Was für ein Theater! Die Park-Posse am Gärtnerplatz

Enttäuschung am Gärtnerplatz: Am Mittwoch musste die Vorstellung von Rossinis La Cenerentola ohne Dekoration gezeigt werden. Der Grund: Die Stadt hatte es noch nicht geschafft, eine Halteverbotszone im Ladebereich auszuweisen.
München - Kein rotes Auto auf der Bühne, keine nachgebildete Schulklasse, auch keine Venusgrotte à la Schloss Linderhof: Am vergangenen Mittwoch musste die Vorstellung im Theater am Gärtnerplatz von Rossinis Oper „La Cenerentola“ ohne Dekoration gezeigt werden – zur großen Enttäuschung des Publikums.
Saniertes Theater hat eine neue Ladezone
Damit war für das Gärtnerplatztheater ein Ernstfall eingetreten, der sich schon länger abgezeichnet hatte. Schuld an allem sind parkende Autos in der Reichenbachstraße direkt gegenüber dem Anlieferungsbereich, wo die Dekorationscontainer ins Haus gefahren werden – wenn dies denn klappt.
Vor der Sanierung des Hauses wurden die Kulissen über die Klenzestraße gebracht. Im Zuge der Umgestaltung verlegte man die Ladezone in die Reichenbachstraße. Schon 2013 hatte das Gärtnerplatztheater daher bei der Stadt München angemeldet, dort ein absolutes Halteverbot auszuweisen. Doch nichts geschah.
Kulissenteile für die Bühne lagern in Poing
Das Kulissenlager des Theaters befindet sich in Poing, weil in der Innenstadt kein Platz dafür ist. Immer wieder müssen daher die Lkw-Züge mit ihren sechzehneinhalb Metern Länge umständliche Manöver ausführen. Der Anhänger mit dem Container wird rückwärts in den Lade-bereich bugsiert und anschließend die Zugmaschine abgekoppelt. Danach werden die szenischen Elemente auf die Bühne gebracht. Selbst wenn die Autos in der Reichenbachstraße „vernünftig parken“, wie es Heiko Pfützner, der Technische Direktor, formuliert, muss jeder Sattelzug 45 Minuten lang rangieren.
Das Problem: Für die Aufführungen werden bis zu sieben Container angeliefert. Am vergangenen Sonntag wurde es zu knapp, die leichteren Dekorationsteile für die Oper „Martha“ konnten allerdings mitten auf der Reichenbachstraße mit vereinten Kräften per Hand entladen werden. Für die gewichtigere Ausstattung von „La Cenerentola“ mit ihren vier Containern war das am Mittwoch keine Lösung. Zwar wurde der Halter eines falsch parkenden Autos ermittelt, doch dauerte dies zu lange. Die Theaterleitung entschied: Die Vorstellung muss ohne Szenerie auskommen.

So reagiert das Gärtnerplatztheater auf das Problem
Wer sich im Haus erkundigt, hört entweder wütendes Zähneknirschen, andere müssen sich mit Schimpfworten zurückhalten. Warum das Halteverbot von der Stadt verschleppt wurde, warum die Situation und die Dringlichkeit einer Neuregelung nicht erkannt wurde, all das kann sich am Gärtnerplatz keiner genau erklären. Immer wieder wurde bei der Stadt nachgefragt – vergebens. Der dafür zuständige Vertreter des Kreisverwaltungsreferats war dafür am Freitag nicht zu erreichen. Ein Sprecher der Behörde wies lediglich darauf hin, dass an einer solchen Regelung drei Referate beteiligt werden müssten, dies sei „eine etwas umständliche Aufteilung“.

Halteverbotsschilder am Theater
Immerhin wurde jetzt von den Behörden reagiert. Vorübergehend aufgestellte Schilder zeigen ein absolutes Halteverbot zwischen 6 und 22 Uhr an. Diese Regelung soll bis zu einer endgültigen Lösung gelten. Die Besucher des Theaters können also beruhigt sein. „Nussknacker“, „Martha“ oder „Hänsel und Gretel“ dürften mit Kulissen über die Bühne gehen. Vorausgesetzt, die Autofahrer machen mit: Am Freitag wurden in der Reichenbachstraße eine Reihe von Falschparkern gezählt.
Von Markus Thiel