„Biotopia“: Das erwartet uns im neuen Super-Museum

München - München bekommt ein neues Museum, das international Beachtung finden soll. „Biotopia“ wird es heißen und mindestens 95 Millionen Euro kosten. Das Naturkundemuseum wird das beliebte, aber veraltete „Museum Mensch und Natur“ in Schloss Nymphenburg ersetzen. Jetzt steht das Konzept.
Der Name des neuen Museums wurde lange gut gehütet. Nun ist er raus: „Biotopia“ soll das neue Naturkundemuseum heißen, das auf dem Areal von Schloss Nymphenburg entsteht. Wie berichtet, soll es das „Museum Mensch und Natur“ nicht nur ersetzen“, sondern ein moderner Meilenstein im naturkundlichen Bereich werden. Dazu soll der konzeptionelle Ansatz beitragen. Das Museum wird nicht geografisch oder nach Tierarten sortiert, sondern nach Verhaltensweisen.
Gründungsdirektor von „Biotopia“ ist der irische Physiker und Philosoph Michael John Gorman. Den neuen Namen erklärt er so: „Bio heißt Leben, Biotop ist ein spezielles Konzept von Lebensraum, und die Anlehnung an ,Utopia‘ soll zeigen, dass wir nicht nur in die Vergangenheit blicken, sondern auch in die Zukunft. Uns hat der Vorschlag einer Mitarbeiterin gleich gefallen, auch weil er international funktioniert.“
Brücke zwischen Museum und Forschung
Der Name ist Teil des Masterplans, den Gorman und Museumsförderin Auguste von Bayern am Dienstagabend Abend bei einem Festakt vorstellten. Das neue Konzept wurde unter Gormans Leitung erarbeitet. Seit sieben Monaten ist der 45-Jährige in München. Er will eine Brücke schlagen – zwischen dem Museum und der Forschung. Er sagt: „Ich bin beeindruckt von den Münchner Universitäten und Forschungsanstalten wie dem Max-Planck-Institut.“
Auguste von Bayern, die älteste Tochter von Prinz Luitpold und selbst Biologin, hatte als Vorsitzende des „Förderkreises NaMu Bayern“ die Werbetrommel für das Projekt gerührt und Spenden gesammelt. Knapp eine Million Euro kam als Anschubfinanzierung zusammen. Das Geld floss dann in den Architektenwettbewerb.
Aus dem kleinen Mensch und Natur wird ein Haus internationaler Strahlkraft
Michael John Gorman soll nun das verhältnismäßig kleine „Museum Mensch und Natur“ zu einem Haus von internationaler Strahlkraft erweitern. Das 1990 eröffnete Museum ist überaus beliebt. Mehr als 200 000 Besucher strömen jährlich in die Ausstellungsräume im Nordflügel von Schloss Nymphenburg. Exponate hinter Glas – etwa Braunbär „Bruno“ – gibt es hier zwar auch zu sehen, vor allem besticht das Museum aber durch den spielerischen Aspekt: Kinder wie Erwachsene dürfen hier Dinge anfassen und ausprobieren. Viele nette Details bleiben im Kopf: Etwa eine Anzeige, die den aktuellen Stand der Weltbevölkerung anzeigt – man kann zuschauen, wie die Menschheit sekündlich wächst.
Doch Gorman will mehr: „Es ist schon eine tolle Basis“, schwärmt er. „Aber eigentlich war schon damals bei der Eröffnung klar, dass es zu klein ist.“ Eine halbe Million Besucher will er in Zukunft pro Jahr ins „Biotopia“ locken. Die Ausstellungsfläche soll deutlich vergrößert werden, von 2000 auf 6000 Quadratmeter. Möglich wird dies durch einen Anbau.
Ans Schloss schließt sich ein alter Institutsbau der Ludwig-Maximilians-Universität an, der seit einiger Zeit leer steht. Der nicht denkmalgeschützte Komplex aus den 60er-Jahren soll einem Neubau weichen. Aus dem Architektenwettbewerb ging 2014 das Berliner Büro „Staab Architekten“ als Sieger hervor.
Eröffnung nicht vor 2023
Anfangs hieß es, der Grundstein könnte 2015 gelegt werden – was sich als utopisch herausstellte. Mittlerweile heißt es, der Baubeginn werde „nicht vor 2019“ erfolgen, die Eröffnung „nicht vor 2023“. 95 Millionen Euro lässt der Freistaat für das neue Museum springen. Es soll einmal „über die Stadt hinaus strahlen“, wie Gorman sagt. Also in einem Atemzug mit Größen wie dem Deutschen Museum genannt werden.
Die Kernidee von „Biotopia“ orientiere sich am alten Namen, sagt Gorman, „denn der Mensch und die Natur gehören untrennbar zusammen“. Allerdings will der Naturwissenschaftler noch einen Schritt weitergehen. Es soll ein Museum werden „über das Leben und alles, was damit zu tun hat“. Ein Ziel: „Wir wollen junge Forscher begeistern.“ Auch wenn das Museum nach wie vor auf alle Altersklassen abzielt, soll der Fokus künftig auf den 10- bis 14-Jährigen liegen. Derzeit werden jüngere Kinder – von sechs bis zwölf Jahren – angesprochen. Für sie soll es ein extra Kindermuseum geben. Ebenfalls neu: mehrere Spiel-, Lern- und Forschungslabore, in denen die Besucher selbst Teil von Experimenten werden können.
Ein weltweit einzigartiges Konzept
Außergewöhnlich: Die Dauerausstellung wird nicht mehr nach geografischen Kriterien oder Tierarten gegliedert – sondern nach Verhaltensweisen, Aktivitäten und Prozessen. Gorman: „Das ist ein weltweit einzigartiges Konzept.“ Es geht dann um „Essen“, „Verteidigung“, „Bauen“, „Fortpflanzen“, „Spielen und Lernen“. Dabei wird nicht zwischen Mensch und Tier unterschieden - so will man die Ähnlichkeiten und Verbindungen herausarbeiten. In der Ausstellung zum Thema „Tragen“ könnte es also etwa um „fur, feathers and fashion“ gehen, wie Gorman mit einem Lachen erzählt, also um Fell, Federn und Mode.