„Fridays for Future“-Demo: Seitenhieb gegen Verkehrsminister Scheuer - „Wie tief er im A...“
Großer Klimastreik am 29. November: Der Münchner Ableger von „Fridays for Future“ hatte zur großen Kundgebung im Stadtzentrum geladen.
- Der Münchner Ableger von „Fridays for Future“ hat am 29. November zum Klimastreik aufgerufen.
- Die Polizei berichtet von 18.000 Teilnehmern, die Veranstalter von etwa doppelt so vielen.
- Es kam zu vereinzelten Verkehrsbehinderungen.
Update vom 29. November, 19.34 Uhr: Mit einem Appell eröffnete Antonia Messerschmitt (20) den vierten globalen Klimastreik in München. „Um die wichtigsten Weichen für eine lebenswerte Zukunft zu stellen, bleiben uns nur noch wenige Jahre“, rief die Fridays-For-Future-Aktivistin. Laut Polizei waren rund 18.000 Menschen auf den Königsplatz gekommen.
Die Veranstalter sprechen sogar von 33.000. Weniger als bei der Rekord-Demo im September – doch diesmal war’s genauso laut und fast noch wütender. Eltern, Omas, Wissenschaftler, Ärzte, Unternehmer – der Klimastreik ist inzwischen über die einstige Schülerbewegung hinausgewachsen.
Lesen Sie auch: Der Stadtrat in München hat den Klimanotstand ausgerufen. Bis 2035 soll die Stadt nun klimaneutral werden. Auch dem Bürgerbegehren für verbesserten Radverkehr sollen nun Taten folgen.
„Fridays for Future“ rechnet mit Verkehrsminister Andreas Scheuer ab
Bundesweit gingen gestern Menschen in über 500 Städten auf die Straße. Die Wut auf die Politik ist groß, auch in München. Die Menge johlte, als Kabarettist Claus von Wagner (ZDF-Show Die Anstalt) mit Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der wegen der PKW-Maut stark in Bedrängnis ist, abrechnete. „Warum hat er beim Abgasskandal nichts gemacht? Sein Verlangen nach frischer Luft hätte immens sein müssen in Anbetracht dessen, wie tief er im A*** der deutschen Automobilindustrie steckt“, ätzte von Wagner.
Trotz Frust: „Sie haben es geschafft, die Politik zu bewegen“, lobte die TU-Professorin Miranda Schreurs die jungen Leute. Das Europäische Parlament habe den Klimanotstand ausgerufen. Jetzt liege der Ball bei der Politik, die Ziele umzusetzen, so Schreurs. Der Druck auf die Verantwortlichen wächst.
Nach der Abstimmung zum Klimanotstand im EU-Parlament bestieg der Grünen-Abgeordnete Sven Giegold direkt ein Flugzeug und sieht sich deshalb nun einem Shitstorm ausgesetzt.
„Fridays for Future“: Großer Protestzug marschiert durch München - Verwirrung um Teilnehmerzahl
16.40 Uhr: Soeben hat die Polizei München getwittert: „Die Versammlung am Königsplatz ist mittlerweile beendet. Sämtliche Verkehrssperren wurden wieder aufgehoben“.
16.30 Uhr: Auch in Freising sind heute zahlreiche Demonstranten auf die Straße gegangen. An die 1000 Bürger zogen beim weltweiten Klimastreik in einem langen Marsch durch die Stadt. Die Botschaft war eindringlich: Man brauche einen „kompletten Neustart“. Ähnliche Töne waren bei einer Kundgebung in Dachau zu hören.
16 Uhr: Die Kundgebung am Königsplatz neigt sich dem Ende zu. Inzwischen haben sich viele Protestteilnehmer verabschiedet.
14.45 Uhr: Mittlerweile sind die ersten Teilnehmer wieder an den Königsplatz zurückgekehrt. Die Polizei korrigiert ihre Einschätzung von 13 Uhr leicht und spricht jetzt von 18.000 Protestierenden.
14.23 Uhr: Für das Klimapaket der Bundesregierung haben viele Teilnehmer des Protestzuges lediglich Spott übrig. Eine Demonstrantin - womöglich Fan des RTL-Formats „Bachelor“ - hat ein Plakat aus Pappe gebastelt, versehen mit einer eindeutigen Ansage: „Sorry Klimapaket, ich habe heute leider keine Rose für dich“. Die Veranstalter von „Fridays for Future München“ sprechen von etwa 33.000 Teilnehmern - das wären etwa doppelt so viele, wie von der Polizei angegeben.
„Fridays for Future“ laden zum Klimastreik in München
14.10 Uhr: Mittlerweile hat auch das Ende des Protestzuges den Königsplatz verlassen. Die Polizei gibt die Gesamtlänge des Zuges mit 1,83 Kilometern an.
13.10 Uhr: Alleine in München sollen etwa 17.000 Menschen an den freitäglichen Demonstrationen teilnehmen. Dort hat die Spitze des Umzuges inzwischen die Schellingstraße erreicht. Auch in Augsburg, Regensburg und Nürnberg sowie in vielen weiteren bayerischen Städten finden zur Stunde Protestkundgebungen statt.
12.40 Uhr: Der Versammlungszug setzt sich nun in Bewegung. Die Polizei München stellt auf Twitter klar: „Scheut euch bei Fragen nicht, die Kollegen vor Ort anzusprechen“. Offizielle Angaben zur Teilnehmerzahl gibt es bislang nicht.
„Wiesn-Feeling“: Großer Andrang bei Klimastreik in München - Stargast ruft neuen Notstand aus
12.15 Uhr: „There are no jobs on a dead planet“ heißt es auf einem Banner, das Aktivisten an den Propyläen angebracht haben. Das dürfte gar nicht so unkompliziert gewesen sein.
Stargast und Kabarettist Claus von Wagner hat auf der Bühne derweil unter tosendem Applaus den Satirenotstand ausgerufen. Angesichts der Argumentation der Großen Koalition bliebe ihm kein anderes Mittel, sagt von Wagner.
12.10 Uhr: Der Königsplatz füllt sich immer mehr, die Veranstaltung kann beginnen. Auch einige kreative Plakate sind bereits zu beobachten. Laut Bayerischem Rundfunk sind bereits etwa 10.000 Menschen vor Ort.
Klimastreik heute in München mit „Fridays for Future“
11.55 Uhr: In Kürze beginnt die große Kundgebung. Die U-Bahnen sind gut gefüllt, wie ein aktuelles Bild vom Königsplatz beweist. „Fast schon Wiesn-Feeling“ beschreibt ein Twitter-User sein Foto, das er von der Rolltreppe aus aufgenommen hat.
Mit Blick auf die Uhr am Bahnsteig wagt ein Besucher auf Twitter einen Scherz mit ernstem Hintergrund: „Es ist fünf vor zwölf in München“. Auch eine Etage weiter oben herrscht bereits Betrieb. Trotz dürftigen Wetters scheinen viele Münchner dem Versammlungsaufruf zu folgen.
Klimastreik in München: Polizei gibt Ablaufplan bekannt
9.50 Uhr: Die Polizei München hat soeben über Twitter den angestrebten Ablaufplan bekannt gegeben. Die Auftaktkundgebung am Königsplatz soll wie geplant um 12 Uhr beginnen. Der Versammlungsumzug ist dann von 12.45 bis 14.15 Uhr angesetzt. Die Schlusskundgebung am Königsplatz sollte etwa um 16.30 Uhr beendet sein. In der Maxvorstadt werden zahlreiche Verkehrssperren errichtet. Die eindringliche Bitte der Polizei: „Bitte umfahrt den Bereich weiträumig“.
9.35 Uhr: Schwarzfahren für den Klimaschutz - in München bleibt es zunächst eine Utopie. Ein missverständlicher Tweet rund um den Tagesordnungspunkt im Münchner Stadtrat hatte am Mittwoch für reichlich Verwirrung gesorgt. Die Linke war am Tag darauf immer noch pikiert. „Wir wollten zum Klimastreik ein Zeichen für einen ticketfreien ÖPNV als Teil der Verkehrswende setzen. Mit CSU, SPD und Freien Wählern leider nicht machbar, sorry“, hieß es in einem Tweet der Partei.
Update vom 29. November 2019, 9.20 Uhr: Nach den Großprotesten im März und Mai sowie der globalen Streikwoche im September starten die Aktivisten heute die vierte Auflage ihres weltweit koordinierten Protests. In über 500 Orten allein in Deutschland soll für das Klima gestreikt werden.
„Fridays for Future“ in München: Tausende Menschen in der Innenstadt erwartet - Verkehrschaos droht
Update vom 28. November 2019: Alle für das Klima! Am Freitag ist es wieder soweit: Zum zweiten Mal in diesem Jahr ruft die Bewegung Fridays for Future zum weltweiten Klimastreik auf. Der Zeitpunkt ist taktisch gewählt. Vom 2. bis 13. Dezember findet die Weltklima-Konferenz in Madrid statt. Im Vorfeld wollen die Aktivisten erneut ein Zeichen für Nachhaltigkeit und gegen den Klimawandel setzen.
Der Münchner Protestzug beginnt um 12 Uhr am Königsplatz. Von dort aus wandern die Demonstranten durch die Maxvorstadt zum Hauptgebäude der LMU. Anschließend geht es über den Odeonsplatz zurück zum Königsplatz. Deswegen kommt auch es zu Einschränkungen bei Tram und Bus:
- Die Buslinien 58/68 und 100 werden von circa 12.30 Uhr bis 15 Uhr zwischen Ludwig-/Leopoldstraße und Hauptbahnhof umgeleitet.
- Bei der Linie 153 entfällt der Abschnitt Josephsplatz bis Odeonsplatz.
- Die Linie 154 fährt eine Umleitung zwischen Giselastraße und Nordbad.
- Die Tramlinien 27/28 pendeln zwischen Petuelring, Kurfürstenplatz und Scheidplatz.
Die Demonstration ist überparteilich. Stände von politischen Parteien und Organisationen sind nicht zugelassen. Trotzdem wurde der Grünen-Politikers Hans-Josef Fell (67) eingeladen, eine Rede zu halten. Zu der letzten Großdemonstration am 20. September waren bereits 40.000 Menschen gekommen.
Vor zweitem Klimastreik in München: Aktivisten konfrontieren Stadtrat mit 32 klaren Forderungen
Ursprungsmeldung vom 26. November 2019: München - Die Innenstadt wird am kommenden Freitag wieder dicht sein. Um 12 Uhr blasen die Aktivisten von Fridays for Future zum weltweiten Klima-Streik – und München macht mit. Zur letzten Kundgebung am 20. September kamen etwa 40.000 Menschen. Dieses Mal sind 10.000 Teilnehmer angemeldet. „Wir hoffen aber, dass mehr kommen“, sagt Mitorganisatorin Antonia Messerschmitt (20).
Vorsorglich haben die Aktivisten schon einmal die Route des Protestzugs auf vier Kilometer verlängert: Vom Königsplatz geht es über die Augusten-, Gabelsberger- und Arcisstraße zur Universität. Von da laufen die Teilnehmer weiter zum Odeonsplatz und dann über die Brienner Straße wieder zurück zum Königsplatz. Vollsperrungen und Verkehrsbehinderungen inklusive.
Bundesregierung: Klimawandel trifft Deutschland hart
Am kommenden Montag beginnt in Madrid die Weltklimakonferenz. Mit dem Protest wollen die Organisatoren im Vorfeld ein Zeichen setzen. „Die Bundesregierung stellt in Madrid ihr Klimapaket vor“, sagt Lydia Leiste. Die 18-Jährige ist ebenfalls Teil der Bewegung und wird am Freitag auf der Bühne moderieren. „Die Regierung ist aber leider unwillig, das Klima tatsächlich zu schützen“, sagt sie.
Dabei hat sich die mittlere Lufttemperatur in Deutschland seit 1881 bereits um 1,5 Grad erhöht. Das geht aus dem zweiten Monitoringbericht der Bundesregierung hervor, den Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) gestern in Berlin vorgestellt hat. Die Folge dieses Anstiegs seien Hitzewellen, niedrige Grundwasserstände und Ernteausfälle.
Klima-Demo in München: Firmen unterstützen Protest
Die Münchner Demo am Freitag sei überparteilich, sagt Messerschmitt. Stände von politischen Parteien und Organisationen seien nicht zugelassen. Dennoch habe man Grünen-Politiker Hans-Josef Fell (67) als Redner eingeladen. Ausdrücklich sollen dieses Mal auch Berufstätige mitdemonstrieren – manche Firmen befürworten den Protest. Unterstützung kommt auch vonseiten der Eltern der klimabewegten Schüler: Schon am Donnerstag um 18 Uhr werden Eltern auf dem Geschwister-Scholl-Platz für mehr Umweltschutz demonstrieren.
Schon in der Grundschule hat sich Messerschmitt mit der Natur beschäftigt. Im vergangenen Jahr hat sie ihr Abitur abgelegt und ein Studium begonnen. Doch dann ist sie auf Fridays for Future gestoßen. In der Mensa erzählte sie ihren Freunden davon. „Drei Tage später standen wir mit 70 Leuten auf dem Max-Joseph-Platz“, sagt Messerschmitt stolz.
Video: Klimastreik in München
Fridays for Future mit 32 Forderungen an den Stadtrat
Sie brach ihr Studium ab und macht nun ein sogenanntes Freiwilliges ökologisches Jahr beim Umweltinstitut München. Obwohl das ein Vollzeit-Job ist, investiert sie etwa 40 Stunden pro Woche in den Klimaprotest. Ihre Mitstreiterin Lydia Leiste (18) macht ihr Abi erst im kommenden Jahr. Sie hat sich im Rahmen ihrer Seminar-Arbeit mit den Klimaberichten des Weltklimarats der Vereinten Nationen auseinandergesetzt und war schockiert: „Seitdem habe ich Angst vor der Zukunft“, sagt sie.
Der Münchner Ableger der Fridays-for-Future-Bewegung will, dass der Stadtrat 32 Forderungen umsetzt. Unter anderem soll die Innenstadt bis 2025 autofrei werden. Außerdem soll das Heizkraftwerk Nord 2 noch bis 2022 vom Netz genommen und Einwegplastik bis 2025 aus dem Verkehr gezogen werden.
In München kam es zu einem radikalen Protest - im Siemens-Konzern mitten in der Stadt.
Die Siemens-Entscheidung für das Kohle-Projekt in Australien schlägt hohe Wellen. Der Münchner Ableger von „Fridays For Future“ hat jetzt reagiert - und Proteste angekündigt.
Wenig später wurde zudem an der Siemens-Zentrale protestiert - 150 Polizisten waren im Einsatz, als Greenpeace-Aktivisten bei Siemens eine aufsehenerregende Aktion starteten.
Zu einer großen Protestaktion in München kam es auch nach der Wahl von Thomas Kemmerich in Thüringen. 300 Menschen versammelten sich vor der FDP-Zentrale.
Severin Heidrich, Elisa Eberle