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München will Hanf anbauen: Plantage in der Stadt?

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Hanf-Pflanzen
Hanf-Pflanzen. © dpa / Oliver Berg

Hanfplantagen in der Stadt? „Wir haben durchaus die Flächen und die Möglichkeit dazu“, sagte Dieter Reiter (SPD) bei einer Petitionsübergabe des Deutschen Hanfverbands München.

München - Mit seinem Vorstoß will der OB Patienten helfen, deren Schmerzen durch den Konsum von Medizinalhanf gelindert werden können. „Die Nachfrage steigt“, sagt Micha Greif vom Hanfverband zur tz*.

Hanf kommt bisher aus Kanada und den Niederlanden

Der Verband hatte sich im April an die Stadt gewandt und startete eine Petition. Die Forderung: Die Stadt soll beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einen Modellversuch für ein Cannabis-Anbauprojekt beantragen, um die Versorgung beim Medizin-Cannabis zu verbessern. Denn: In Deutschland wird nicht angebaut, wir beziehen Medizinalhanf momentan größtenteils aus Kanada und Holland.

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Um die Lieferengpässe zu beheben, wollte die SPD im Dezember in einer Anfrage an die Verwaltung wissen, ob der „Anbau von Medizinalhanf auf den Stadtgütern Münchens“ rechtlich möglich sei. Die Stadt besitzt zehn landwirtschaftliche Güter mit einer Gesamtfläche von 2400 Hektar. „Die Stadtgüter könnten sodann die Apotheken hier vor Ort beliefern“, so Reiter. Die Grünen hatten bereits im Juni gefordert, die medizinische Versorgung von Kranken mit Cannabis-Arzneimitteln sicherzustellen. Das Referat für Gesundheit und Umwelt prüft derzeit beides.

Dieter Reiter
Dieter Reiter. © dpa / Sven Hoppe

Es geht um schwerkranke Patienten

Die Zeit dränge, mahnt Greif: „Hier geht es um teils schwerkranke Patienten, die wiederholt über Wochen oder Monate hinweg mit Lieferengpässen zu kämpfen haben.“ Das bestätigt auch Apotheker Ralph Laves von der Feilitzsch-Apotheke: „Wir würden es sehr begrüßen, wenn mehr Medizinalhanf angeboten würde.“ Seit März 2017 ist Cannabis in Deutschland als Medizin verschreibungsfähig. Bis zu 20 Anfragen erhält Laves im Monat von Patienten mit ärztlichem Rezept. „Aufgrund der Kapazitätsengpässe müssen wir ungefähr die Hälfte abweisen“, erklärt er.

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Das Städtische Gut Karlshof.
Das Städtische Gut Karlshof. © Oliver Bodmer

Für die Zulassung des Anbaus ist das BfArM zuständig. Es gab bereits ein Ausschreibungsverfahren für Unternehmen, die anbauen wollen. Aber es wurde wegen einer Klage gegen die Ausschreibungsbedingungen gerichtlich gestoppt. Der Hanfverband befürchtet, dass sich der Anbau aufgrund von Rechtsstreitigkeiten „jahrelang hinziehen“ wird. Eine „Ausnahmegenehmigung“, die das BfArM der Stadt München für ein Modellprojekt erteilt, könnte die Sache beschleunigen, hofft Greif. „Wir sehen gute Chancen.“ Bevor die Stadt den Antrag ans BfArM stellen kann, muss die Stadtverwaltung die rechtlichen Rahmenbedinungen prüfen – auch das kann dauern.

Stichwort: Medizinischer Hanf

Im Unterschied zu Cannabis als Droge hat medizinisches Marihuana einen hohen CBD (Cannabidiol)-Gehalt. Medizinisch wirkt CBD entkrampfend, entzündungshemmend, angstlösend und gegen Übelkeit. Je höher der CBD-Gehalt, desto geringer die Stärke, die das Marihuana hat. Marihuana als Droge besitzt mehr THC (Tetrahydrocannabino). Die berauschende Wirkung ist hauptsächlich auf das THC zurückzuführen, wobei der THC-Gehalt variieren kann. Ein Wirkstoffgehalt von bis 30 Prozent ist mit bestimmten Cannabissorten möglich.

D. Schmitt

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