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Großmarkthalle: München sucht nach fünf Jahren wieder Investor - „Hätte doch schon alles fertig sein sollen“

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Von: Sascha Karowski

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So haben sich Architekten die neue Großmarkthalle vorgestellt.
So haben sich Architekten die neue Großmarkthalle vorgestellt. © Henn

Der Bau der Großmarkthalle wird ausgeschrieben. Das hat der Stadtrat entschieden. Oppositionsparteien kritisierten, dass bei dem Projekt fünf Jahre lang nichts passiert ist.

München - Seit 110 Jahren existiert der Großmarkt in Sendling. Mittlerweile gibt es sechs Verkaufshallen, sieben Umschlag-, Lager- und Kühlhallen, den Blumengroßmarkt, die Gärtnerhalle, zwei Kontorhäuser mit knapp 300 Büroräumen, die frühere Sortieranlage, die Feinkosthalle und den Fruchthof. Doch der Großmarkt ist marode. 2018 mussten sogar ganze Keller geräumt werden, weil ein Gutachten Leib und Leben von Menschen bedroht sah. Der Neubau der Halle ist daher dringend geboten, er verzögert sich aber immer wieder. Am Mittwoch nun hat der Münchner Stadtrat zugestimmt, das Projekt auszuschreiben.

Großmarkthalle München: Büschl und Stadtwerke müssen sich für Neubau bewerben

Wie berichtet, hatte die Stadt ursprünglich den Bau selbst schultern wollen. 2017 kassierten CSU und SPD die Pläne aber ein und wollten damals schon einen Investor suchen. Der schien zwei Jahre später mit dem Umschlagzentrum Großmarkt München (UGM) gefunden. Die Politik war auch deshalb von diesem Bewerber angetan, da die Stadt nicht hätte ausschreiben müssen, wenn die Händler vor Ort selbst bauen. Doch die Verhandlungen über einen Erbpachtvertrag zogen sich, und Ende vorigen Jahres übernahm die Grünwalder Investorengruppe Büschl (Paketposthalle) die UGM.

Damit änderten sich die Modalitäten. Die Stadt muss das Projekt nun europaweit ausschreiben, sonst gibt es Probleme mit dem Wettbewerbsrecht. Zwischenzeitlich meldeten auch die Stadtwerke Interesse an dem Bau der Halle an, um das Gelände eventuell mitnutzen zu können – etwa für Elektroladeanlagen für E-Busse.

Grünen-Chefin Anna Hanusch trauerte im Plenum der Entscheidung aus 2017 nach, den Bau an einen Investor zu vergeben. „Ideal wäre es gewesen, wenn wir selbst gebaut hätten.“ Klar sei aber, dass man alles dransetzen werde, den Markt in der Stadt zu halten. „Er gehört zu Sendling und ist Teil der Daseinsvorsorge.“

Großmarkthalle München: „Wir haben keine Zeit mehr, um alles umzuschmeißen“

Das Ziel, im Jahr 2030 den Neubau zu eröffnen, sei ambitioniert, sagte auch SPD-Stadträtin Kathrin Abele. Dennoch: „Wir haben keine Zeit mehr, um alles umzuschmeißen.“ Dass die Halle in einem desolaten Zustand sei und die Stadt in den nächsten Jahren mehrere Millionen Euro wird investieren müssen, um wenigstens den Status Quo zu halten, mache es nicht leichter. „Wir müssen sehen, dass die Halle noch bis 2030 hält.“

CSU-Stadtrat Alexander Reissl begrüßte, dass sich für das Investorenmodell erneut eine Mehrheit finde. „Wenn man sich vor Augen führt, wie groß heute schon der Berg an Investitionen für die Stadt München ist, sollten alle froh sein, wenn solch ein Milliardenprojekt nicht mehr dazu kommt.“ Die Kostenschätzung umfasst neben dem Bau der Halle auch den von Wohnungen und Büros.

Bayernpartei-Stadtrat Richard Progl: „Es hätte doch schon alles fertig sein sollen“

Durch die Investorenlösung hatte sich der Stadtrat jedoch bereits 2017 ein rascheres Vorankommen erhofft. Bayernpartei-Stadtrat Richard Progl legte den Finger genau in diese Wunde: „Es hätte doch schon alles fertig sein sollen.“ Fünf Jahre lang sei nichts passiert. „Wenn wir die Beiträge von CSU und SPD hören, könnte man meinen, Ihr wart damals nicht dabei.“ Er jedenfalls stimme nur zu, um das Projekt nicht weiter zu verzögern.

Linke und ÖDP votierten gegen die Vergabe. Die Fraktionen hätten es lieber gesehen, wenn die Stadt selbst gebaut hätte. Linken-Chef Stefan Jagel: „Ich war schon irritiert, dass das zwischenzeitlich so dargestellt wurde, als könne die Stadt nur Wellblechhütten bauen.“

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