1. Startseite
  2. Lokales
  3. München

S-Bahn-Gipfel: Zuschauer bohren nach – wieso kommt es täglich zu Störungen?

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Marcel Görmann, Miriam Sahli-Fülbeck

Kommentare

Das Podium beim großen S-Bahn-Gipfel im Pressehaus.
Das Podium beim großen S-Bahn-Gipfel im Pressehaus. © mg

Die S-Bahn fährt an der Kapazitätsgrenze. Es gibt viele Stimmen, die den Ausbau auch auf den Außenästen fordern. Darüber redeten Experten und Zuschauer bei unserem großen S-Bahn-Gipfel. Sehen Sie ein Video der Diskussion oder lesen Sie die wichtigsten Statements.

Der große S-Bahn-Gipfel im Video:

Diskutieren Sie mit anderen Usern unter dem Facebook-Video über das Thema S-Bahn. 

Die Höhepunkte des S-Bahn-Gipfels im Ticker zum Nachlesen:

+++ Es war eine lebhafte Diskussion in der Alten Rotation im Pressehaus. Am Anfang waren sich noch alle einig: Das bisherige S-Bahn-System ist an der Kapazitätsgrenze. Bis es zu einer Entlastung durch die zweite Stammstrecke kommt, werden noch Jahre verstreichen. Neubibergs Bürgermeister Heyland fürchtet schon vorher einen Kollaps. Was also ist jetzt zu tun? Die Fragen reichten von den fast täglichen Signalstörungen, über drei- und viergleisige Ausbaupläne auf den Außenästen der S-Bahn-Linien, bis hin zu einer schnelleren Anbindung an den Flughafen. Die Aussprache mit den Zuschauern im Saal und auf Facebook hätte wohl weit bis nach Mitternacht fortgesetzt werden können, es bestand ein großer Redebedarf. Sie können die ganze Diskussion noch einmal im Video verfolgen oder hier die interessantesten Statements lesen. +++

21.55 Uhr: Moderator Dr. Dirk Walter bedankt sich für die Diskussion: „Vielleicht war der ein oder andere Podiumsteilnehmer auch von der eindringlichen Argumentation mancher Zuschauer beeindruckt?“

21.50 Uhr: Ein Zuschauer fragt nach Toiletten in den S-Bahn-Zügen. „Da wehre ich mich mit allem, was ich habe“, so Heiko Büttner. Diese würden nicht nur Platz weggnehmen, sondern müssten auch in Stand gehalten werden, was einen großen Aufwand bedeute.

21.42 Uhr: Eine Kurve Pasing-Moosach wird nun gefordert, um Augsburg besser an den Flughafen München anzubinden. Wieder ist Frank Kutzner gefragt: „Mit der zweiten Stammstrecke wird eine Regional-S-Bahn auch nach Augsburg fahren, so dass es eine direkte Verbindung geben wird“. Derzeit sei darüberhinaus kein Fernverkehrsbetreiber interessiert daran, diese Strecke zu bedienen, daher stellt sich die Frage nach einer solchen Kurve nicht. 

21.37 Uhr: Ein Zuschauer aus Eching will etwas über Barrierefreiheit an den S-Bahnhöfen wissen: „Wann ist mit einem Komplettumbau aller Bahnhöfe zu rechnen?“ Frank Kutzner vom bayerischen Verkehrsministerium verweist auf das Programm der Staatsregierung. Es würden aktuell Stationen auf den Linien S1 und S2 barrierefrei modernisiert. „Auch der Bahnhof Eching wird barrierefrei ausgebaut werden“, verspricht er. Eine konkrete Jahreszahl könne er hier nicht verkünden. 

21.29 Uhr: Ein Zuschauer will nun grundsätzlich diskutieren. „Ist das Ziel wirklich: Mehr Verkehr in die Innenstadt bringen? Ist das im Jahr 2018 noch aktuell und richtig?“ Er zweifelt daran und kritisiert die Planung für „ diesen blöden, zweiten Tunnel“. Moderator Dr. Walter erinnert: „Die Arbeiten für die zweite Stammstrecke haben bereits begonnen.“ Dann antwortet Dr. Johann Niggl: „Wenn wir jetzt diese Diskussion wieder aufnehmen, dann ist das ja Harakiri!“

Zuschauer: Warum hat der Münchner Flughafen nicht einen größeren Bahnhof – wie in Stuttgart?

21.20 Uhr: Ein weiterer Zuschauer will wissen, warum es - anders als in Stuttgart - keinen größeren Bahnhof am Münchner Flughafen gibt. In Stuttgart werde ein drittes Gleis für die S-Bahn gebaut und zudem noch ein ICE-Bahnhof. „Wünschenswert wäre es, wenn es schneller ginge“, antwortet Dr. Johann Nigl. Auch er würde sich eine bessere Anbindung wünschen, verweist jedoch auf die Gegebenheiten auf der Strecke, die eine Umsetzung verhindern. Er erwähnt auch die „Neufahrner Kurve“, die bald immerhin eine schnellere Anbindung auf der Strecke nach Regensburg ermöglicht.  

21.08 Uhr: Der Sprecher der Initiative S4-Ausbau kommt an das Mikro und hakt nach: Eigentlich sei der Ausbau der Gleise schon 2004 angekündigt worden und dann immer wieder verschoben worden. „Was ist denn die letzten Jahren eigentlich passiert? Die Leute warten darauf, dass etwas vorangeht“ Frank Kutzner vom Verkehrsministerium will „in die Zukunft schauen“: Die Bahn sei in der Vorplanung. Eine dreigleisige Infrastruktur sei auf dieser Strecke das Ziel. „Um es noch mal klarzustellen: Wir blicken nicht nur bis zum Tellerrand, sondern weit darüber hinaus“, so Kutzner. 

Emotionale Diskussion darüber, warum die S-Bahn das Problem Signalstörungen nicht in den Griff kriegt

21.04 Uhr: „Was passiert eigentlich mit meinem Geld? Monatlich sind es 152,50 Euro für das Ticket!“, ärgert sich eine Zuschauerin im Saal. Die Probleme mit den Signalstörungen würde es seit Jahren geben. Fast täglich seien außerdem Menschen im Gleis. „Das ganze Netz einzäunen, wird ein schwieriges Unterfangen“, entgegnet Heiko Büttner, doch die aufgebrachte Frau unterbricht ihn immer wieder. Die Diskussion wird emotionaler.  

20.59 Uhr: Ein Zuschauer geht es um die ständigen Ausfälle von Stellwerken. „Knabbern Mäuse 60 Jahre alte Kabel an? Wieso kriegt man nicht mal das Signal am Ostbahnhof richtig hin?“, will er wissen. Erneut antwortet Bernd Pfeiffer von DB Netz. Das Stellwerk am Ostbahnhof sei in die Jahre gekommen, räumt er ein. Es würden „Gespräche laufen“. Wie das neue Stellwerkskonzept aussehe, könne er heute nicht konkreter sagen. Pfeiffer verweist jedoch auf die Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke, das würde Perspektiven eröffnen. „Wir geben Milliarden aus um Gleise zu bauen und kriegen es nicht gebacken, ein Stellwerk zu erneuern?!“, bemerkt ein Zuschauer erbost. Pfeiffer antwortet: „Wir haben ein gewisses Budget, das wir für Ersatzerneuerungen ausgeben können. Dann gibt es Ausbauprogramme mit separaten Töpfen. Wir haben dieses Geld einfach nicht, um das anders hinzubekommen.“

20.51 Uhr: Ein Zuschauer hält die Zahl der täglichen technischen Störungen in einer Industrienation für „unwürdig“. Durchschnittlich seien es 1,6 Störungen pro Tag auf der S7-Ost. Bernd Pfeiffer von DB Netz geht darauf ein: „Wir haben Probleme gehabt mit den Achszählern, diese wurden ausgetauscht für 1,5 Millionen Euro.“ Auch an Bahnübergängen würde es häufiger Störungen geben, auch diese müssten erneuert werden. Jedoch gab es auch Monate mit besseren Pünktlichkeitswerte, so Pfeiffer. Das sorgt erneut für Unmut im Publikum, da das Zusammenkommen dieser Statistik angezweifelt wird. 

20.41 Uhr: Die erste Frage dreht sich um die S2 und den Abschnitt bei Markt Schwaben. Frank Kutzner plädiert für einen Teilausbau der Strecke, die (wieder) Bestandteil des Bundesverkehrswegeplanes werden soll. 

20.38 Uhr: Nun wird das Publikum aus dem Saal eingebunden. Viele Hände gehen nach oben - es besteht großer Diskussionsbedarf!

20.27 Uhr: Für Auflockerung sorgt merkur.de-Redakteurin Miriam Sahli-Fülbeck, die nun auf die Bühne gerufen wird, um einige Fragen und Vorschläge von den Facebook-Zuschauern einzubringen. So gibt es die Forderung nach Snackautomaten in den Zügen, was für Lacher im Publikum sorgt. Das hält Heiko Büttner auch aus Platzgründen für nicht realistisch. Eine ganz andere Frage sei jedoch, kostenfreies W-Lan in den Zügen anzubieten, was auch ein Vorschlag aus dem Netz ist. Hier zeigt sich Heiko Büttner weitaus offener, man prüfe es derzeit. Eine bessere Taktung während der Pendlerzeiten auf der S8-Strecke in Richtung Flughafen, nämlich ein 10-Minuten-Takt zwischen 8 bis 10 Uhr, sowie zumindest ein stündlicher Takt in den Nachtstunden auf allen Strecken, sind weitere Wünsche aus dem Netz. Hier wird von Büttner und Dr. Niggl entgegnet, dass es momentan an Zügen dafür fehle. Bis 2020 soll sich die Situation bei den Zügen verbessern, zwölf weitere Züge sollen hinzukommen. „Dann können wir auch über Angebotsverbesserungen nachdenken“, so Büttner.

20.17 Uhr: Nun geht es um das Thema drei- und viergleisiger Ausbau des Netzes, konkret auf der Strecke S4. Moderator Dr. Dirk Walter will wissen, ob dieser Prozess nicht schneller möglich sei. „Ich höre die ganze Zeit: Es muss schneller gehen, es muss schneller gehen!“, antwortet Bernd Pfeiffer von DB Netz. So ein Planungsprozess würde nun mal dauern, er fange an mit Machbarkeitsstudien, dann kommen Schallschutzgutachten, es gehe um Fragen der Sicherheit, damit die Züge nicht entgleisen und die Anwohner hätten außerdem nach den Vorplanungen die Möglichkeit, Klagen einzureichen. Es sei eine „Quadratur des Kreises“, so Pfeiffer, wenn man da mehr Tempo fordert.   

20.04 Uhr: Der Verkehrsplaner Thomas Kantke plädiert bei der S7-Strecke für eine „Doppelspur-Insel“ zwischen Hohenschäftlarn und Baierbrunn. Hier sei ein sehr störungsanfälliger „Flaschenhals“. Frank Kutzner ist inhaltlich zwar bei ihm, jedoch gibt er zu bedenken, dass es keine schnelle Maßnahme wäre, da die Planungs- und Bauphase eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen würde.  

Herr Büttner, steht ein zweigleisiger Ausbau der S7-Strecke an?

19.58 Uhr: S-Bahn-Geschäftsleiter Heiko Büttner wird gefragt, ob ein zweigleisiger Ausbau der S7-Strecke ansteht. Er plädiert dafür, die Stabilität des Gesamtsystems im Auge zu halten. „Unter den gegebenen Rahmenbedingungen läuft es optimal“, so Büttner. Nach höhnischem Gelächter aus den Publikum verdeutlicht Büttner seinen These: „‘Unter den gegebenen Rahmenbedingungen‘ habe ich gesagt“. Der Geschäftsleiter gibt zu: „Ich blicke manchmal neidvoll nach Hamburg und auch nach Berlin, wo das Netz nur von der S-Bahn alleine befahren wird.“ So sei er froh über die zweite Stammstrecke und entsprechende weitere Wünsche äußere er auch an die Verantwortlichen in der Politik und DB Netz. 

19.52 Uhr: Nun beginnt die Diskussion auf dem Podium und es geht um einen möglichen zweigleisigen Ausbau der S7 Ost und um den dortigen „Mischbetrieb“, da auf der Strecke auch Güterzüge und Regionalbahnen verkehren. Frank Kutzner vom Verkehrsministerium will keine konkreten Zusagen zum Ausbau und Aussagen über die Kosten machen, woraufhin das Publikum unruhig wird. 

19.46 Uhr: Der unabhängige Verkehrsplaner Thomas Kantke stellt ein Konzept für die Münchner S-Bahn im Jahr 2030 vor. Er orientiert sich dabei am 10-Minuten-Takt nach dem Vorbild der S-Bahn in Hamburg. Er hält über 60 Maßnahmen für „dringend notwendig“. Sein komplettes Konzept ist auf dieser Seite zu finden: www.sbahn2030.de. Doch man sollte genug Zeit zum Schmökern einplanen: „Es sind mehrere Hundert Seiten“, so Kantke.  

Neubibergs Bürgermeister: „S7 ist längst an die Kapazitätsgrenze gestoßen“

19.40 Uhr: Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland meint: Die S7, die auch seine Gemeinde anfährt, sei „längst an die Kapazitätsgrenze gestoßen“. Die Probleme seien kein Phänomen der neunten Kalenderwoche in diesem Jahr gewesen, die zuvor der Geschäftsleiter der S-Bahn München angesprochen hat. Vielmehr würden die Störungen auf der S7-Strecke zum Alltag gehören. Ein großes Problem aus der Sicht von Heyland ist, dass ein Drittel der Strecken nur eingleisig zu befahren seien. So auch die S7, die zwei der längsten eingleisigen Strecken zu einer „Problemlinie“ vereine. Für den Bürgermeister kommen die derzeitigen Maßnahmen viel zu spät und für die Außenäste würde von diesen Investitionen kaum etwas übrig bleiben. Der öffentliche Nahverkehr im Großraum stehe bis zum Jahr 2025 vor einem Kollaps. „Dieser Kollaps ist vorprogrammiert und das ist auch keine düstere Prognose“, so Heyland. 

19.27 Uhr: In seinem ersten Statement geht Bernd Pfeiffer von DB-Netz auf aktuelle Ausbaumaßnahmen ein. Die „Neufahrner Nordkurve" sei der Meilenstein in diesem Jahr, sagt Pfeiffer. Er verspricht Transparenz und verweist auf die Seite www.bahnausbau-muenchen.de. „Es ist uns ein großes Anliegen, dass wir ihnen zeigen, was wir tun“, so der Großprojekte-Leiter.

19.18 Uhr: Frank Kutzner vom bayerischen Verkehrsministerium erinnert an den massenhaften Zuzug in den Großraum München. Um rund 35.000 Menschen wächst die Region pro Jahr an. Man stehe vor „gewaltigen Aufgaben“ bei der Entwicklung der Infrastruktur. Eine S-Bahn-Nutzung des Nordrings, der Ausbau der S7-Ost und des S-Bahnhofes Pasing sowie der Streckenausbau München-Freising-Landshut seien zukünftige Maßnahmen, die anstehen. 

19.15 Uhr: Die KW 9, also die neunte Kalenderwoche in diesem Jahr, sei besonders dramatisch gewesen, räumt Heiko Büttner, der Geschäftsleiter der S-Bahn München ein. Die acht Jahre bis zur zweiten Stammstrecke müssten so gut wie möglich gestaltet werden. Eine Aufgabe sei es, Störungen von außen, also beispielsweise Personen auf dem Gleis, zu minimieren. Er gibt zu, dass die Fahrgastinformationen bei Störfallen „unzureichend“ seien, so Büttner. 

19.07 Uhr: „Wir quetschen das Letzte aus der vorhandenen Infrastruktur heraus“, so Dr. Johann Niggl, der Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft in seinem Eingangsstatement. Ein „großer Quantensprung“ sei die Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke im Jahr 2026. Man sei heute aber an den „Systemgrenzen“. 

19.05: Mehrere Hundert Gäste, zumeist Pendler aus dem Großraum München, sind in der „Alten Rotation“ im Pressehaus. Sie haben - genauso wie die Zuschauer bei Facebook - später die Gelegenheit Fragen zu stellen und mitzudiskutieren. Die Facebook-Zuschauer können über den Kommentarbereich Meinungen und Fragen schreiben, die im zweiten Teil des Abends auch in die Diskussion eingebaut werden.

19.02 Uhr: Moderator Dr. Dirk Walter begrüßt die Gäste und Zuschauer. Einen kleinen Spaß erlaubte er sich gleich zu Beginn. An die Gäste im Saal gerichtet, sagt er augenzwinkernd: „Ich hoffe, Sie hatten alle eine problemlose Anfahrt...“ 

Darum sollten alle S-Bahn-Pendler unsere nützlichen Facebook-Gruppen kennen

+++ Das Thema S-Bahn bewegt unsere Leser in München und dem Umland. Täglich erreichen uns wütende Kommentare von Fahrgästen, die verspätet an ihr Ziel kommen. Darauf haben wir reagiert, indem wir nützliche Facebook-Gruppen für Pendler gegründet haben – für jede S-Bahn-Linie eine. Darin können sich Fahrgäste selbst organisieren. Werden Sie jetzt Mitglied in der Gruppe der S-Bahn-Linie, auf die Sie angewiesen sind. Bilden Sie darin Fahrgemeinschaften, wenn Ihre S-Bahn ausfällt. Organisieren Sie ein Taxi und teilen Sie sich mit mehreren die Kosten. Oder bitten Sie andere Betroffene schlicht um Hilfe - oder bieten Sie einen Platz in Ihrem Auto an. Zusammen mit anderen Pendlern sind Sie im S-Bahn-Chaos weniger allein.

Nutzen Sie die Gruppe Ihrer S-Bahn-Linie auch, um sich und andere darüber zu informieren, bis wann ungefähr mit Zug-Ausfällen und -Verspätungen zu rechnen ist. Hier gelangen Sie zur Liste aller S-Bahn-Gruppen

mag

Auch interessant

Kommentare