1. Startseite
  2. Lokales
  3. München

Probleme in der Messestadt: Polizei fordert häufig „massive Unterstützung“ an – Anwohner sind sich nicht einig

Erstellt:

Von: Nadja Hoffmann

Kommentare

Junges Viertel mit Problemen: die Messestadt in Riem.
Junges Viertel mit Problemen: die Messestadt in Riem. © Jens Hartmann

Wie viel Sicherheit braucht die Messestadt Riem? Eine Antwort auf diese Frage sollte bei einer Podiumsdiskussion gefunden werden. Es zeigte sich: Die Ansichten gehen teils weit auseinander.

München - Rauschgift, Gewalt, Vandalismus: Die Messestadt Riem gilt seit Jahren als einer der Brennpunkte der Stadt. Trauriger Höhepunkt der Kriminalitätskurve: der Mord an einem 21-Jährigen nach einem gescheiterten Drogendeal im vergangenen Sommer. Als der Haupttäter damals verhaftet werden soll, greifen über 20 Sympathisanten die Polizei an. Ausnahmezustand! Böller-Randale dann am Silvestervorabend: „Hier sah es aus wie im Krieg“, erzählt eine Anwohnerin.

Besorgte Anwohner in der Messestadt Riem: Bandenkriminalität treibt sie um

Es gibt Nachbarn, die sich nicht mehr sicher fühlen. Angst haben. Im Kulturzentrum Kopfbau sind sie am Donnerstag zusammengekommen, um mit anderen Bewohnern des Viertels, Lokalpolitikern und Sozialpädagogen über die Problematik zu sprechen. Ihre Frage an diesem Abend: „Wie viel Sicherheit braucht die Messestadt?“ Die Antworten darauf sind sehr unterschiedlich, Ansichten teils komplett gegensätzlich. Auf der einen Seite: Das „Wir sind die Messestadt“-Gefühl der Menschen, die seit den späten 1990er-Jahren das neue Viertel auf dem alten Flughafengelände bewohnen. Menschen, die sich hier Eigentum gekauft haben und gern vor den Toren der Stadt leben. Auf der anderen Seite: die ungute Entwicklung, die der Mix aus über 100 Nationen, großflächigem Sozialwohnungsbau und fehlenden Strukturen nimmt. Die Folge: steigende Bandenkriminalität.

„Wir haben eine Drogenproblematik“, erklärt Rudolf Amon, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion 25 Trudering-Riem mit 85 Beamten. Sie bekommen vier bis fünf Mal pro Woche „massive Unterstützung“ von geschlossenen Einheiten: 20 zusätzliche Polizisten, die im Viertel und seinen markanten Orten präsent sind - etwa am Platz der Menschenrechte, am Riemer Park und im Einkaufzentrum. Dort halten sich die auffälligen Jugendlichen auf, dort kommt es zu Problemen.

Weitere beliebte Treffpunkte laut Amon: Tiefgaragen und Keller. Hier werden Drogengeschäfte getätigt, die besser nicht gestört werden sollten. Manche Nachbarn machen, wie sie bei der Podiumsdiskussion erzählen, einen Bogen um Gruppen von Heranwachsenden. Manche fahren am Abend nur noch mit dem Taxi von der U-Bahn heim. Andere fühlen sich sicher und hatten noch nie Probleme.

München: Noch keine Anklage nach Milieu-Mord

Einig sind sich die rund 100 Besucher bei Talk im Kopfbau, dass es der Messestadt an dem fehlt, was ein lebendiges Viertel ausmacht: Cafés, ein Kino, Sportangebote und Orte, an denen man gerne zusammenkommt. Für die Heranwachsenden gibt es zwar das Jugendzentrum Quax. So gut die Möglichkeiten dort sein mögen: In der Diskussion zeigt sich, dass es für die Jugendlichen, die Angst und Schrecken im Viertel verbreiten, weniger eine Adresse ist.

Zwischen 16 und 18 Jahre alt waren die Täter beim Milieu-Mord im August 2022. Einer von ihnen kam aus der Messestadt. Hier fand auch das Drogengeschäft statt, das der 21-jährige Coburger, der dafür extra angereist war, nicht überlebt hat. Von den vier Festgenommenen sitzen der Haupttäter und der Mittäter in Untersuchungshaft - noch hat die Staatsanwaltschaft keine Anklage gegen sie erhoben.

Auch interessant

Kommentare