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Hugendubel schließt Stammhaus am Salvatorplatz

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Seit 1893 gibt es einen Hugendubel am Salvatorplatz, zuletzt mit Büchern auf Englisch. 2012 wird er geschlossen. © Haag

München - Die älteste Filiale der Traditions-Buchhandlung Hugendubel macht im Jahr 2012 dicht. Die ungünstige Lage und die Internet-Konkurrenz sind offenbar dafür verantwortlich.

An diesem Ort hat einmal alles begonnen: Im Jahr 1893 übernahm ein gewisser Heinrich Hugendubel einen kleinen Buchladen am Salvatorplatz – und legte damit den Grundstein für ein Unternehmen, das aus München, und aus ganz Deutschland, nicht mehr wegzudenken ist: Die Buchhandlung Hugendubel mit heute bundesweit 39 Filialen. Doch ausgerechnet die erste von ihnen, das Haus am Salvatorplatz, muss schließen.

Dies bestätigte eine Hugendubel-Mitarbeiterin unserer Zeitung am Montag. Auch der Vorsitzende des Hugendubel-Betriebsrats in München, Uwe Kramm, sagte, die etwa acht bis zehn Mitarbeiter seien bereits informiert worden, dass das Haus mit dem Auslaufen des Mietvertrages im Jahr 2012 nicht mehr weitergeführt werde. Ihnen seien aber Arbeitsplätze in den anderen acht Münchner Hugendubel-Filialen angeboten worden.

Die Hugendubel-Geschäftsleitung war wegen des Feiertags für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Gründe für die Schließung scheinen jedoch offensichtlich. Der Standort der Filiale ist äußerst ungünstig. Sie liegt zwar direkt beim Literaturhaus, jedoch abseits der üblichen Routen der Einkäufer. Viele zieht es da eher in die benachbarten Fünf Höfe, in denen es eine weitere Hugendubel-Filiale gibt. Im Jahr 2004 hatte die Geschäftsleitung noch einen neuen Anlauf versucht, indem sie in der Filiale am Salvatorplatz einen „Bookshop“ mit englischsprachiger Literatur einrichtete – doch offenbar ohne durchschlagenden Erfolg.

Zudem hat das Unternehmen bekanntermaßen auf dem schwierigen Buchmarkt zu kämpfen. Die Konkurrenz durch Internet-Angebote wie „Amazon“ macht ihm zu schaffen. 2009 musste Hugendubel 180 Mitarbeitern kündigen. 2011 wird zudem eine Filiale in Nürnberg geschlossen. Dem Vernehmen nach soll die Geschäftsleitung prinzipiell alle Filialen auf den Prüfstand stellen – und weitere Stilllegungen nicht ausschließen.

Droht also auch anderen Münchner Filialen das Aus? Im Internet kursieren sogar Gerüchte, wonach die Filiale am Stachus in Gefahr sei. Doch Geschäftsführer Maximilian Hugendubel dementierte dies dem Magazin „Buchreport“ gegenüber entschieden: „Wir haben dort einen laufenden Mietvertrag und werden in diesen Standort investieren“, wird Hugendubel zitiert.

Auch Kramm glaubt nicht an die Schließung einer weiteren Filiale in München. „Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Allerdings fürchte er, dass es insbesondere außerhalb der Stadt einen weiteren Arbeitsplatz-Abbau geben könnte. „Deshalb unterstütze ich die Forderung von Verdi nach einem Sozialtarifvertrag.“ Der solle Regeln für den Fall weiterer Stilllegungen aufstellen – etwa darüber, inwieweit den Mitarbeitern im Ernstfall neue Arbeitsplätze angeboten werden und wie es mit Abfindungen für sie aussieht.

Johannes Patzig

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