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Gläubige protestieren gegen liegenden Buddha

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Tenzin Wangmo entschuldigt sich bei Touristen auf Englisch für die „religiöse Provokation“. MS
Tenzin Wangmo entschuldigt sich bei Touristen auf Englisch für die „religiöse Provokation“. MS

München - Einige Gläubige halten die liegende Buddha-Figur auf dem Viktualienmarkt für eine Provokation. Laut Stadt stehen aber die meisten Buddhisten hinter der Aktion.

Als Tenzin Wangmo das erste Mal vom Buddha auf dem Viktualienmarkt hörte, freute sie sich. „Ein Zeichen für Münchens Weltoffenheit!“ Als Tenzin Wangmo die liegende Skulptur das erste Mal auf dem Viktualienmarkt sah, freute sie sich immer noch. „Ich dachte, der wird noch aufgestellt“, sagt sie. Nach ein paar Tagen aber wurde der buddhistischen Nonne tibetischer Tradition klar: Der Buddha soll liegen bleiben. Unmöglich, findet die Münchnerin. „Es geht nicht um meine Religion“, sagt sie. Sondern ums Prinzip. „Wenn ich eine in den Dreck geschmissene Christus-Statue sehen würde, würde ich auch dagegen protestieren.“

Seit Tagen ist Tenzin Wangmo immer wieder neben dem Buddha gestanden - mit einem selbstgemaltem Plakat, auf dem sie sich bei internationalen Touristen für die „religiöse Provokation“ entschuldigt.

Beim Kulturreferat der Stadt, das die Aktion finanziert, will man nichts von einer Provokation religiöser Menschen wissen. Man habe viele Reaktionen auf die Figur bekommen, die seit dem 8. Mai zwischen dem Standl von Nymphenburger Sekt und dem Pschorr-Biergarten liegt, heißt es. „Aber interessanterweise sind viele Buddhisten Fürsprecher der Aktion, während viele Nicht-Buddhisten dagegen sind.“

Die goldglänzende 500-Kilo-Figur ist Teil der städtischen Kunst-Reihe „A Space called Public - Hoffentlich Öffentlich“, die bis Ende September diverse Aktionen in der Stadt beinhaltet. Auch der Buddha soll bis Ende September liegen. Die Idee: In München leben und arbeiten Menschen aus 180 Nationen, im Stadtbild ist das aber kaum zu sehen. Gerade am Viktualienmarkt dominiere „Lokalkultur das Erscheinungsbild“, heißt es von der Stadt. Der Künstler Han Chong darf deshalb seine Buddha Statue „Made in Dresden“ auf dem Viktualienmarkt ausstellen.

Von Buddhisten gibt es darauf nicht nur die positiven Reaktionen, von denen die Stadt berichtet, sondern auch kritische Stimmen. Zum Beispiel von der „Deutschen Buddhistischen Union“, die alleine in München 33 Gruppen vertritt. In einem Brief an Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) zeigt sie „erhebliches Befremden“, weil die Skulptur auf öffentlichem Raum stehe und von der Stadt gefördert sei. Sie weist auf Empfindungen hin, die bei Buddhisten ausgelöst werden könnten. Und fragt provokativ: „Würde das Kulturreferat der Installation einer überlebensgroßen, umgestürzten Jesus- oder Marienfigur mit der Aufschrift ,Made in Hongkong‘ am Viktualienmarkt für fünf Monate zustimmen und diese künstlerische Aktion finanziell fördern?“

Der Künstler, selbst Buddhist, verteidigt sein Werk, kündigt aber auch an, mit der Buddhistischen Union in Verbindung treten zu wollen. „Die Skulptur, die man als vergrößerte Ausgabe eines Souvenirs oder Dekorationsartikels betrachten kann, ist keinesfalls eine Verunglimpfung Buddhas“, so Han Chong. „Nur wenige Menschen missdeuten sie als solche.“ Die meisten Kritiker hätten nach Übersendung von Informationen ein „Aha-Erlebnis“.

Zu spät, findet Bettina Hilpert von der Buddhistischen Union. „Wenn man vorbei läuft, versteht das keiner. Zumindest sollte dort eine Erklärung stehen, die Ausländer verstehen.“ Um die geht es auch Tenzin Wangmo, der einsamen Demonstrantin vom Viktualienmarkt. „Asiaten können das als Respektlosigkeit verstehen“, sagt sie. „Deshalb will ich mich bei den Touristen entschuldigen.“

Felix Müller

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