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Aus nach 160 Jahren: Wachszieher am Münchner Dom muss schließen - „Ganzes Lebenswerk geht Bach runter“

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Von: Nina Bautz

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Wachszieher Franz Fürst stellt in seiner Werkstatt Kerzen her.
Wachszieher Franz Fürst stellt in seiner Werkstatt Kerzen her. © Marcus Schlaf

Der Wachszieher am Dom Franz Fürst muss nach 160 Jahren sein Geschäft zuschließen. Dem Kerzen-König wurde wegen Eigenbedarfs gekündigt.

München – Zehn Stunden Handarbeit für eine mittelgroße Kerze: Der Beruf von Franz Fürst (59) bedarf viel Geduld. Fürst ist Wachszieher in fünfter Generation und verkauft seit über 30 Jahren am Münchner Dom seine Kunst. Nun muss er seinen Laden zum Jahresende schließen, beim Kerzen-König geht das Licht aus. Damit stirbt ein Teil einer ganzen Zunft.

Wachszieher am Dom Franz Fürst gekündigt: Familienbetrieb nach 160 Jahren vor dem Aus

„Unsere Vermieterin hat uns im Frühjahr wegen Eigenbedarfs gekündigt“, erzählt Franz Fürst. Er sei „furchtbar enttäuscht. Damit geht ein ganzes Lebenswerk den Bach runter.“ 160 Jahre gibt es den Familienbetrieb schon. Fürst beliefert Kirchen wie den Frauendom, erfüllt aber auch persönliche Wünsche privater Kunden bei beispielsweise Tauf- oder Hochzeitskerzen.

Der Wachsziehermeister legt Wert auf Qualität. Im übrigen Handel gäbe es meist nur gepresste Kerzen aus Pulver. Seine gezogenen Kerzen seien stabiler, tropfsicherer und würden länger brennen. Zu allem Überfluss ist nach tz-Informationen auch die Zukunft des zweiten traditionellen Kerzengeschäfts – Sebastian Wesely am Rindermarkt – ungewiss.

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Tradition der Wachszieher in Gefahr: Fürsts Angestellte eröffnet neues Geschäft

Die letzten ihrer Zunft sind in Gefahr – Nachwuchs kommt kaum nach, weiß Fürst. „In einem Lehrjahr haben wir derzeit nur noch fünf bis zehn Azubis – in Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen.“ Die Suche nach einem neuen, bezahlbaren Laden hat Franz Fürst schnell aufgegeben. „Ich habe bislang eine kleine Miete gezahlt. Ich bin fast 60 Jahre alt – da lohnen sich die hohen Ausgaben für etwas Neues nicht mehr.“ Zumindest seine Sendlinger Werkstatt will er behalten und die Kirchen weiter beliefern. „Ob sich das rentiert, wird sich zeigen …“

Einen Trost gibt‘s: Fürsts Angestellte Claudia Slanzi (46), die als Künstlerin für die Verzierungen verantwortlich ist, wird ab Januar am Sendlinger Tor ein Kerzen-Geschäft aufmachen. Sie sagt: „Ich werde nicht zulassen, dass diese Tradition endet.“ Nina Bautz

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