„Wir müssen umdenken und investieren“: Unternehmer verbünden sich zum Klimaschutz

20 Unternehmen aus den Landkreisen München und Ebersberg haben sich zum Bündnis „Die Klimaneutralen“ zusammengeschlossen. Sie wollen Taten statt Worte sprechen lassen.
Landkreis – Gemeinsam gegen die Erderwärmung, für Energieautarkie und Klimaneutralität – das haben sich 20 Unternehmen als Ziel gesetzt. Initiiert von der Energieagentur Ebersberg-München, gründeten sie das Bündnis „Die Klimaneutralen“.
„Wir Unternehmer müssen umdenken und investieren, die Politik und die Verwaltung müssen die Rahmenbedingungen für die schnelle Umsetzung schaffen“, forderte Christoph Lohmüller von der Firma „Riedl Aufzugsbau“ aus Feldkirchen. Er ist sich sicher, dass Firmen nur überleben, wenn „wir uns verändern“. Viele Jahre wisse man bereits von der Klimaveränderung, „wir haben aber gehandelt, als gäbe es kein Morgen“. Lohmüllers Unternehmen verbrauche etwa zehn Prozent der Energie, das ein Windrad produziere. Daher sei sein Ziel, Freiflächen-Photovoltaikanlagen (PV) und Windräder aktiv zu unterstützen. Das seien Großprojekte, für die „wir als einzelnes Unternehmen zu klein sind, aber die wir gemeinsam, etwa im Bündnis der Klimaneutralen, schaffen“.
„Nun jedoch haben wir den Reset-Knopf gedrückt“
Um den Klimaschutz und die Energiewende voranzubringen brauche es gesamtgesellschaftliche Transformationsprozesse. „Um so erfreulicher ist es, dass Unternehmen nun als leuchtende Beispiele, Initiatoren und Vorbilder vorangehen“, lobte Landrat Christoph Göbel (CSU). Sein eigenes Haus, das Landratsamt, habe vor Jahren die gesteckte Energievision nicht umgesetzt. In Gegenteil. „Es war erschreckend, wie die Verbräuche in den Jahren 2006 bis 2014 sich um 25 Prozent erhöht haben“, sagte Göbel. „Nun jedoch haben wir den Reset-Knopf gedrückt. Wir sind auch Mitglied der Energieagentur geworden und beschäftigen uns unter anderem dem Thema der Dekarbonisierung.“
Dass auch Unternehmen etwas tun müssen, zeigen die Fakten. Für 42 Prozent des CO2-Ausstoßes im Landkreis München sind Industrie und Gewerbe verantwortlich, im Landkreis Ebersberg sind es 34 Prozent. „Alleine 9,7 Tonnen beträgt der jährliche Pro-Kopf-CO2-Ausstoß im Landkreis München“, so Göbel. Die prosperierenden Landkreise sieht sein Ebersberger Kollege Robert Niedergesäß (CSU) in der Verantwortung, dass die Zukunft intakt bleibt und „da müssen wir alle ein Stück dazu beitragen.“ Das sei nicht nur ökologisch entscheidend, „sondern auch ökonomisch“.

Bei den „Klimaneutralen“ haben sich große und kleine Firmen von Aying bis Zorneding aus unterschiedlichen Branchen zusammengeschlossen, die bereits Schritte zur Klimaneutralität unternommen haben. Seine Brauerei, berichtete Erich Schweiger aus Markt Schwaben, arbeitet seit 20 Jahren mit Ökostrom, hat eine 900-Quadratmeter-PV-Anlage auf dem Dach und ihren Fuhrpark auf Elektro- oder Hybrid-Autos umgestellt. „Geplant ein Blockheizkraftwerk mit einer Abwasser-Vorkläranlage, die Biogas erzeugt.“
„Wir dürfen nicht mehr so weitermachen“
Auch Johannes Rumpfinger hat seine Schreinerei in Hohenlinden mit PV-Anlagen überdacht, die Autos fahren elektrisch, nun folgt die klimaneutrale Umstellung der Heizung auf Pellets. „Bis 2030 wollen wir energieautark sein.“ Sein wichtigster Antrieb, klimaneutraler zu werden, seien seine drei Kinder. Er betont: „Wir dürfen nicht mehr so weitermachen wie bisher. Aber nun heißt es, nicht mehr nur reden, sondern handeln.“
Als Grundlage erfolgt eine Treibhausgasbilanz für alles Handeln der „Klimaneutralen“, die die Energieagentur für die Unternehmen erstellt. Es schließen sich Vor-Ort-Besichtigungen an, „bei denen wir gemeinsam einen Reduktionsfahrplan erarbeiten“, sagte Willie Stiehler, Geschäftsführer der Energieagentur. Die Reduktion soll vorrangig durch Maßnahmen im Betrieb erreicht, die Restemissionen durch Kompensation ausgeglichen werden. Dies können Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländer sein sowie ein Beitrag für regionale Projekte. „Wer heute das eigene Unternehmen auf den Weg zur Klimaneutralität bring trifft die strategisch richtige Entscheidung für die Zukunft“, so Stiehler.
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