500 Polizisten sollen die Wiesn schützen

München - Mit Betonsäulen, Sperrringen und Blumenkübeln wollen die Münchner Sicherheitsbehörden die Wiesn schützen. Konkrete Hinweise auf Anschlagspläne gibt es zwar nicht, wohl aber eine „abstrakte Gefährdungslage“.
Die beiden Herren auf dem Podium sind bemüht, ihren eigenen Auftritt kleinzureden. „Es ist nicht so, dass wir in großer Sorge um die Sicherheit der Wiesn sind“, sagt Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle. „Wir machen das alles, damit nichts ist, wenn was wär’.“ Rechts neben ihm sitzt Polizeivizepräsident Robert Kopp und assistiert: „Wir haben keine konkreten Hinweise auf irgendwie geartete Anschlagspläne.“ Trotzdem wollen der Referent und der Polizist an diesem Dienstagmorgen zeigen, dass sie auf alles vorbereitet sind. Denn auch wenn es keine konkreten Hinweise gibt, für Deutschland und damit auch das Oktoberfest bestehe eine „abstrakte Gefährdungslage“, sagt Kopp.
Insbesondere der „Symbolcharakter“ des Volksfestes könnte dazu führen, dass Terroristen die Wiesn ins Visier nehmen. Im vergangenen Jahr waren im Internet Drohvideos von El Kaida aufgetaucht, weshalb in der zweiten Wiesnwoche erstmals drei Sperringe um die Theresienwiese errichtet wurden.
Die wird es auch dieses Jahr wieder geben. Allerdings sollen sie nicht mehr so martialisch wirken, deshalb werden die schweren Polizei- und Müllfahrzeuge, die möglichen Attentätern vergangenes Jahr den Weg versperren sollten, durch Blumenkübel und Betonstelen ersetzt. Die Betonsäulen sollen durch Oktoberfestplakate wie gewöhnliche Litfasssäulen wirken.
Die Polizei wird ebenfalls wieder sehr präsent sein auf dem Festgelände. Rund 300 Polizisten auf der Theresienwiese und noch einmal 200 im Umfeld sollen für Sicherheit sorgen. Sie werden Taschen kontrollieren und sowohl auf der Festwiese als auch in der U-Bahn patrouillieren. In den Zelten werden etwa 1000 Sicherheitsleute für Ordnung sorgen.
Der Polizei geht es freilich nicht nur um Terroristen. Auch Taschendieben und anderen bösen Buben wollen die Polizisten das Handwerk legen. Mit insgesamt 17 Kameras überwachen die Ermittler die Wiesn. „Wir werden nicht warten, bis die Masskrüge fliegen“, kündigt Kopp eine harte Linie der Polizei an. „Wir werden viel Verständnis für Spaß und Gaudi haben, aber die Wiesn ist keine Kampfarena.“ Wer randaliert, werde schnell in Gewahrsam genommen. „Wenn nötig werden wir die Gemüter sehr schnell wieder zur Abkühlung bringen“, sagt Kopp. Muslime sollen diesmal nicht in Präventionsgewahrsam genommen werden. Während des Oktoberfestes 2009 hatten die Behörden zwei junge Männer vorsorglich eingesperrt, ohne ihnen eine konkrete Straftat vorzuwerfen. Auch eine Anklage folgte später nie. Die beiden Männer gehen nun juristisch gegen diese Maßnahme vor, dieses Verfahren ist laut Kopp aber noch nicht abgeschlossen.
Auch ein Überflugverbot für die Theresienwiese gibt es heuer wieder. Trotzdem warnt Polizeivizepräsident Kopp: „Hundertprozentige Sicherheit gibt es nie.“
Philipp Vetter