Münchner Star-Anwalt: Im Festzelt stemmt er 17 Mass - jetzt verteidigt er die Giftmischerin aus dem Supermarkt

Im Beruf knallharter Anwalt, in seiner Freizeit Wiesn-Keller: Christian Gerber (50) arbeitet seit 2008 auf dem Oktoberfest. Weil es zum zweiten Mal ausfällt, hat er Zeit für die ganz großen Fälle - und verteidigt in einem Münchner Mordprozess.
- Für die Wiesn nahm Anwalt Christian Gerber (50) immer Urlaub - und arbeitete als Kellner
- Die Fröhlichkeit im Festzelt war für ihn der perfekte Kontrast zum harten Alltag als Strafverteidiger
- Weil die Wiesn erneut ausfällt, arbeitet Gerber jetzt mehr und hat einen großen Fall an Land gezogen
München - Sein charmantes Lächeln ist unverkennbar. Lässig stützt Christian Gerber (50) seine Lederschuhe auf den Kasten mit frischem Hofbräu-Bier. „Wenigstens ein bisschen Wiesn-Feeling“, sagt der Anwalt. Denn für ihn heißt es heuer: Kanzlei statt Krüge.
Münchner Anwalt: Seit 2008 arbeitet er auch auf dem Oktoberfest
Seit 2008 hatte Gerber immer wieder als Kellner auf dem Oktoberfest gearbeitet, die Juristerei musste währenddessen pausieren. „Mir ging es nie ums Geld, sondern vor allem um die Abwechslung.“ Denn über das Jahr hinweg verteidigt Christian Gerber Münchner, denen schlimme Straftaten vorgeworfen werden: Mord, Vergewaltigung oder Drogenhandel.

Im Festzelt erlebt der Anwalt 16 Tage lang die Parallelwelt zum harten Gerichtsalltag. „Die Gäste jubeln mir zu, wenn ich Bier und Hendl bringe. Eine Riesen-Gaudi“, sagt Gerber. Im Münchner Stadtteil Nymphenburg ist er aufgewachsen und ging schon als kleiner Bub mit seinen Eltern zur Wiesn. All die bunten Lichter und Geräusche, „das hat mich als Kind schon fasziniert“, sagt Gerber. „Diese Masse an Eindrücken ist unvergleichlich. Das gibt es nur auf der Wiesn.“
München: Anwalt stemmte 17 Mass als Kellner
Damals wie heute liebt Gerber das halbe Hendl. Schön kross und salzig, wie es nur auf der Theresienwiese schmeckt. Das hebt sich der Anwalt für die Wiesn auf - und verzichtet den Rest des Jahres darauf. Im Hippodrom fing er als Kellner an und wechselte später ins Schützenfestzelt. Seine Bestmarke: „17 Mass konnte ich stemmen.“ Kaum zu glauben, wenn man seine schlanke Silhouette sieht. Doch Gerber ist nicht zu unterschätzen: Er trainierte speziell für die Wiesn, machte seinen Rücken und das Immunsystem topfit. Um dann 14 Stunden am Tag durchhalten zu können.
Und heuer? Sitzt der Anwalt in seiner Kanzlei und schwelgt in Erinnerungen. „Die Wiesn ist einzigartig, das kann man nicht kopieren“, sagt er. Urlaub hat der 50-Jährige gemacht, statt ins Festzelt zu gehen. „Ich war zwei Wochen in Spanien, damit ich auch mal von der Juristerei abschalten kann. Ich war tatsächlich einfach mal faul.“

Der kleine Ort Olivar hat Gerber zur Entspannung verholfen, südlich von Valencia. „Dort war ich im Haus meiner Großeltern, die schon verstorben sind.“ Umgeben von Palmen, das Meer in der Nähe. „Ein gelungener Tapetenwechsel“, sagt Gerber. „Trotzdem geht mir die Wiesn schon richtig ab - sei es als Gast oder als Kellner im Zelt.“ Statt Feststimmung zu genießen, gräbt der Anwalt sich jetzt wieder in große Fälle ein. In seinem Büro stapeln sich die Akten. „Der Gerichtsalltag hat nach den Sommerferien wieder begonnen. Das heißt für mich: Arbeiten bis abends und Sechs-Tage-Wochen.“ Es gibt viele Termine. „Und, ja: Was ich unter der Woche nicht schaffe, wird am Wochenende aufgearbeitet.“
Der nächste Fall des Anwalts: Er verteidigt die Giftmischerin aus dem Supermarkt
Gerbers nächster großer Fall: die Giftmischerin aus dem Supermarkt. Eine 57-Jährige steht im Verdacht, giftige Substanzen in Getränke abgefüllt zu haben. Sie ist aktuell in der Psychiatrie untergebracht. „Meine Mandantin muss sich wegen versuchten Mordes verantworten“, erklärt Gerber. Der Fall wird ab 9. November am Landgericht verhandelt.