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Solche Plastikmüll-Fotos wollen wir nie wieder sehen – wir zeigen, wie es besser geht

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Von: Sarah Brenner

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Beim Anblick dieser Bilder bleibt so manchem Bürger glatt die Spucke weg: geschälte Eier, Bananen und sogar ColaDosen in Plastik. Im Internet sorgen die irren Auswüchse unserer Wohlstandsgesellschaft derzeit für Empörung. © Westermann, Green City eV, Utopia

Geschälte und eingeschweißte Bananen, Eier ohne Schale in Plastik verpackt – solche Fotos sorgen für Aufregung. Wir erklären, warum Plastik so gefährlich für die Umwelt ist, und geben Ihnen wertvolle Tipps, wie Sie den Müll vermeidenn.

Anmerkung: Zur Bebilderung dieses Artikels wurden Fotos von Utopia verwendet.

München - Was ist das denn bitte?! Da liegen in einem Supermarkt doch tatsächlich geschälte, in Plastik verpackte Eier im Regal! Dieser Schnappschuss, den ein Münchner im Netz veröffentlichte, wurde in einem Thüringer Laden aufgenommen – und löste eine Welle der Empörung aus. 

„Sorry, Natur, aber wir machen die besseren Verpackungen“, schrieb ein Facebook-Nutzer. Ganz nach dem Motto: Man entferne die natürliche Schale und ersetze sie durch eine künstliche. Willkommen in unserer Wohlstandsgesellschaft. Doch die gute Nachricht lautet: Es geht auch anders! Wir haben mit einer Münchnerin gesprochen, die vollkommen verpackungsfrei lebt. Außerdem zeigen wir Ihnen, wie auch Sie Ihren Plastikmüll reduzieren können. Verpack ma’s!

So viel Plastikmüll produzieren die Münchner im Jahr

Seit der Entwicklung von Plastik in den frühen 50ern haben wir weltweit mehr als 8,3 Milliarden Tonnen dieses Materials produziert. Das entspricht der Masse von 1,2 Milliarden ausgewachsener Elefanten!

Allein in München fallen jedes Jahr um die 8000 Tonnen Plastikmüll an. Erst vor ein paar Tagen hatte das Münchner Traditionsunternehmen Rischart mit seinen Guglhupf-Verpackungen aus Plastik für Aufsehen gesorgt. Nun will das Unternehmen dem Ruf seiner Kundschaft nach Papier-Kartonagen folgen und am Standort Marienplatz am heutigen Samstag eine Testphase starten.

Denn das Verzwickte an unserem Restmüll ist: Die meisten Kunststoffe bauen sich nicht von selbst wieder ab. Damit könnte der Plastikmüll, den wir heute produzieren, noch in ein paar tausend Jahren auf unserer Erde sein.

Das Problem am Plastikmüll: Die meisten Kunststoffe bauen sich nicht von selbst wieder ab.
Das Problem am Plastikmüll: Die meisten Kunststoffe bauen sich nicht von selbst wieder ab. © picture alliance / dpa

Damit München nicht im Müll versinkt, wird der Kunststoff verbrannt, den wir in den Restmüll werfen. „Durch die Verbrennung produzieren wir nicht nur Strom, sondern auch Fernwärme“, erklärt ein Sprecher des Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM). Das Heizkraftwerk Nord in Unterföhring, das von den Stadtwerken betrieben wird, versorgt rund 150 000 Haushalte mit Wärme.

Anders als der Restmüll wird der getrennt gesammelte Kunststoff stofflich verwertet – zu Granulat geschreddert, eingeschmolzen und zu neuen Produkten verarbeitet.

Verpackungsfrei leben - Ihr Weg aus der Wegwerf-Falle

Katrin Schüler ist ihn gegangen – den Schritt in ein verpackungsfreies Leben. „Ich habe mir schon immer Gedanken über mein Konsumverhalten gemacht“, erzählt die Soziologin, trotzdem sei es ein langer Weg gewesen bis zu ihrem konsequenten Nein vor etwa drei Jahren. Den finalen Anstoß, Plastik komplett aus ihrem Alltag zu verbannen, habe ihr ein Video über Zugvögel verpasst, deren Jungtiere qualvoll an den Auswüchsen unserer Wegwerfgesellschaft verendet sind. „Das zu sehen, hat mir in der Seele

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Katrin Schüler. © Westermann

wehgetan“, erinnert sich die 45-Jährige, „gerade als Mama.“ Also hat sie damit angefangen, ihr eigenes Konsumverhalten zu überdenken und bildlich zu dokumentieren. Sprich: „Ich habe ein Jahr lang alles aufgehoben, was sich an Plastikmüll in meinem Haus angesammelt hat – das Ergebnis war schockierend“, erinnert sie sich. Ein Ersatzteil hier, ein in Stanniolpapier eingepacktes Geschenk dort. „Das große Problem an der Sache ist, dass man seinen Mitmenschen gedanklich immer einen Schritt voraus sein muss.“ Egal, ob beim Einkaufen oder am Kiosk. „Mir passiert es immer noch, dass ich vergesse, mich nach recyclebarem Besteck zu erkundigen“, erzählt Schüler.

Hinzu kommt: „In dem Moment, in dem wir unseren Müll vor die Haustür stellen, geben wir nicht nur die Verantwortung, sondern auch die Kontrolle ab – wer garantiert uns, dass unsere Zahnbürsten auf dem Wertstoffhof und nicht im Ozean landen?“, fragt Schüler. Um die Kontrolle behalten zu können, fasste die Münchnerin vor etwa drei Jahren eben den wichtigen Entschluss: „Ich wollte künftig komplett ohne Plastik auskommen.“

Geschälte und in Plastik verpackte Eier seien nur der Gipfel des Eisbergs, so Schüler. „Das Problem fängt bei unseren Autos, Staubsaugern und Küchengeräten an.“ Für die Zukunft wünscht sich die Münchnerin ein konsequenteres Umdenken. Weg von der Annahme, dass unser Müll „nur ein niedliches Öko-Thema“ ist. „Wir haben es mittlerweile mit einer gravierenden Vermüllung zu tun“, mahnt Schüler, „und unser Planet geht uns schließlich alle an.“

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Plastikfreie Märkte in München

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© Haag

Muss Käse eingeschweißt und scheibenweise verpackt sein? Brauchen Paprika eine Plastikfolie? Hannah Sartin sagt ganz klar:. „Nein, es geht auch ohne!“ Genau so hat die 33-Jährige auch ihren Laden in der Schellingstraße genannt: Ohne, der verpackungsfreie Supermarkt (linkes Foto im Text). Während die Waren im Netto nebenan in glänzenden Klarsichthüllen über die Theke wandern, stehen in Hausnummer 42 Menschen mit Baumwollbeuteln und mitgebrachten Tupperboxen vorm Regal. An die 500 Produkte hat Sartin im Sortiment. Müsli, Nudeln und Nüsse kommen aus dem Zapfhahn, Essig und Öl gibt’s aus dem Glas. „Das Konzept wird sehr gut angenommen“, sagt sie.

Auch in der „Plastikfreien Zone“ (Haidhausen, Foto oben) kommt – wie der Name schon sagt – kein Plastik in die Tüte. Stattdessen werden die knapp 1500 Produkte, die der Laden führt, abgewogen und in kleine ­Papiertütchen oder Tupperboxen verpackt. Um so viele Münchner wie möglich von ihrem Konzept zu überzeugen, bieten die Inhaber regelmäßig Workshops an. Jeden ersten Mittwoch im Monat werden in der „Plastikfreien Zone“ neue Produkte vorgestellt und Erfahrungen ausgetauscht.

Kampf dem Müll: Die „Plastikfreie Zone“ in Haidhausen.
Kampf dem Müll: Die „Plastikfreie Zone“ in Haidhausen. © Michael Westermann

So reduzieren Sie ihren Alltagsabfall

Katja Stemmler (33) arbeitet für die Umweltschutzorganisation Green City. e.V. Vor ein paar Jahren hat die 33-Jährige damit angefangen, ausschließlich Bio-Produkte zu verwenden. Mit der Ernährung krempelte die Münchnerin ihr komplettes Konsumverhalten um. Obwohl es ihr am Anfang „nicht immer leicht gefallen ist“ auf künstliche Verpackungen zu verzichten, ist sie drangeblieben. In der tz gibt die zweifache Mama wertvolle Tipps, wie auch Sie Ihren Plastikmüll daheim reduzieren können.

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Katja Stemmler.

Auch, wenn Sie am liebsten von heute auf morgen plastikfrei leben würden – lassen Sie sich Zeit! Sonst ist es wie bei einer Crash-Diät, Sie halten nicht lange durch. Sinnvoller ist es, den Plastikmüll Schritt für Schritt zu reduzieren. Schauen Sie doch mal in Ihren Mülleimer – wo und wann fällt am meisten Müll an? Morgens im Badezimmer? Dann ersetzten Sie Ihr Duschgel durch eine Seife oder kaufen sich eine Zahnbürste aus Holz.

Versuchen Sie, in den ersten Wochen vor allem die Produkte durch ökologische Alternativen zu ersetzten, die Sie nur einmal anschaffen müssen. Stoffservietten zum Beispiel. Die lassen sich wunderbar waschen und wieder verwenden.

Wenn Sie einkaufen gehen, nehmen Sie einen Baumwollbeutel mit. Oder ein Glas – vor allem kleinere Läden füllen ihre Produkte gerne ab. So vermeiden Sie nicht nur Plastiktüten, sondern auch die zusätzliche Verpackung. Leicht zu vermeiden sind außerdem die typischen Kaffee-Becher. Bringen Sie Ihren eigenen mit!

Wenn Sie einen verpackungsfreien Supermarkt in der Nähe haben – wunderbar! Falls nicht, lassen Sie Ihren Einkauf liefern, zum Beispiel von der Ökokiste. Da kommt die Milch in Glasflaschen, das Gemüse unverpackt. Das Beste: Die Flaschen werden nach ein paar Tagen wieder abgeholt.

Seien Sie Ihren Kindern ein Vorbild. Wer ökologisch aufwächst, tut sich später leichter, plastikreduziert zu leben.

Lesen Sie auch: Aufgestaute Müllberge: Droht Europa ein Abfall-Chaos?

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