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Warum machen in München reihenweise Blumenläden zu?

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Von: Nina Bautz

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Ein Blumenladen in Schwabing, München.
Ein Blumenladen in Schwabing. © IMAGO / imagebroker / Manfred Bail

Wer Blumen kaufen will, muss immer weitere Wege auf sich nehmen. Ein großer Teil der Geschäfte hat in den vergangenen Jahren zugemacht. Unsere Zeitung hat die Gründe dafür gesucht.

München - Ein letztes Mal nimmt Gustl Baur (73) den Besen in die Hand und fegt durch seinen leeren Laden. 43 Jahre hat er hier an der Albert-Roßhaupter-Straße in Sendling Blumensträuße gebunden, Gestecke für Feiern kreiert, Trauergäste getröstet und Hochzeitspaare beglückwünscht. Das Traditionsgeschäft Blumen Baur ist nach 123 Jahren nun Geschichte. Es ist nur ein Beispiel für das große Blumenladen-Sterben in München.

Die Liste der Läden, die kürzlich geschlossen haben, ist lang: Blumen Fuchs in Bogenhausen ist ein Beispiel, die Tischerie im Westend, das Blumenladen-Café Koffischop im Glockenbachviertel… Ende Juni schließt auch „Der Blumenladen“ an der Klenzestraße nach 42 Jahren. Die Gründe sind unterschiedlich.

Blumenladen-Sterben in München: Was steckt dahinter?

Laut Bundesverband Deutscher Floristen gibt es derzeit rund 10.000 Blumenläden in Deutschland. „Das sind etwa 30 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren“, sagt der Präsident Klaus Götz. Ähnlich verhalte es sich mit dem Nachwuchs: Vor zehn Jahren habe es etwa 30 bis 40 Prozent mehr Lehrlinge in dieser Branche gegeben. „Der Nachwuchsmangel ist auch bei uns der entscheidende Faktor. Das hat verschiedene Gründe: Eine Ausbildung im Handwerk ist im Vergleich zu einem Studium immer weniger angesehen, dazu kommen die geburtenschwachen Jahrgänge.“ Weitere Faktoren für das Sterben der Blumenläden sei unter anderem die Konkurrenz im Lebensmitteleinzelhandel. „Im Lockdown hat dieser das Blumensortiment erweitert. Die Konkurrenz war groß, bessert sich aber langsam wieder.“

Bei Gustl Baur am Sendlinger Friedhof hat schließlich die Personalfrage den Ausschlag gegeben. „Nachdem eine Mitarbeiterin gekündigt hat, habe ich über Aushänge, Inserate und übers Arbeitsamt versucht, Ersatz zu finden. Aber nicht eine einzige Bewerbung kam.“ Er versteht das nicht. „Klar, der Verdienst ist nicht riesig. Man macht sich die Hände schmutzig und bekommt kalte Füße… Aber das ist doch ein solch schöner, kreativer Beruf.“

„Blumen waren schon immer Luxusartikel“ - gibt es bald keine Blumen mehr in München?

Der Florist wird besonders seine Stammkunden vermissen. Und die vielen besonderen Aufträge in München: Einmal hat er die Dekoration für Franz Beckenbauers Geburtstag gemacht, viele Blumen in der Münchner Gastronomie stammen aus seinem Geschäft. Aber, wenn er ehrlich ist, ist der Job immer härter geworden in letzter Zeit. „Seit Corona werden die Kunden weniger. Die Leute sparen bei den Blumen. Dazu unsere gestiegenen Kosten.“

Immer mehr ältere Ladenbesitzer würden früher aufhören, erzählt ein Blumen-Großhändler unserer Zeitung. Viele hätten Existenzängste und verlängerten ihren Miet- oder Pachtvertrag aus Sorge um die Zukunft nicht mehr. „Die Mieten und die Nebenkosten steigen. Dazu kommt, dass einige Pflanzen durch die Energiekosten – vor allem für das Heizen in Gewächshäusern – um 50 oder 100 Prozent teurer geworden sind. Blumen waren schon immer ein Luxusartikel, die braucht keiner zum Leben. Da sparen die Leute jetzt dran.“

Immer mehr Blumenladen in München schließen - Floristenverbands-Chef hat Hoffnung

Auch wenn Gustl Baur mit seinen 73 Jahren einen entspannten Ruhestand verdient hätte: Er kann seinen geliebten Beruf noch immer nicht ganz aufgeben. Baur hilft künftig bei einer anderen Firma aus, kümmert sich unter anderem um die Trauerfloristik. „Ich bin einfach Florist mit Herz und Seele, das kann man nicht abstellen.“

Floristenverbands-Chef Klaus Götz will die Hoffnung auf eine blühende Zukunft nicht aufgeben: „Blumen sind etwas Emotionales. Sie sorgen für positive Gefühle, gerade in schwierigeren Zeiten.“

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