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Stadt schickt Patrouillen an den Gärtnerplatz

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Schlaflose Nächte: Hunderte Menschen feiern im Sommer bisweilen am Gärtnerplatz. Mancher Anwohner verwünscht sie dafür. © Bodmer Oliver

München - Eine Eingreiftruppe soll künftig den Streit zwischen Nachtschwärmern und Anwohnern am Gärtnerplatz schlichten.

Das Thema treibt die Anwohner des Gärtnerplatzes seit Jahren um – und den Bezirksausschuss an den Rande der Verzweiflung: In lauen Sommernächten belagern hunderte Feiernde bis spät in die Nacht den Platz, während sich manche Anwohner schlaflos im Bett wälzen. Eine wirkliche Lösung war lange nicht in Sicht. Jetzt keimt Hoffnung: Die Stadt will ab diesem Sommer ein neues Vermittler-Team losschicken. Dessen Aufgabe: dafür sorgen, dass Konflikte nicht eskalieren und die Interessen von Anwohnern und Feiernden ausgleichen – und das nicht nur am Gärtnerplatz.

Auch der Ärger an anderen Orten, an denen gern gefeiert wird, soll weniger werden. Etwa am beliebten Isarstrand oder an der „Feierbanane“, also der Sonnenstraße. Dort sind viele Leute meist friedlich beisammen, ein Eingreifen der Polizei wäre also unverhältnismäßig. Akim heißt die neue Eingreiftruppe, „allparteiliches Konfliktmanagement in München“. Fünf neue Stellen hat man für sie geschaffen. Vier Mitarbeiter sollen dort in der Stadt unterwegs sein, wo es Ärger gibt. Kommenden Sommer zunächst nachts am Gärtnerplatz. Durch eine spezielle Kleidung soll sie jeder als neutrale Ansprechpartner vor Ort erkennen.

Ein weiterer Mitarbeiter wird zur zentralen Anlaufstelle bei Konflikten im öffentlichen Raum und soll herausfinden, welche Hilfe genau vor Ort sinnvoll ist. Dabei soll er eng mit allen zusammenarbeiten, die bisher schon bei Konflikten im öffentlichen Raum aktiv wurden: So kümmern sich beispielsweise seit langem Streetworker um Drogenabhängige, Obdachlose oder schwierige Jugendliche. Zudem gibt es die Stelle für Gemeinwesenmediation. Etwa 30 Vermittler schlichten hier Konflikte in der Nachbarschaft, im Stadtteil oder in Schulen und Kitas.

Doch wie unterscheidet sich Akim von den bisherigen Angeboten? „Diese Mitarbeiter kümmern sich um Zielkonflikte, die eigentlich nicht vereinbar sind“, erklärt Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD). Die einen wollen sich am Gärtnerplatz amüsieren, die anderen schlafen. Es gehe darum, eine Lösung zu finden, mit der alle leben können, sagt Meier. „Dabei helfen klare Regeln, was toleriert wird und was nicht.“ Notfalls sollten diese Regeln mit Hilfe der Polizei durchgesetzt werden.

Als Vorbild dient ein ähnliches Projekt in Wien: Mit etwa 50 Mitarbeitern sorgt „SAM“ (sozial, aktiv, mobil) für ein verträgliches Nebeneinander im öffentlichen Raum und wird von „Problemgruppen“ ebenso als Ansprechpartner akzeptiert wie von Geschäftsleuten und Anwohnern. Das ist auch das Ziel für München. Ob es dafür nötig wird, mehr Leute einzusetzen, soll dem Stadtrat ein erster Bericht Ende des Jahres zeigen.

Die Stadträte aller Parteien befürworteten das neue Konzept. 360 000 Euro wird es die Stadt pro Jahr kosten. Weitere 160 000 Euro investiert sie in zusätzliche Streetworker. „München ist eine weltoffene Stadt, zur Nutzung des öffentlichen Raums ist jeder eingeladen“, sagt SPD-Stadtrat Christian Müller. „Doch dabei gibt es Grenzen, die eingehalten werden müssen.“ Um das zu erreichen, setze man auf Gespräche und nicht nur auf ordnungspolitische Instrumente. Auch Müllers Kollegin von den Grünen, Gülseren Demirel, sieht im Vermittler-Team ein „schlüssiges Konzept“ und hofft, „dass dadurch auch die Bezirksausschüsse entlastet werden“

Doris Richter

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