Gudrun Köhl gestorben: Große Trauer in München – „War keine Person, eher eine Institution“

Karl Valentins Andenken am Isartor: Die langjährige Chefin Gudrun Köhl stirbt mit 79 Jahren. Ein Rückblick auf das Leben der Münchner Institution.
München – Da steht sie, die Arme freudig in die Höhe gestreckt, in den Händen die gelbe Eingangstafel am Valentin-Karlstadt-Musäum: Gudrun Köhl hat einen guten Teil ihres Lebens dem legendären Münchner Komiker und seiner Partnerin gewidmet. Vielen ist Köhl als ehemalige Chefin des Musäums im Isartor ein Begriff, das sie 15 Jahre lang leitete.
Nun ist sie nach schwerer Krankheit an Neujahr verstorben, kurz vor ihrem 80. Geburtstag. Die Stadt trauert um eine offene Frau mit vielen Interessen – und einer großen Leidenschaft. Im Münchner Merkur erinnern sich Weggefährten.

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„Sie war eine Macherin“: Das Musäum war nicht Köhls ursprünglicher Lebensplan
Köhl wurde 1943 in Garching an der Alz (Kreis Altötting) geboren. Kurz darauf fiel ihr Vater im Krieg, ihre Familie hatte nicht viel Geld. Auch Liesl Karlstadt wuchs in Armut auf, vielleicht fühlte sich Köhl auch deshalb mit ihr so verbunden, erzählt Sabine Rinberger, die Köhl 2004 als Museums-Chefin ablöste. „Ich habe sie für ihre Unerschrockenheit geschätzt. Sie war eine Macherin.“
Dabei hatte Köhl ursprünglich einen ganz anderen Lebensplan. Als Klosterschwester wollte sie nach Afrika gehen, entschied sich aber in letzter Sekunde um. Dann studierte sie Kunst auf Lehramt und lernte dabei Hannes König kennen, den Erfinder des Valentin-Musäums. Die beiden wurden ein Paar, arbeiteten zusammen. Köhl war auch Wirtin im Turmstüberl über der Ausstellung – und nach Königs Tod 1989 dann Musäums-Chefin.
Das Musäum
Das Valentin-Karlstadt-Musäum ist in den beiden Seitentürmen des Isartors untergebracht. Es wurde am 17. September 1959 als Valentin-Musäum gegründet. Der Kunstmaler Hannes König richtete es in Eigeninitiative ursprünglich im kriegszerstörten und nur notdürftig wiederaufgebauten Isartor-Südturm ein. Dafür bekam er finanzielle Unterstützung von Künstlerfreunden und Münchner Bürgern.
Seit der Eröffnung des Liesl-Karlstadt-Kabinetts 2001 trägt das Valentin-Karlstadt-Musäum den Namen beider Künstler. Die Ausstellung widmet sich außerdem dem Münchner Volkssängertum. Zuletzt wurde die Modernisierung des Musäums diskutiert, weil das Gebäude die Maßgaben für Brandschutz und Barrierefreiheit nicht mehr erfüllt. (rmi)

„Eine Institution“: Bewegende Erinnerungen an eine Münchner Ikone
Über die Kunst lernte auch Wolfgang Roucka sie kennen, der Schwabinger Posterkönig. „Sie war keine Person, eher eine Institution“, sagt er. Roucka schätzte sie für ihren riesigen Einsatz fürs Musäum, für tiefgründige Gespräche, ihre liebenswerte und offene Art. Köhls Direktheit sei freilich nicht bei jedem gut angekommen, berichtet Rinberger. „Aber sie musste sich ihre Anerkennung erarbeiten – gerade in der sehr männerdominierten Welt früher.“
Köhl kämpfte für Gleichberechtigung und die Würdigung Liesl Karlstadts im Musäum. Denn erst lag der Schwerpunkt vor allem auf Valentin. Für ihre Arbeit wurde sie 2003 mit der Auszeichnung „München leuchtet“ gewürdigt. Nun kehrt sie nach ihrem emsigen Leben heim. Sie wird nächste Woche in ihrem Geburtsort beigesetzt. (Regina Mittermeier)
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