „Ein Mediamarkt wird aus verkehrstechnischen Gründen nicht entstehen.“ Stadtplaner Martin Birgel sagte, der Verkehrsexperte zerbreche sich jetzt schon den Kopf über den Knotenpunk am Münchner Ring.
Martin Reichart bricht eine Lanze für städtisches Gesicht
Schließlich trat Martin Reichart (FB) beherzt für das erarbeitete Eckpunkte-Papier ein: „Es ist hervorragend formuliert.“ Er appellierte: „Hier hat eine deutliche Urbanisierung stattzufinden. Ich wüsste keine Gelegenheit im ganzen Landkreis, wo sich so eine Chance sonst ergibt. Wir sind uns hoffentlich einig, dass unsere Stadtmitte ein Handelszentrum wird.“ Der CSU-Ergänzungsantrag von Theo Pregler wurde mit 16:13 abgelehnt, das Eckpunkte-Papier einstimmig beschlossen.