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Wirbel um „Letzte Generation“: Lesch bei Gespräch mit Demo-Teilnehmer gefilmt – „Rote Linie überschritten“

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Von: Lukas Schierlinger

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Der Besuch war ihm ein wichtiges Anliegen: Harald Lesch tauscht sich bei einer Kundgebung der „Letzten Generation“ in München mit anderen Teilnehmern aus.

München – „Jetzt muss man euch unterstützen. Nach dieser Sch****, das kann nicht wahr sein“, schimpft Harald Lesch (62), da hat ihn die Handykamera noch gar nicht eingefangen. Der renommierte Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist hat am Donnerstagabend (25. Mai) an einer von der „Letzten Generation“ initiierten Kundgebung in München teilgenommen. Thema der Demonstration und Wurzel von Lesch‘ Rage: Die Behandlung, die die Klima-Aktivisten jüngst von Polizei und Justiz erfahren hatten.

Razzia gegen Mitglieder und Website der „Letzten Generation“ gesperrt: Lesch sieht „rote Linie überschritten“

Bundesweit hatten Ermittler Anfang der Woche Wohnungen von Mitgliedern der „Letzten Generation“ durchsucht, auch München und Augsburg waren betroffen. Offizieller Aufhänger war der „Tatvorwurf der Bildung beziehungsweise Unterstützung einer kriminellen Vereinigung“. Im Zuge der Razzia wurde die Website der „Letzten Generation“ gesperrt. Reichlich Diskussionsstoff bot der Informationstext, der in der Folge dort erschien: „Die Homepage der ‚Letzten Generation‘ wurde im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft München – Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) – durch das Bayerische Landeskriminalamt beschlagnahmt. Die Letzte Generation stellt eine kriminelle Vereinigung gemäß §129 StGB dar! (Achtung: Spenden an die Letzte Generation stellen mithin ein strafbares Unterstützen der kriminellen Vereinigung dar!).“

Harald Lesch bezieht sich darauf, wenn er sagt: „Für mich wurde eine rote Linie überschritten. Euren Aktionen muss man nicht immer zustimmen. Aber es kann nicht sein, dass man euch behandelt, wie Kriminelle.“ Ein Demonstrationsteilnehmer hat festgehalten, wie der TV-Physiker die jüngsten Vorkommnisse im Herzen von München mit einem jungen Mann bespricht – und das Ergebnis auf Twitter verbreitet. Für seine klaren Aussagen erhält Lesch dort viel Lob. „Es gibt sie auch, die guten, alten weißen Männer. Zwei Daumen hoch für Lesch“, kommentiert eine Nutzerin.

Für Wirbel sorgte vor allem die von der Justiz gewählte Formulierung auf der beanstandeten Website. „Ob jemand kriminell ist oder nicht, wird in Deutschland immer noch von einem unabhängigen Gericht festgestellt.“ – Kommentare wie dieser verbreiteten sich in Windeseile auf Twitter. Inzwischen wählen die Behörden eine etwas defensivere Taktik.

Homepage-Hinweis inzwischen gestrichen: Sprecher nennt ihn „missverständlich“

Gegenüber buzzfeed.de von IPPEN.MEDIA erklärte der Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft München, dass lediglich ein Anfangsverdacht bestehe, wonach es sich bei der „Letzten Generation“ um eine kriminelle Vereinigung handeln könnte. Das gebe die Warnung auf der Website nicht wieder. Aufgrund dieser Missverständlichkeit wurde inzwischen veranlasst, den Hinweis zu streichen“, so der Pressesprecher.

„Bei euren Maßnahmen gibt es den strafrechtlichen Stand der Nötigung“, erklärt Lesch in München in Richtung der Aktivisten. „Das rechtfertigt aber auf keinen Fall irgendwelche Razzien. Ihr seid keine Mafia.“ Der Protestmarsch hatte sich am Donnerstagabend gegen 19.30 Uhr vor dem Alten Rathaus in Bewegung gesetzt. Etwa zwei Stunden später kamen die Teilnehmer am Odeonsplatz an. Ein Großaufgebot der Polizei begleitete die Kundgebung. (lks)

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