Fall Gurlitt: Kritik vom Zentralrat der Juden

München - Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Entscheidung der Augsburger Staatsanwaltschaft kritisiert, Cornelius Gurlitt einen Teil der beschlagnahmten Bilder bald zurückzugeben.
"Nachdem die ganze Sache über 18 Monate hinweg fast konspirativ behandelt wurde, ist nun der Schnellschuss einer pauschalen Rückgabe sicher auch der falsche Weg", sagte Zentralratspräsident Dieter Graumann der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagsausgabe).
Bei Fällen von möglicher Raubkunst seien "Sensibilität und Verantwortung gefragt". Es gehe "nicht nur um den Rechtsanspruch auf Restitution", der Fall habe auch eine "moralische und historische Dimension". Es liege nun in der Verantwortung der Politik, "den Opfern von damals zur Würde von heute zu verhelfen", sagte Graumann.
Die Staatsanwaltschaft Augsburg hatte am Dienstag erklärt, die "zweifelsfrei" zu seinem Eigentum zählenden Werke sollten Gurlitt "unverzüglich" zur Rücknahme angeboten werden. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" soll dies mehr als 300 Kunstwerke betreffen.
Polizei zeigt Nazi-Raubkunst aus Münchner Fund
In der Wohnung Gurlitts waren im vergangenen Jahr mehr als 1400 Kunstwerke gefunden worden. Sie sollen teils aus NS-Raubkunst stammen, könnten zum Teil aber auch zu der privaten Sammlung von Gurlitts Vater gehören. Die komplizierte Aufklärung der Besitzverhältnisse hat die Staatsanwaltschaft Augsburg übernommen. Gurlitt will die Werke, darunter viele Meisterwerke, zurück.
dpa