Zügiger unterwegs dank Diesel-Bann: Erste Zahlen zeigen Verbesserung des Verkehrs in München
Das Diesel-Fahrverbot zeigt erste Effekte. Diese Schlussfolgerung lassen Zahlen von TomTom, einem Spezialisten für Navigationssysteme, zu.
München - Seit 1. Februar gilt in München ein Diesel-Fahrverbot für Fahrzeuge der Abgasnorm 4 und schlechter. Hat dieser Stadtratsbeschluss bereits einen schnellen Effekt auf Münchens Straßen erzielt? Unsere Zeitung hat dafür Daten von TomTom, einem Spezialisten für Navigationssysteme, erheben lassen.
Verglichen wurden die Verkehrsbewegungen vom Mittwoch, 25. Januar – also eine Woche vor Inkrafttreten des Fahrverbots – mit denen vom 1. Februar, jeweils zur Hauptverkehrszeit zwischen sechs und neun sowie zwischen 16 und 19 Uhr. Und in der Tat: Innerhalb der gesamten Umweltzone hat die Stauneigung zum Startschuss des Fahrverbots am 1. Februar laut einer ersten Analyse abgenommen. 85 Prozent aller gemessenen Fahrten waren dort schneller als am gleichen Tag der Vorwoche.
München: Diesel-Fahrverbot zeigt erste Effekte an mehreren Orten
Effekte waren den TomTom-Daten zufolge auch am Altstadtring – also ebenfalls innerhalb der Umweltzone – zu beobachten. Dort hat sich die Durchschnittsgeschwindigkeit um 1,5 Stundenkilometer erhöht. Ein Abfahren des gesamten Altstadtrings dauerte rund eineinhalb Minuten kürzer als noch am 25. Januar. Ein Beispiel: Das Durchschnittstempo am Altstadtring betrug abends am 1. Februar 12,6 Stundenkilometer, am 25. Januar 11,25. Zwar kein großer Unterschied, aber doch deutlich messbar.

Die Verkehrsspezialisten von TomTom konnten am 1. Februar außerdem eine geringere Anzahl an GPS-Daten auslesen. Ein Indiz dafür, dass zum Start des Diesel-Fahrverbots auch weniger Autos am Altstadtring unterwegs waren. Absolute Zahlen kann das Unternehmen zwar nicht liefern. Aber Verkehrsexperte Ralf-Peter Schäfer von TomTom erklärt: „Die höhere Geschwindigkeit und der verbesserte Verkehrsfluss sind sehr verlässliche Indikatoren, dass am 1. Februar weniger Fahrzeuge unterwegs waren.“ Schäfer betont jedoch auch, diese Vermutung sollte unbedingt durch eine längerfristige Beobachtung des Verkehrs überprüft werden. „Ein einzelner Tag genügt für eine gesicherte Aussage nicht.“
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Dieselfahrverbot: Wie sieht der Verkehr außerhalb der Verbotszone in München aus?
Auf dem Mittleren Ring, den die Stadt ebenfalls zur Fahrverbotszone für ältere Diesel erklärt hat, ist die Durchschnittsgeschwindigkeit laut der ersten Stichprobe ebenfalls leicht um zwei bis drei Stundenkilometer angestiegen – morgens von etwa 30 auf circa 33, abends von 21 auf 23. Das Stauniveau in der gesamten Stadt lag laut den TomTom-Daten am 25. Januar bei 51 Prozent, am 1. Februar lediglich bei 46 Prozent. Das heißt, am ersten Tag des Fahrverbots hatten die Autofahrer einen deutlich niedrigeren Zeitverlust.
Jenseits der Fahrverbotszone ist hingegen im Wochenvergleich keine eindeutige Entwicklung zu sehen. So ist gemäß den TomTom-Daten an den verschiedenen Einfallstraßen die Zahl der GPS-Messpunkte meist annähernd gleich geblieben. Dasselbe gilt zum Beispiel für die Geschwindigkeit auf der A9 oder der B304. Auf der A94 hat sich das Durchschnittstempo leicht um drei Stundenkilometer verringert, auf der A95 minimal um einen Stundenkilometer erhöht. Auf der A995 und der B13 waren die Autos deutlich um sieben Stundenkilometer schneller.
Ob dies alles dem Zufallsprinzip geschuldet ist, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Wetterdaten hatten bei den Erhebungen vermutlich keinen Einfluss. Die Straßenverhältnisse waren am 25. Januar und 1. Februar nämlich relativ gleich. Es gab jeweils keinen Niederschlag.

Weniger Autos betroffen: Fahrverbot nicht für „fast 80 000“, sondern für 42 465 Autos
Der Ärger um das Diesel-Verbot reißt nicht ab. Jetzt wird klar: Die Stadt hat sich verrechnet. In München sind nicht rund 70.904 Fahrzeuge von der ersten Stufe des Fahrverbots (Euro 4/IV und schlechter) ab 1. Februar betroffen, sondern lediglich 42.465.
Die Zahl 70.904 stammt aus März 2022 und war so im Oktober kommuniziert worden, als sich der Stadtrat mit den Fahrverboten befasste. Gegner des Diesel-Dekrets sprechen auch gern mal von fast 80.000 betroffenen Münchnern. Allerdings: „Die im März gemeldete Zahl von Fahrzeugen ist zu hoch, da es insbesondere im Zusammenhang mit der Partikelfilternachrüstung von Fahrzeugen Doppelerfassungen gibt, die nach der Umrüstung zum Teil in mehreren Emissionsklassen ausgewiesen wurden“, sagt eine Sprecherin des Kreisverwaltungsreferates auf Anfrage. „Dies war bei der Auswertung im März nicht erkannt worden.“
Die Zahl der insgesamt in München zugelassenen Euro-4-Diesel habe sich aber auch deswegen verändert, weil Fahrzeuge abgemeldet wurden. Hinzu kämen Fahrzeuge, die durch Wegzüge oder Verkäufe nicht mehr im Zulassungsbezirk München Stadt gemeldet sind. Die enorme Diesel-Diskrepanz ist damit allein aber nicht zu erklären. „Wir bedauern diese Differenz. Insgesamt ist die relativ kurzfristige Umsetzung des Diesel-Fahrverbots für das KVR ein immenser Kraftakt, sodass es in der Kürze der Zeit leider zu den Doppelzählungen gekommen ist.“
Tatsächlich sind in München 23.414 Euro-4-Autos zugelassen. Die Schadstoffklassen darunter summieren sich auf 7.364. Hinzu kommen 11.687 Lastwagen, die ebenfalls vom Diesel-Fahrverbot betroffen sind. (ska)
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