Projekt "Wohnen für alle" am Dantebad: Neue Pläne nach Kritik

München - Einzimmer-Wohnhäuser - und wo bleiben die Familien? Die Kritik am städtischen Programm "Wohnen für alle" zeigt Wirkung. Die ursprünglichen Pläne sind vom Tisch.
Noch vor zwei Wochen hatten prominente Vertreter der Rathaus-Koalition betont, dass die Stadt das Programm „Wohnen für alle“ nicht mehr verändern werde. „Das ist beschlossene Sache“, hieß es. Jetzt hat die Stadt dem Druck der Bürger, vor allem der Anwohner des Dantebads, doch nachgegeben. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) persönlich wies die städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag an, vom bisherigen Plan, ausschließlich Einzimmerappartements zu bauen, abzurücken. Stattdessen werden nun auch Einheiten mit zwei oder drei Zimmern realisiert. Die größeren Wohnungen sollen Familien vorbehalten sein. Nicht gerüttelt wird jedoch an der geplanten Belegung mit 50 Prozent anerkannten Flüchtlingen und 50 Prozent Geringverdienern.
Beim Standort Dantebad handelt es sich um das Pilotprojekt des neuen Programms „Wohnen für alle“. Allein im Laufe dieses Jahres will die Stadt zehn Projekte mit 1000 Wohnungen bauen. Bis 2019 sollen 3000 dieser neuen Wohneinheiten entstehen. Die Stadt will damit die Wohnungsnot lindern.
Angst vor Flüchtlingen und einem neuen sozialen Brennpunkt
Während einer Informationsveranstaltung für Bürger Anfang April waren die Emotionen hochgekocht. Anwohner des Dantebads hatten sich massiv über den geplanten Bau eines Wohnhauses mit 112 Einzimmerappartements über dem dortigen Parkplatz beklagt (wir berichteten). Die Rede war von drohenden Vergewaltigungen durch Flüchtlinge und einem neuen sozialen Brennpunkt. Mehrfach fiel der Begriff „Männerwohnheim“.
Schon während der Infoveranstaltung im April hatten Vertreter der Stadt darauf hingewiesen, dass auf eine Mischung geachtet und 40 Prozent der Wohnungen mit Frauen belegt würden. Die Flüchtlinge müssten in einem persönlichen Gespräch ihre Motivation und Integrationsbereitschaft beweisen und seien „handverlesen“. Dies beruhigte die Gemüter aber nicht. Anwohner schrieben Briefe an Stadträte und sammelten Unterschriften – mit Erfolg.
Der Oberbürgermeister sprach nun ein Machtwort und wies die Wohnungsbaugesellschaften an, umzuplanen. „Einige Einwände der Bürger waren durchaus berechtigt, deshalb haben wir die ursprüngliche Aufteilung überdacht“, sagte Reiter. „Wir werden daher auch eine größere Anzahl an Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen mit einplanen.“ Der Anteil an Frauen werde 40 bis 50 Prozent betragen.
Reiter: Bedarf an Einzelappartements ist riesig
Im Rahmen der Infoversammlung war immer wieder kritisiert worden, dass die Stadt lediglich billige Einzimmerappartements baue. Reiter zufolge sei dies ein falscher Eindruck. „Die Intonierung einiger Bürger, dass wir hier niedrigsten Standard bauen würden, hat mich überrascht. Jede Wohnung wird selbstverständlich vollwertig ausgestattet sein.“ Viele Studenten wären froh um eine der 25 bis 35 Quadratmeter großen Wohnungen, sagt der Oberbürgermeister. „Der Bedarf an Einzelappartements ist nun mal riesig in München.“
Widerspruch einiger Anwohner gegen das städtische Bauprogramm „Wohnen für alle“ habe er erwartet, so Reiter. „Es war von vornherein klar, dass wir dafür nicht nur Beifall ernten.“ Ausfälle gegen Flüchtlinge hatte aber offenbar niemand im Rathaus für möglich gehalten. „Es gibt unter manchen Bürgern eine Art Grundangst vor Fremden“, lautet Reiters Erklärung. „Politik und Verwaltung arbeiten gemeinsam daran, diese Ängste so gut es geht abzubauen.“ Dazu gehöre auch, die Bürger rechtzeitig zu informieren, zu kommunizieren und sinnvolle Anregungen zu berücksichtigen. In den nächsten Tagen und Wochen wird die Gewofag deshalb Bürger zu Informationsveranstaltungen einladen – und versuchen, Vorbehalte zu entkräften.