Konzertsaal: Heubisch prüft die Insel
München - Bayerns Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) darf untersuchen lassen, ob und wie man einen Konzertsaal vor dem Deutschen Museum platzieren könnte. Der Landtag genehmigte ihm gestern das Geld für die Studie – verbunden mit einiger Kritik.
Nach langer Diskussion darf Wolfgang Heubisch eine Machbarkeitsstudie für einen Konzertsaal auf der Museumsinsel durchführen lassen. Der Haushaltsausschuss des Landtags bewilligte dem Kunstminister die 200 000 Euro, die dafür nötig sind – Geld, welches das Gremium Heubisch zuvor gesperrt hatte, weil man das Saal-Projekt als zu vage bezeichnete. Der Meinung waren auch gestern noch viele Abgeordnete. Sogar Heubischs eigener Parteifreund Georg Barfuß konnte sich Kritik nicht verkneifen. Da sei doch einiges „ungeschickt dargestellt“ worden, sagte der FDPler. „Ich wäre handwerklich anders vorgegangen.“
Denn viele Abgeordnete fühlen sich überrumpelt und mangelhaft informiert. Bereits am Tag zuvor hatte SPD-Frau Isabell Zacharias im Kulturausschuss moniert, sie habe aus der Zeitung von Heubischs Plänen erfahren. Zum Finanzierungsrahmen sei zudem noch gar nichts bekannt.
Die Kosten wolle er mit der Machbarkeitsstudie ja gerade herausfinden, betonte der Minister. Sie solle zeigen, mit welchem Aufwand man den Kongresssaal auf der Museumsinsel zum Konzertsaal umfunktionieren könnte – oder ob man ihn abreißen müsste. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz – gegen den sei aber vor 20 Jahren schon massiv verstoßen worden, als das Forum der Technik in den alten Kongress-Bau implantiert wurde, betonte Heubisch. Es ist kein Geheimnis, dass er einen Abriss bevorzugt. Die Studie soll die Anforderungen an den künftigen Saal aufzeigen und auch die Bedürfnisse des Deutschen Museums berücksichtigen. In spätestens sechs Monaten soll sie fertig sein.
Ansonsten sparte sich Heubisch auch gestern konkretere Angaben. Er wiederholte einmal mehr, dass die gute Auslastung der bestehenden Münchner Konzertsäle Potenzial für einen weiteren nahe lege, dass das weltberühmte BR-Symphonieorchester endlich ein eigenes Zuhause brauche, dass man Synergieeffekte mit dem Deutschen Museum erzielen wolle – und dass das Projekt auf großherzige Spenden angewiesen sei.
Für Susann Biedefeld (SPD) war diese geringe Auskunftsfreudigkeit „eine Unverschämtheit“ – gerade, wo die Staatsregierung versprochen habe, Schulden abzubauen. Und Claudia Stamm (Grüne) warf Heubisch vor, er wolle mit der Studie „Pflöcke einziehen“, obwohl die Debatte, ob der Saal überhaupt nötig sei und wo er stehen solle, noch gar nicht zu Ende geführt sei. Was sei mit Nürnberg als Standort? Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) hatte seine Stadt am Mittwoch ins Spiel gebracht. Stamm: „Das Symphonieorchester des BR gehört nicht München.“ Generell werde das Pferd mit der Machbarkeitsstudie „von hinten aufgezäumt“. Rot-Grün stimmte also dagegen.
Die CSU stellte sich hinter Heubisch, obwohl ein guter Teil der christsozialen Abgeordneten – insbesondere aus finanziell minderbemittelten Landesteilen – sich nur zähneknirschend mit dem Prestige-Projekt in der Hauptstadt anfreunden will. Der Abgeordnete Philipp von Lerchenfeld attestierte der von der Opposition angestoßenen Diskussion „Provinzialismus, Kleingeistigkeit und Kulturbanausentum“. Manfred Pointner (Freie Wähler) betonte, es gebe von der Finanzierung bis zu den Stellplätzen – „eine Tiefgarage unter der Isar?“ – noch viel zu klären. Das könne aber auch bis nach der Machbarkeitsstudie warten. Und FDP-Mann Barfuß gab dem Parteifreund Heubisch dann eben doch Recht: „München konkurriert mit Berlin, Wien und Mailand. Wir brauchen den Saal.“
Johannes Löhr