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Nie mehr Stau in München? Futuristische Lösung könnte bald Realität sein - Extra-Service ist „denkbar“

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Von: Nina Bautz

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Ein Frau fährt mit einer Gondel durch München.
In einer Gondel durch München schweben. Das ist die Idee des Unternehmens Ottobahn. © Ottobahn

Gehören die Staus auf dem Mittleren Ring bald der Vergangenheit an? Wenn es nach einem Münchner Unternehmen geht, sollen Pendler bald mit Gondeln in die Arbeit fahren.

München - Montagmorgen, wieder einmal geht nichts mehr auf den Münchner Ring- und Einfallstraßen. Und nun stellen Sie sich vor, wie Sie entspannt in einer kleinen Gondel in mehreren Metern Höhe über den Stau schweben, dabei lesen und pünktlich zu Ihrem Termin kommen. Das ist keine Utopie, sondern könnte in absehbarer Zeit Realität sein – wenn es nach dem Münchner Start-up-Unternehmen Ottobahn geht. 

Gondeln könnten außerhalb von München sogar mit 250 km/h fahren

„Wir bewegen uns sozusagen in der dritten Ebene“, erklärt Geschäftsführer Marc Schindler (40) der tz. Das Prinzip: Die Kabinen gibt es als Ein-, Vier-Sitzer oder Cargo-Kapsel. Jede Kabine hat einen eigenen elektrischen Antrieb, der sie auf dem drei Meter breiten Schienensystem fortbewegt. Zwei E-Bike-Akkus reichen den Kabinen aus, um innerstädtisch bis 60 km/h, außerorts im Verbund mit mehreren Kapseln sogar auf 250 km/h zu beschleunigen.

„Von einer Höhe von fünf bis zehn Metern können wir die Kabinen an jedem Punkt ablassen – sozusagen direkt vor Ihrer Haustüre“, erklärt Schindler. Denn der Kunde kann über App eine Verbindung von Tür zu Tür bestellen. Einen Parkplatz für die Kabinen braucht das Transportsystem nicht. „Sie zirkulieren im Schienennetz – idealerweise mehrere tausend Stück in einer Großstadt.“ Nachts könnten die Gondeln dann an einer Abstellfläche am Stadtrand verweilen.

Bereits vor zwei Jahren gab es schon die Idee einer Seilbahn in München (Video)

Der Kaffee am Morgen könnte in der Gondel schon bereit stehen

In den Gondeln könnte es einen Extra-Service geben: „Es ist alles denkbar“, sagt Schindler. „Wenn der Fahrgast morgens einsteigt, steht sein Cappuccino bereits da, und abends auf dem Heimweg warten die Supermarkt-Einkäufe auf ihn.“

Die zwölf Software-Entwickler und Maschinenbauingenieure der erst 2019 gegründeten Firma Ottobahn sind mit ihren Planungen schon weit fortgeschritten. In ihrem Büro in Obersendling fährt das Transportsystem der Zukunft bereits auf einer 36-Meter-Strecke über den Schreibtischen herum. „Wenn ich an der Kaffeemaschine stehe und schnell in die Werkstatt will, bestelle ich mir eine Kabine“, erzählt Schindler. Nur das Ablassen funktioniere in den vier Meter hohen Räumen nicht. „Diese Konstruktion entwickeln wir bereits mit dem Fraunhofer-Institut IML in Dortmund, sie sollte Ende des Jahres fertig sein.“ Der Spatenstich für eine richtige Teststrecke auf einem Kilometer Länge soll bereits zum Jahreswechsel erfolgen – „hoffentlich im Süden Münchens, wahrscheinlich auf einem privaten Gelände“. 

Ottobahn-Geschäftsführer Marc Schindler hat schon mal Platz genommen.
Ottobahn-Geschäftsführer Marc Schindler hat schon mal Platz genommen. © Ottobahn

Nicht nur München hat Interesse das Transportsystem zu übernehmen

Es bräuchte nur noch mutige Politiker, die das Transportsystem bauen wollen. Offenbar gibt es die. „Unser Ziel ist es, 2023 mit dem kommerziellen Betrieb loszulegen. Drei deutsche Kommunen haben schon angefragt. Wir haben auch Verhandlungen mit Ländern wie Indien oder Singapur.“ Das Münchner Unternehmen entwickelt das Konzept bis zu einer gewissen Reife. „Wir liefern die Software, das Konzept, der Aufbau der Infrastruktur wird in einem Lizenzmodell von Partnern übernommen.“

Die Ottobahn, deren Name durch König Otto (bayerische Wurzeln) und den international positiv besetzten Begriff „Autobahn“ inspiriert ist, hat einen weltweiten Markt. Dennoch würde sich Schindler freuen, wenn die Gondeln zuerst in München zum Einsatz kämen. „Ich stehe persönlich viel zu oft im Stau. Das möchte ich meinem Sohn auch ersparen.“ *tz.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

Ein anderes Unternehmen plant Münchner zukünftig in Seilbahnen durch die Stadt zu kutschieren. Und auch im Münchner Stadtrat sind solche alternativen Verkehrsmittel bereits Thema gewesen.

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