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Nachbarschaftsstreit läuft am Aufzug aus dem Ruder: „Kann seitdem nicht schlafen und habe jeden Tag Angst“

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Von: Andreas Thieme

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Moustafa A. (Mitte) hat seinen Nachbarn mit dem Messer angegriffen
Moustafa A. (Mitte) hat seinen Nachbarn mit dem Messer angegriffen © SIGI JANTZ

Es war ein Streit, der blutig endete: In der Hinterbärenbadstraße stach ein 45-Jähriger seinen Nachbar nieder. Ihm bleibt eine 15-Zentimeter-Narbe am Hinterkopf, während dem Täter der Prozess am Landgericht gemacht wird: Moustafa A. droht lange Haft wegen versuchten Totschlags.

München - Moussa P. (22, Name geändert) zeigt auf seinen linken Hinterkopf und bricht in Tränen aus. „Dort, schauen Sie“, sagt er zu Richter Norbert Riedmann und wendet ihm seine Narbe zu - sie ist etwa 15 Zentimeter lang und stammt von einer Attacke Anfang Februar 2022.

Ein Nachbar hatte Moussa P. in der Hinterbärenbadstraße (Sendling-Westpark) mit einem Messer attackiert und beinahe umgebracht. Am Landgericht wird der Fall jetzt als versuchter Totschlag geführt, am Montag (9. Januar) begann der Strafprozess gegen Moustafa A. (45).

Verhängnisvolle Begegnung am Aufzug: „Ich hörte es nur klacken“

Während der Angeklagte schwieg, erzählte der Geschädigte ausführlich über jenen verhängnisvollen Tag am 3. Februar in Sendling. „Wir hatten schon länger Konflikte, ich weiß nicht, warum“, sagt Moussa A. Seit 2017 hätten die Familien der beiden in dem Mehrfamilienhaus gelebt und sich anfangs noch gut verstanden. „Doch das änderte sich. Er sagte dann nur noch, wenn er mich sah, dass ich schon sehen werde.“

Mulmig sei ihm gewesen, sagt Moussa A., doch er habe nicht mit etwas Schlimmen gerechnet. Dann aber hatte Moustafa A. ihn am Aufzug abgepasst und plötzlich ein Messer gezückt. „Ich hörte es nur klacken. Das Messer sah ich erst, als das Blut aus meinem Hals lief“, sagt Moussa P. und weint.

München: 45-Jähriger sticht seinen Nachbar mit Messer nieder - Vor Gericht geht es um Totschlag

Laut Anklageschrift hatte Moustafa A. sich nach der Attacke noch ganz gezielt selbst kleinere Schnittwunden zugefügt und dann den Notruf gewählt, wo er sich dann als Opfer gegenüber den Rettungskräften darstellte. Moussa P. brachte das vor Gericht aus der Fassung. „Der Typ hat mich aufgeschlitzt, meine ganze Seite war taub. Ich kann seitdem nicht mehr schlafen, habe 20 Kilo abgenommen und jeden Tag Angst.“

Zuvor schon habe Moustafa A. gedroht, seine Familie um zubringen. Auch eine zwischenzeitliche Versöhnung half nicht. A. muss wohl ins Gefängnis, Moussa P. seither zur Therapie: „Es ist nicht leicht, damit abzuschließen, dass ein Mensch mich töten wollte.“ Urteil am 1. Februar.

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