1. Startseite
  2. Lokales
  3. München

Neues Leben für das alte Werk: Kuvertfabrik Pasing saniert

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Andreas Daschner

Kommentare

Die Kuvertfabrik Pasing wurde komplett saniert.
Die Kuvertfabrik Pasing wurde komplett saniert. Rund herum enstatnden 167 neue Wohnungen in fünf Gebäuden. © Marcus Schlaf

Jahrzehntelang war sie ein Wirtschaftsmotor in Pasing. Doch zuletzt drohte die Kuvertfabrik immer mehr zu verfallen. Nun zieht neues Leben in die alten Gemäuer ein.

Die Sanierung des denkmalgeschützten Fabrikgebäudes ist fertiggestellt. Normalerweise scheuen Bauherren denkmalgeschützte Gebäude wie der Teufel das Weihwasser. Meist sind sie mit strengen Bauauflagen und hohen Kosten verbunden. Das war auch bei der Kuvertfabrik Pasing – im Viertel als „Kupa“ bekannt – nicht anders. Trotzdem merkt man Projektleiter Christian Schulz vom Immobilienunternehmen Bauwerk an, dass er froh ist, dass das geschichtsträchtige Gebäude erhalten wurde.

„Die ,Kupa‘ ist das Herzstück und der Identitätsfaktor des Areals“, sagte Schulz bei einem Presserundgang anlässlich der fertiggestellten Sanierung. Nicht umsonst hatte Bauwerk das Areal an der Landsberger Straße 2017 erworben – als das Fabrikgebäude schon seit sechs Jahren unter Denkmalschutz stand. Die 1906 erbaute Fabrik war eigentlich schon dem Abbruch geweiht, ehe Bürger und Politik im Viertel ihren Erhalt durchgesetzt hatten.

Röhren der U5-Verlängerung sollen unter der Kuvertfabrik verlaufen

Die Sanierung hatte ihre Tücken – vor allem auch, weil unter dem Areal künftig die Verlängerung der U5 nach Pasing verlaufen wird. Die Bauherren mussten deshalb Sorge dafür tragen, dass das Gebäude beim Bau der beiden Röhren nicht absackt. Keine einfache Aufgabe, da das Haus laut Schulz statisch nur auf Stahlbeton-Stützen gegründet war. „Die mussten wir komplett freilegen und alles mit Stahlträgern verbinden.“

Projektleiter Christian Schulz von Bauwerk stellt die sanierte Kuvertfabrik Pasing vor.
Projektleiter Christian Schulz von Bauwerk stellt die sanierte Kuvertfabrik Pasing vor. Ein Foto zeigt den vorherigen Zustand. © Marcus Schlaf

Eine weitere Schwierigkeit war, das Innenleben neu zu strukturieren. Zwar gib es ein historisches Treppenhaus, das saniert wurde. Es wurde aber auch ein zweites Treppenhaus neu eingebaut, wofür nicht nur die Betondecken durchbrochen werden mussten, sondern die „Kupa“ auch für eine gewisse Zeit komplett abgedeckt wurde. Die Stahlfenster im Erdgeschoss wurden zum Teil nach historischem Vorbild nachgebaut, ebenso einige nicht mehr sanierbare Holzfenster im Obergeschoss. Das alte Haus erstrahlt damit zwar im neuen Glanz, atmet aber immer noch seine Geschichte.

Mit ihrer Historie ist die „Kupa“ aus Pasing in der Tat kaum wegzudenken. Drei Jahre lang diente sie nach ihrem Bau als Zuckerfabrik, ehe der namensgebende Industriezweig dort einzog. Die Experten sind sich nicht ganz einig, doch gibt es Hinweise, dass dort die heute viel genutzten Fensterbriefkuverts nicht nur produziert, sondern vielleicht sogar erfunden wurden. Doch in den 90er-Jahren war mit der Fabrik dann Schluss. Als Zwischennutzung zogen bis 2015 Ateliers und Werkstätten für Künstler und Handwerker ein, seitdem steht das historische Gebäude leer.

Stadtsparkasse hat das historische Gebäude erworben

Doch damit soll nun Schluss sein – auch wenn Mieter noch gesucht werden. Einen Eigentümer hatte die „Kupa“ schon lange vor der Fertigstellung der Arbeiten gefunden: Bereits im Sommer 2019 kaufte die Stadtsparkasse die Immobilie, in der knapp 4500 Quadratmeter Gewerbeflächen entstanden sind. Bis zu acht Mieter und an die 250 Arbeitsplätze können einziehen – im ehemaligen Kesselhaus könnte auch eine Gastronomie entstehen. „Wir führen diverse Gespräche, aber unterschrieben ist bis jetzt noch nichts“, sagte Michael Rubenbauer, Direktor des Immobilienmanagements bei der Stadtsparkasse.

Die „Kupa“ ist zwar das Herzstück des neuen Quartiers, das nach der Fabrik benannt ist. Außen herum entstanden aber auch neue Wohnungen – insgesamt 167 in fünf Bauten, die im Halbkreis rund um die Kuvertfabrik liegen. Erschlossen ist das Quartier mit einer langen Promenade, die im ursprünglichen Bebauungsplan kerzengerade verlaufen sollte – über die Fläche hinweg, auf der die Kuvertfabrik steht.

Im Zuge des Kampfes um das alte Haus wurde aber auch hier eine Umplanung erreicht. Nachdem die „Kupa“ unter Denkmalschutz gestellt wurde, wird die Promenade nun um das Gebäude herumgeführt.

Auch interessant

Kommentare