Orleansplatz-Brunnen steht S-Bahn im Weg
München - Was passiert mit dem Brunnen am Orleansplatz? Diese Frage stellt sich der Bezirksausschuss (BA) Au-Haidhausen. Für die zweite Stammstrecke müssen Teile des Wasserspiels abgebaut werden, deshalb soll es gleich abgedeckt bleiben.
Die Baustelle am Orleansplatz ist geräumt, weil die Stadtwerke dort mit den Arbeiten für die Fugensanierung im U-Bahnwerk am Ostbahnhof fertig sind. Eineinhalb Jahre lang mussten die Haidhauser am Orleansplatz die große Baustelle in Kauf nehmen. Der Platz ist nun wieder zugänglich. Sorgen machen sich die BA-Mitglieder um die Zukunft des großen Brunnens mit den Fontänen, an dem sich Bewohner im Viertel und auch Besucher erfreuen würden.
Der aus Naturstein gefertigte Brunnen sei durch die Sanierungsmaßnahmen im Untergrund in Mitleidenschaft gezogen worden, beklagt man im Bezirksausschuss. Momentan ist die Anlage – dem Winter geschuldet – mit Holz verkleidet. Die Stadtteilpolitiker gingen bislang davon aus, dass der Brunnen renoviert wird und nach der Frostperiode im Frühjahr in Betrieb gehen kann. Doch jetzt haben sie erfahren, dass der geplante Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke diese Pläne durchkreuzen könnte.
Das Dilemma stellt sich nach Darstellung der BA-Mitglieder so dar: In einem Brief der Stadtwerke seien sie darüber informiert worden, dass die Deutsche Bahn möglicherweise schon ab Mitte 2017 mit Spartenverlegungen am Orleansplatz rechne – also vorbereitende Rohr-Neuverlegungen für die Bauarbeiten zur geplanten zweiten Stammstrecke. Erhebliche Teile des Brunnens müssten laut Bahn für die Verlegung der Sparten abgebrochen werden, heißt es in dem Brief der Stadtwerke an den BA. Sprich, der Brunnen könnte dann nur für einen kurzen Zeitraum wieder in Betrieb genommen werden. „Aus Sicht der SWM GmbH ist die Wiederherstellung des Brunnens daher nicht mit dem Grundsatz zum sparsamen und wirtschaftlichen Umgang mit den Haushaltsmitteln vereinbar“, heißt es in dem Schreiben.
Die Kosten für die Wiederherstellung des Brunnens lägen nach Angaben der Stadtwerke bei rund 150 000 Euro – eingerechnet sei in diesen Betrag die teils zu erneuernde Brunnentechnik, nachdem die Anlage mittlerweile in die Jahre gekommen sei. Die Stadtwerke schlagen dem Schreiben zufolge vor, bis zur Baumaßname der zweiten S-Bahn-Stammstrecke den Brunnen im derzeitigen provisorischen Zustand zu belassen, inklusive der Holzabdeckung.
Die BA-Mitglieder forderten unterdessen Aufklärung über einen genauen Zeitplan seitens der Bahn. Dort teilte eine Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung mit: „Wir können bestätigen, dass der Rückbau des Brunnens am Orleansplatz im Rahmen von Vorwegmaßnahmen für den Bau der zweiten Stammstrecke am Ostbahnhof erforderlich ist.“ Für den Bau der unterirdischen Tunnelstation müsse unter anderem ein Regenwasserkanal verlegt werden, um Platz für die Baugrube zu schaffen, so die Bahn-Sprecherin. „Dieser Regenwasserkanal befindet sich südlich des Brunnens in der Orleansstraße und durchquert in einem Teilbereich das künftige Baufeld im östlichen Teil des Busbahnhofs.
Daher muss ein Teil des Regenwasserkanals verlegt werden und tangiert in seiner neuen Lage den Brunnen am Orleansplatz.“ Aktuell, so die Bahn-Sprecherin weiter, würden die Detailplanungen zu den Vorabmaßnahmen laufen – auch im Hinblick auf die Zeitschiene. Man sei hier in Gesprächen mit der Stadt und den Stadtwerken. „Einen genauen Terminplan können wir aktuell noch nicht nennen. Nach derzeitigem Stand könnten die Vorabmaßnahmen am Orleansplatz frühestens ab der zweiten Jahreshälfte 2017 starten.“
Noch ist eine endgültige Entscheidung, was mit dem Brunnen in der Zwischenzeit passiert, offenbar nicht gefallen. Man suche das Gespräch mit der Stadt, um eine Lösung zu finden, sagte ein Stadtwerke-Sprecher.
Die Bezirksausschuss-Mitglieder sind sich unterdessen einig, dass der Brunnen so instandgesetzt werden soll, wie er einmal aussah – und dass er trotz zweiter Stammstrecke noch so lange wie möglich sprudeln sollte. Der eigentliche Bau der unterirdischen Tunnelstation am Ostbahnhof soll nach Angaben der Bahn-Sprecherin „nach aktuellem Stand“ erst 2018/2019 erfolgen.
Anne Hund