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Wann wird Brennholzsammeln im Wald zur Straftat? Zwei Experten klären auf

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Von: Max Wochinger

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Kettensäge im Einsatz: Waldbesitzer-Vorstand Johann Killer bei Arbeiten in seinem Privatwald.
Waldbesitzer-Vorstand Johann Killer bei Arbeiten in einem Privatwald in Sauerlach. © brouczek

Wegen der Energiekrise sammeln mehr Menschen Holz aus dem Wald. Ist das erlaubt? Zwei Experten klären auf.

Landkreis – Viele Menschen haben Angst, ihre Energiekosten nicht mehr bezahlen zu können. Das bringt manche Ofenbesitzer auf die Idee, Holz aus dem Wald zu sammeln. Ist das eigentlich erlaubt? Waldbesitzer-Vorstand Johann Killer und Forstleiter Wilhelm Seerieder klären auf: Es gibt klare Regeln.

Johann Killer aus Sauerlach ist kein Mensch, der lange um ein Thema herumredet. Er kommt gleich zum Punkt: „In Privatwäldern darf kein Holz gesammelt werden. Nicht mal ein Asterl.“ So lautet zumindest die Regel. Doch es gibt Ausnahmen – wenn man freundlich fragt. „Wer Holz aus einem Wald mitnehmen will, soll vorher einfach mit dem Waldbesitzer sprechen“, sagt der Baumexperte und Landwirt.

Diebstahl von Holz: Großes Problem für die Förster

Holzklau im Wald, in einigen Gebieten in Deutschland wird das zum großen Problem für Waldbesitzer und Förster. Wegen der stark gestiegenen Preise für Heizöl und Erdgas erlebt das Heizen mit Brennholz eine Renaissance. Doch auch die Brennholzpreise sind im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen: Rund 200 Euro kostet ein Ster in der Region, also ein Kubikmeter mit geschichteten Holzscheiten. Im Internet wird Buchenholz mit Anlieferung sogar für knapp 400 Euro angeboten. Die Rekordpreise verleiten Ofenbesitzer dazu, selbst im Wald Brennholz zu sammeln.

Holzklau: „In meinem Wald habe ich noch keinen Run festgestellt“

„In meinem Wald habe ich noch keinen Run auf das Holz festgestellt“, sagt Killer. Auch bei den Versammlungen der Waldbesitzer sei es kein Thema. Killer, 61, 45 Jahre Walderfahrung, ist Chef der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen. Der Verein zählt 1500 Mitglieder, das Verbandsgebiet reicht vom südlichen Stadtrand Münchens bis an die österreichische Grenze – eine 25 000 Hektar große Fläche.

So unterschiedlich die Waldbesitzer sind, so verschieden sind auch ihre Meinungen zu Besuchern, die ein paar Äste sammeln. „Wenn ich einen in meinem Wald beim Holzsammeln sehe, frage ich ihn ganz ruhig: ’Was machst du da?’“ Andere Waldbesitzer seien da schon grimmiger, sagt Killer. „Die sagen: ’Schleich dich aus meinem Wald’“. Einfach miteinander reden, das hält Waldbesitzer Killer für die beste Lösung.

Brennholzsammeln: Im Forst gelten spezielle Regeln

So denkt auch Wilhelm Seerieder, 62, Leiter des Forstbetriebs München. Beim Besitzer nachfragen ist wichtig, denn wer weiß schon, was Staatsforst ist und was Privatwald; immerhin herrschen im Forst andere Regeln. Wer nun hofft, dass man hier einfach reinspazieren und Holz auflesen kann, hat sich geschnitten. Dazu braucht man eine Genehmigung des Revierleiters – und die erteilen die hiesigen Förster nicht.

Der Grund ist die Bodenfruchtbarkeit. Viele Wälder in der Region wie der Forstenrieder Park befinden sich in der sogenannten Münchner Schotterebene, der Boden hier ist nur einen halben Meter tief – darunter liegt eiszeitlicher Schotter. Die Bäume können nicht tief wurzeln und sind deshalb auf Nährstoffe von oben angewiesen. „Die Zuführung von Nährstoffen durch Totholz oder Laubholz ist hier extrem wichtig“, so Betriebsleiter Seerieder.

Gerade schmale Stämme und Äste bis zu acht Zentimeter Dicke sind für das Ökosystem Wald überlebenswichtig, weil sie zerfallen und zu Boden werden.

Jogger im Forst: Holzprügel als Hantel

Viel von diesem wichtigen Leseholz wird seit dem Hochschießen der Energiepreise aus dem Forst entwendet, sagt Seerieder. „Unsere Revierleiter machen oft Beobachtungen.“ Er selbst habe vor wenigen Tagen einen Läufer im Forst gesehen, der zwei kräftige Holzprügel als Hantel benutzte. Als der Mann zu seinem Wagen kam, lud er das Holz ein und ist damit weggefahren.

Einfach Holz auflesen im Forst. Das geht nicht, erklärt Forstleiter Wilhelm Seerieder.
Einfach Holz auflesen im Forst. Das geht nicht, erklärt Forstleiter Wilhelm Seerieder. © brouczek

„Ich sag dann natürlich nichts“, so der Betriebsleiter. Wenn jemand aber sein Auto mit Holz volllädt, sei das klassischer Holzdiebstahl, sagt Seerieder. „Dann muss man mit einer Anzeige rechnen.“ Lieber verweist der Förster auf die Motorsägenkurse des Staatsbetriebs: Nach dem Kurs können Interessierte sogenannte Kleinselbstwerber werden. Sie bekommen von Revierleitern etwa eine Restkrone im Forst zugewiesen, die man zersägen und nach Hause nehmen darf. „Das ist schönes, gutes Brennholz.“

Manches hat keine Brennwert mehr

Ganz anders als Klaubholz – es hat meist keinen nennenswerten Brennwert. Waldbesitzer-Vorstand Johann Killer zeigt in seinem Wald in Sauerlach auf einen Haufen mit Ästen und umgeknickten Stämmen. „Äste mit Bodenkontakt verrotten schnell“, sagt er. Killer wirft seine Motorsäge an und zersägt einen Eichenstamm. „Das Äußere ist der Splint, er ist voll mit Wasser.“

Zumindest das Kernholz ist gut, es müsse aber zwei bis drei Jahre getrocknet werden, ehe es als Brennholz tauge. „Und die Buche hier“, so Killer, „hat gar keinen Heizwert mehr“. Die Arbeit damit können sich Holzsammler also sparen.

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