Höhenkirchen-Siegertsbrunn -
Höhenkirchen-Siegertsbrunn - Nach einem hitzigen Schlagabtausch zwischen Bürgermeisterin und Vertretern des Arbeitskreis Asyl wegen des geplanten Wohnwagen-Dorfs haben sich am Ende die Wogen geglättet. Bei einem Treffen sagte Bürgermeisterin Ursula Mayer, es solle kein Nachtarocken geben. AK-Sprecher Franz Dielmann hatte die Wohnwagen-Lösung für anerkannte Asylberechtigte scharf kritisiert und als unzumutbar bezeichnet. Jetzt haben Vertreter des Gemeinderats, des AK Asyl und des Helferkreises sowie Pfarrer Toni Wolf das Gelände besichtigt.
Keine Wohnung
Wie berichtet, stehen auf dem angrenzenden Bauhofbereich in der Sportplatzstraße gegenüber den bestehenden drei Obdachlosen-Containern acht Wohnwagen, und auf dem Gelände ist noch Platz für zwei weitere. Vor allem anerkannte Asylberechtigte, die keine Wohnung finden, sollen dort unterkommen. Betroffen seien aber auch fünf Deutsche, wie Sachbearbeiterin Petra Jablonski betonte. Sie gab zu bedenken: „Denen wird das zugemutet, ohne, dass sich jemand für sie einsetzt.“
Während die Bürgermeisterin bei einer Pressekonferenz vor zehn Tagen von 38 Personen gesprochen hatte, denen in den kommenden Monaten die Obdachlosigkeit droht, ging sie nun von rund 30 Menschen aus. So habe sie von Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund erfahren, dass in Pullach eine Wohnung frei werde, zudem habe sie eine weitere in Aussicht gestellt bekommen, berichtete Mayer. Ab 5. November würden voraussichtlich die ersten Bewohner einziehen, in den kommenden Wochen könnten es an die 24 werden, erklärte Jablonski.
Mayer betonte, dass die Wohnwagen ein „absoluter Notfallplan“ und keine „Dauereinrichtung“ seien. Ob alle Wohnwagen tatsächlich gebraucht werden, „kann ich heute noch nicht sagen“. Das Ziel sei, alle Betroffenen in Wohnungen unterzubringen, was sich aber als sehr schwierig erweise. Sie habe diese Lösung als dringliche Anordnung erlassen. „So bin ich am Schluss die alleinige Schuldige und jeder kann auf mich einschlagen“, sagte Mayer.
Kein böser Wille
Sie war erbost über die Kritik, die Dielmann im Vorfeld geäußert hatte, denn er unterstelle der Gemeinde bösen Willen. „Wir machen und tun, und wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.“ Der AK-Sprecher sowie weitere Ehrenamtliche kritisierten die „Geheimniskrämerei“ im Vorfeld. Mayer habe die „Betroffenen nicht zu Beteiligten“ gemacht.
Dielmann sagte zudem, dass er sich große Sorgen um eine Familie aus Afghanistan mache, die derzeit noch im Ruf-Haus lebt. Der Mann sei schwer traumatisiert, die Frau schwanger mit dem dritten Kind. „Ich weiß, wie die Menschen leiden werden.“ Im Aufenthaltsraum würden die unterschiedlichsten Kulturen aufeinander treffen. „Für diese Familie habe sie eine Wohnung gefunden, sagte Mayer. Was das Zusammenleben im Wohnwagen-Dorf angehe, müssten die Bewohner lernen, friedlich miteinander umzugehen.
Kein Gefängnis
Zudem sprach sie diverse Gerüchte an, die im Ort über das Wohnwagen-Dorf kursierten. So werde das Gelände nicht abgesperrt, „das ist ja kein Gefängnis“.
In Folge der Diskussion erläuterte Rathauschefin Mayer Details, zu denen Dielmann und der AK Auskunft in einem Fragenkatalog gefordert hatten. Eine „Polarisierung“ kritisierte schließlich AK-Mitglied Liesl Öhlen und appellierte an beide Seiten, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Für Deeskalation sprach sich ein Neubürger aus. Der Mann, der nach eigenen Angaben Erfahrung in der Flüchtlingsarbeit hat, zeigte zum einen Verständnis für die Verwaltung, lobte zum anderen das Engagement der Ehrenamtlichen und riet: „Das Beste wäre, vertrauensvoll zusammenzuarbeiten.“ Bernadette Heimann