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Hochhauspläne am Hirschgarten - Initiative gegen Türme sorgt für Diskussionen

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Von: Nadja Hoffmann, Klaus Vick

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München/Neuhausen: Hochhauspläne sorgen für Ärger – Initiative will die Türme stürzen
Der Entwurf mit den Türmen als Blickfang an der Paketposthalle. © Grafik: Herzog & de Meuron

Mit einer Höhe von 155 Meter sprengen die Hochhäuser, die an der Paketposthalle entstehen könnten, alle Grenzen. Gegen die Pläne regt sich Widerstand. Sogar ein Bürgerbegehren steht im Raum.

Hochhauspläne am Hirschgarten: Die Türme sorgen bei unseren Lesern für Diskussionen

Update vom 21. August 2019: Das drohende Hochhaus-Bürgerbegehren, über das der Münchner Merkur in seiner Mittwochsausgabe berichtet hat, sorgt für Diskussionen. Es zeigt sich: Die Meinungen gehen weit auseinander. 

Dabei ist in den Leserbriefen und in Online-Kommentaren auf www.merkur.de eine leichte Tendenz auszumachen: Pro Hochhäuser – weil Wohnraum in der Stadt fehlt. Dass München jetzt schon „brechend voll“ sei, schreibt etwa Tina Djego. „Dann wird halt in die Höhe gebaut. Wie denn sonst?“ Auch Clemens S. spricht den Wohnraummangel an – und führt diesen mit darauf zurück, dass kein Gebäude mehr über 100 Meter entstehen durfte. Festgelegt wurde diese Grenze 2004 bei einem ersten Bürgerbegehren. Da die Bindung daran längst verjährt ist, gibt es nun Pläne für zwei 155 Meter hohe Türme an der Friedenheimer Brücke. Dagegen will Karl Hofmann, einer der damaligen Initiatoren, notfalls mit einem neuen Begehren kämpfen. 

„Finde es toll, dass 85-Jährige noch so viel Engagement haben, aber der Zeitgeist ändert sich einfach, und junge Menschen haben ganz andere Meinungen“, schreibt Stefan R. Frische, innovative Ideen werden von einigen gefordert. Andere geben der Initiative Münchner Architektur und Kultur, der Hofmann vorsteht, Recht. Die Stadt brauche keine Wolkenkratzer-Silhouette wie Frankfurt. 

Diskutiert wird das Thema auch eifrig in der Politik. Etwa bei den Freien Wählern. Deren Münchner Stadtvorsitzender und bayerischer Kultusminister Michael Piazolo hält es für „sehr verfehlt, die Debatte wieder zu entfachen“. Problem sei nicht die Grenze von 100 Metern, sondern der „Wildwuchs an Bauten“ in der Stadt. Prinzipiell fühle man sich – wiewohl nicht mehr rechtskräftig – an den Bürgerentscheid gebunden. Nach Meinung Piazolos sind auch „sehr schöne Hochhäuser“ unterhalb der 100-Meter-Grenze vorstellbar. Die Freien Wähler stellten gestern ihren OB-Kandidaten Hans-Peter Mehling vor und äußerten sich am Rande zur Hochhaus-Debatte.

Riesen-Ärger um Hochhauspläne am Hirschgarten - Initiative will die Türme stürzen

Die Erstmeldung vom 20. August 2019:

München - Droht München nach 2004 ein zweiter Bürgerentscheid zum Reizthema Hochhäuser? Die Antwort von Karl Hofmann ist eindeutig. „Wir schrecken davor nicht zurück“, poltert der Vorsitzende der Initiative Münchner Architektur und Kultur (AKU). Was ihn so auf die Palme bringt, sind die Pläne für zwei Hochhäuser an der Friedenheimer Brücke. „Das lassen wir uns nicht gefallen“, sagt Hofmann zum Konzept für das Areal an der Paketposthalle. Der engagierte 85-Jährige gehörte schon 2004 an der Seite von Alt-OB Georg Kronawitter zu den Initiatoren der ersten Hochhaus-Debatte. Damals entschieden die Münchner: Bei 100 Metern ist Schluss.

München: Hochhäuser in der Stadtsilhouette bislang unerwünscht

Gibt sich kämpferisch: Hochhaus-Gegner Karl Hofmann von der Initiative Münchner Architektur und Kultur (AKU).
Gibt sich kämpferisch: Hochhaus-Gegner Karl Hofmann von der Initiative Münchner Architektur und Kultur (AKU). © fkn

Ende Juli präsentierte Projektentwickler und Grundeigentümer Ralf Büschl nun seine Pläne für das Viertel am Hirschgarten. Mit 155 Metern würden die zwei Hochhäuser neue Maßstäbe setzen, sie wären der größten Eingriff in die Stadtsilhouette seit 1945. Und bergen entsprechend Sprengstoff. „Es kann doch nicht Narrenfreiheit herrschen“, regt sich Hofmann auf. Erst recht, wenn er an das Wohlwollen der Münchner Politiker denkt. „Wir werden denen schon an den Karren fahren“, droht Hofmann. Denn: Die Vorstellung eines solchen Projekts zum jetzigen Zeitpunkt ist für ihn einfach nur ein Affront.

Zur Erinnerung: Im März 2018 hatte der Planungsausschuss des Münchner Stadtrats der Fortschreibung der Hochhausstudie von 1995 zugestimmt. Ziel: Experten sollen herausarbeiten, wo es in München geeignete Bereiche für Hochhausplanungen gibt. Bis heute liegt das Ergebnis der Studie noch nicht vor. Macht nix, sagt Hofmann: „Es ist eh schon wurscht, was drinsteht.“ Wenn vorab Projekte wie die 155-Meter-Türme vorgestellt werden.

Hochhaus-Streit in München – Grundeigentümer plädiert für innovative Architektur

Zumal Büschl 2018 in einem Zeitungsinterview erklärt hatte: Für seine Planer vom renommierten Büro Herzog und de Meuron (Allianz Arena, Elbphilharmonie) gelte vorerst eine Obergrenze von 100 Metern. Warum davon ein Jahr später in den Entwürfen keine Rede mehr ist, lässt die Büschl-Gruppe auf Anfrage offen. Vielmehr heißt es: „Es wurden und werden bei den Untersuchungen von Standorten unsererseits grundsätzlich keine Denkverbote auferlegt.“ Und: Man beweise Mut.

Das sieht die AKU anders und feuert deshalb ihren Warnschuss in Richtung Entscheidungsträger ab. Die Parteien können laut Hofmann davon ausgehen, sich vor der Wahl 2020 erklären zu müssen. Sie bekommen als erstes Wahlprüfsteine von der Initiative zugeschickt. Ist keine Unterstützung von der Politik zu erwarten, wäre der nächste logische Schritt das Bürgerbegehren. „Ein Riesen-Aufwand“, muss Hofmann einräumen. Und bleibt trotzdem gelassen. Er weiß seit 2004, dass sich der Aufwand lohnt.

München: Stadträte mehrheitlich für Aufhebung der 100-Meter-Marke für Bauten

Während sich Münchens OB Dieter Reiter bislang diplomatisch gibt („Die Diskussion wird sicher kontrovers geführt werden“), beziehen seine Kollegen und Herausforderer deutlicher Stellung. So müssen für Jörg Hoffmann, OB-Kandidat der FDP, Hochhäuser in München punktuell möglich sein. Auch solche, die die 100-Meter-Marke überschreiten. Er fordert, die Selbstbindung des Stadtrats aufzuheben. Und spricht damit CSU-Bürgermeister Manuel Pretzl aus der Seele. „Die 100-Meter-Marke muss fallen. Das ist meine klare Meinung“, betont er. Ebenso, dass er sie für willkürlich gezogen hält. Genau diese Worte findet auch Heide Rieke, die planungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Trotzdem halte man der Grenze fest, weil „es bisher keine andere Entscheidung gibt.“ Dabei komme es doch auf Einzelprojekte und Standorte an.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für Katrin Habenschaden, die das Rathaus für die Grünen erobern will, die jeweilige Architektur. Deshalb legt sie sich fest: „Wir halten die Grenze für politisch falsch. Eine moderne Großstadt kann architektonische Hochpunkte vertragen.“ Die Grünen würden allerdings auch respektieren, dass der Bürgerwille zur Hochhaus-Grenze entweder bestätigt oder erneuert werden müsste. Genau dazu könnte es schon sehr bald kommen.

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In München ticken die Uhren anders. Während in anderen Metropolen Hochhhäuser schon lange zum Stadtbild gehören, ist die Frage der Höhe hier ein Politikum. Die Pläne für zwei neue 155-Meter-Hochhäuser sorgen für Zündstoff.

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