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Neue Intendantin für die Kammerspiele: Lilienthal-Nachfolge wohl geklärt

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Von: Sascha Karowski

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100 Jahre Stadttheater Freiburg
Barbara Mundel soll Matthias Lilienthal als Intendantin der Kammerspiele nachfolgen. © picture alliance / dpa / Rolf Haid

Die Kammerspiele bekommen eine neue Intendantin. Nach Informationen unserer Zeitung wird Kulturreferent Hans-Georg Küppers dem Stadtrat Barbara Mundel als Nachfolgerin Matthias Lilienthals vorschlagen.

München - Die Frage um die Intendanz der Münchner Kammerspiele hat im Münchner Stadtrat zuletzt oftmals für ganz großes Theater gesorgt. Die CSU-Fraktion ist dem noch amtierenden Kammerspiele-Chef Matthias Lilienthal alles andere als wohlgesonnen, hatte zuletzt offen damit kokettiert, einer Verlängerung des 2020 auslaufenden Vertrages nicht zuzustimmen. Lilienthal reagierte daraufhin mit der Ankündigung, den Vertrag selbst nicht zu verlängern. Mit dem Schritt hatte er offenbar eine öffentliche Auseinandersetzung um seine Person vermeiden wollen. 

SPD und Grüne halten große Stück auf Lilienthal, hätten einer weiteren Amtszeit fraglos zugestimmt. Umso erwähnenswerter ist es nun, dass offenbar über die Regelung seiner Nachfolge große Einmütigkeit herrscht. Nach Informationen unserer Zeitung will Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) nun dem Stadtrat vorschlagen, dass ab 2020 die Regisseurin Barbara Mundel die Kammerspiele übernehmen soll. 

Lösung dürfte SPD und CSU zufriedenstellen

Es wäre ein Kunstgriff des scheidenden Referenten, der bekanntlich im nächsten Jahr für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung steht. Denn er würde ein bestelltes Feld hinterlassen. Mit Mundel als Lösung sollen dem Vernehmen nach sowohl SPD als auch CSU hoch zufrieden sein. Und es wäre auch eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte. Seit den 80er-Jahren war die gebürtige Hildesheimerin als Dramaturgin tätig, unter anderem mit den Stationen Theater Basel, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin und ab 2005 für ein Jahr eben als Chefdramaturgin an den Münchner Kammerspielen. 

Verpflichtet hatte sie der damalige Intendant Frank Baumbauer, mit dem Mundel bereits während ihres Studiums als Regieassistentin am Residenztheater zusammengearbeitet hatte. Die 59-Jährige verfügt mithin über ein gehöriges Maß an Erfahrung im Theaterbereich und in der Regie mit Schwerpunkt im Musiktheater. Von 1999 bis 2004 war sie Direktorin des Luzerner Theaters, von 2006 bis 2017 Intendantin am Theater Freiburg, das von der Zeitschrift „Die deutsche Bühne“ unter Mundels Intendanz mehrfach für seine „ungewöhnlich überzeugende Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren“ ausgezeichnet wurde. 

Insider: „Mundel wäre großartige Wahl“

Doch im Vorjahr trennten sich die Wege, derzeit ist die 59-Jährige als Dramaturgin für das internationale Festival „Ruhrtriennale – Festival der Künste“ tätig. Wegen ihrer Vergangenheit in München wird ihr Name immer mal wieder genannt, wenn Positionen in der hiesigen Theaterszene nachzubesetzen sind. So war bereits im Vorjahr spekuliert worden, Mundel könnte Martin Kuej als Intendant des staatlichen Residenztheaters nachfolgen. Für die Münchner Kammerspiele könnte sich die 59-Jährige als Glücksgriff erweisen, wie aus Rathauskreisen zu erfahren war. 

„Barbara Mundel wäre eine großartige Wahl“, sagt ein Insider. „Sie hat enorm viel Erfahrung. Und für die Kammerspiele wäre es sicher kein Rückschritt, die großen Linien würden erhalten bleiben, aber es würde dennoch eine neue Ära beginnen.“ Barbara Mundel wird auch ,Die Ermöglicherin‘ genannt, sagt ein Szenen-Kenner. „Sie denkt Theater weiter.“ 

Der amtierende Intendant Lilienthal war im Grunde seit seinem Amtsantritt 2015 immer wieder in der Kritik gestanden. Bereits nach der ersten Spielzeit entbrannte ein Streit über die Ausrichtung des Theaters. Vor allem aus konservativen Kreisen hagelte es Beschwerden. Ein Großteil des Stammpublikums halte das Programm für zu experimentell und abgehoben – und nicht mehr zugänglich für das breite Publikum. Lilienthal war aus Berlin nach München gekommen und hat seit seiner Intendanz inhaltlich und ästhetisch neue Parameter gesetzt und viel Performance und freie Kunstprojekte in die Kammerspiele geholt. „Das wurde aber nicht goutiert“, sagt ein Insider. Die Zahl der Abo-Kunden ging zuletzt binnen einer Spielzeit von 4661 auf 3808 zurück.

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