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„Bairisch wird überall gern gehört“

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Luise Kinseher ist in Geiselhöring aufgewachsen und lebt jetzt in München. foto: klaus Haag

München - Als Bavaria darf sie den Politikern jedes Jahr die Leviten lesen – und zwar auf boarisch: Luise Kinseher (43). Nun wird ihr die "Bairische Sprachwurzel" verliehen. Ein Interview mit der Preisträgerin.

Weil die gebürtige Niederbayerin als Kabarettistin und Schauspielerin auch sonst ihren Dialekt mutig in ganz Deutschland verbreitet, bekommt sie am Sonntag auf dem Gäubodenfest in Straubing die „Bairische Sprachwurzel“. Nach dem Papst, Christian Stückl, Haindling, Ringsgwandl und den Wellküren ist sie damit die erste Frau, die das Trumm Glas vom „Bund Bairische Sprache“ alleine bekommt.

Frau Kinseher, Sie müssen auch überall die Erste sein.

So ist das, wenn man als Frau in eine Männerdomäne eintaucht. Allerdings haben die Wellküren den Preis ja auch schon bekommen.

Sie sind in Niederbayern aufgewachsen, zum Studium nach München gezogen. Was hat das mit Ihrem Dialekt gemacht?

Da war es schon so, dass ich mir den Mund nicht wirklich aufmachen hab’ trauen, gerade im Germanistik-Studium.

Sind Sie als Mädel vom Land etwa schief angeschaut worden, wenn Sie bairisch geredet haben?

Man hat einen vorgefertigten Minderwertigkeitskomplex, wenn man mit eloquenten Menschen konfrontiert wird, die schnell und analytisch irgendwelche geisteswissenschaftlichen Zusammenhänge erklären können. Da ist der Bereich erreicht, wo das Bairische nicht mehr so gut funktioniert.

Vom schüchternen Hascherl ist aber nix übrig geblieben. Wie kam’s?

Ich habe in der Iberl-Bühne Theater gespielt und der Georg Maier hat immer den Schmeller (Bairisches Sprachlexikon, Anm. d. Red.) gewälzt. Dort hab ich viel Bairisch dazu gelernt – vor allem Ausdrücke, die ich vorher nicht verwendet habe. Stoderer, zum Beispiel, und Bixlmadam (aufgetakelte Frau). Oder Doagaff. Wissen Sie, was des ist?

Ist die Übersetzung druckfähig?

Ein Doagaff ist ein Depp.

Gott sei Dank. Das ist druckfähig.

Ja mei, sowas hab ich gelernt. Abends am Theater hab ich die Begriffe gepflegt, unter tags im Studium war ich eine ganz andere. Ich glaube, man muss halt beides können. Aber ich habe jetzt auf jeden Fall mehr Selbstbewusstsein als früher, damals hab ich mich schon sehr angepasst.

Ihre Abschlussarbeit haben Sie dann ja über den Kabarettisten Sigi Zimmerschied geschrieben. Doch noch ein Zeichen für den Dialekt. Glauben Sie, dass Kabarett auf Bairisch besonders gut geht?

Kabarett geht auch auf österreichisch und fränkisch gut. Die Tradition kommt aus dem Volkstheater. Man kann im Dialekt wunderbar schimpfen, Emotionen wiedergeben. Der Dialekt unterstützt eine bildhafte Sprache. Das hochdeutsche Kabarett kommt eher aus dem Literarischen.

Jetzt müssen Sie mir aber eines erklären: Im Oktober treten sie in Portugal auf, kurz darauf in Plauen, dann in Leipzig. Wie funktioniert das?

Der Auftritt in Portugal geht vom Goethe-Institut aus, da habe ich also deutsches Publikum. Und in Leipzig und Plauen hab ich auch deutsches Publikum (lacht).

Aber Sie spielen ja auf Bairisch! Verstehen die die Scherze? Oder bleibt’s da schon mal staad, wenn’s eigentlich lustig ist?

Das geht schon. Ich rede langsamer und ich benutze keine bayerischen Spezialausdrücke, zum Beispiel, ,ich hab an Suri’. Eine meiner Figuren spricht sehr stark Dialekt und ist ständig bsuffig. Auch wenn die Leute nicht verstehen, was sie genau sagt, finden sie die lustig. Der bayerische Dialekt ist bundesweit sehr beliebt, der ist sympathisch und wird gern gehört.

Haben Sie ein bayerisches Lieblingswort?

Das wechselt. Ich höre oft ein Wort und denke mir, das musst Du dir unbedingt merken. Schlampert zum Beispiel, ist total schön. Und der Fuß! Den erklär’ ich im Programm auch mal.

Machen Sie mal.

Es geht um Tricks, wie man einen Alligator-Angriff überleben kann. Der Witz ist: In Bayern geht der Fuß ganz rauf, bis übers Knie. In anderen Gegenden hört der schon unten auf, da ist der Fuß das Bein. Das Wort gibt’s bei uns gar nicht, das ist das Boa. Aber das ist wiederum der abgefieselte Knochen vom Hendl.

Sehr schön. Sie wissen was jetzt kommt. Jeder Sprachwurzel-Preisträger muss unser kleines Rätsel beantworten. Bereit?

Um Gottes Willen.

Was machen Sie mit einer Ziefern?

Stöpsel in meine Ohren. Das ist eine grantige, lästernde Frau mit einer hohen, kreischigen Stimme.

Gut. Wann haben Sie Ihren letzten Kniaschnaggla gehabt?

Hmm... A Schnaggla ist ein Schluckauf... Ach so: Wenn die Knie zittern. Vor Premieren und dem Nockherberg passiert mir das schon mal.

Auch bestanden. Letzte Frage: Wer ist für Sie der größte Muhackl?

Muhackl? Das sind lauter so oberbayerische Ausdrücke. Irgendein Schimpfwort wahrscheinlich.

Ein verschrobener, komischer Kerl.

Ja, da kenn ich tatsächlich einige. Aber die kennen Sie nicht.

Das Interview führte – selbstverständlich auf bairisch:

Carina Lechner

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