1. Startseite
  2. Lokales
  3. München

Protest gegen Bier-Patent von Carlsberg und Heineken

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Hannes Koch

Kommentare

500 Jahre Reinheitsgebot: Doch jetzt gibt‘s Streit um den Gerstensaft.
500 Jahre Reinheitsgebot: Doch jetzt gibt‘s Streit um den Gerstensaft. © Brauerei Aying/fkn

Dieses Thema ist uns bierernst! Die Vertreter „Keine Patente auf Saatgut“ rufen zur Demonstration auf. Der Grund: Ein Patent von Carlsberg und Heineken.

Brauer und Bierliebhaber wollen am heutigen Mittwoch vor dem Europäischen Patentamt in München demonstrieren. Die Bierkonzerne Heineken und Carlsberg hatten sich Braugerste schützen lassen. Viele Brauer fürchten nun Einbußen.

Brauereibesitzer Gottfried Härle ist überrascht. „Von einem Patent auf Braugerste höre ich zum ersten Mal.“ Er macht sich Sorgen über Schutzrechte, die die Bierkonzerne Heineken und Carlsberg zusammen beim Europäischen Patentamt (EPA) erwirkt haben. „Wenn solche Patente Bestand haben, wäre das ein Skandal“, sagt Härle, Chef der gleichnamigen Brauerei in Leutkirch im Allgäu.

Einspruchsfrist läuft aus

Am Mittwoch läuft die Einspruchsfrist für eines der Patente ab. Deswegen mobilisieren die Kritiker, unter anderem das Bündnis „Kein Patent auf Saatgut“ und die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (ABL), zu einem 

Protest vor dem Amt. Sie fahren mit einem traditionellen Bierfuhrwerk vor und schenken Freibier aus, alkoholfreies. Die Patente hatten Carlsberg und Heineken bereits im vergangenen Jahr erhalten, ohne dass die Öffentlichkeit und die Branche Notiz genommen hätten. Die Schutzrechte beziehen sich auf die Auswahl zweier natürlich vorkommender, zufälliger Mutationen bei Braugerste und deren Kombination im Rahmen einer konventionellen Kreuzung. In der neuen Pflanze fehlen störende Geschmacksstoffe. Außerdem verbrauche der Brauprozess weniger Energie, erklärte Carlsberg.

Pflanzen dürfen nur von Heineken und Carlsberg verwendet werden

Momentan dürfen die entsprechenden Pflanzen nur noch von den beiden Konzernen verwendet werden, es sei denn, diese erlauben anderen Firmen die Nutzung – gegen die Zahlung von Lizenzgebühren. Laut Carlsberg stellt das kein Problem dar, weil die fraglichen Pflanzen nur einen kleinen Anteil am europäischen Braugerstemarkt ausmachten.

Brauereichef Härle ist trotzdem alarmiert. Wegen des Reinheitsgebots sei Braugerste in nahezu allen einheimischen Bieren enthalten. Verwendet würden 40 bis 50 gängige Sorten. Werde diese Auswahl durch Patentierung verringert, bringe das finanzielle Nachteile für Brauereien mit sich. „Braugerste muss ein frei zugänglicher Rohstoff bleiben. Patente darauf könnten die Entwicklung unserer Firma einschränken. Das Patentamt sollte nicht in dieser Weise den Interessen von Großkonzernen folgen.“ Heineken und Carlsberg sind nach Anheuser-Busch InBev die größten Bierkonzerne der Welt. Die drei Patente sind bereits in Kraft. Einsprüche haben keine aufschiebende Wirkung. Grundsätzlich könnte das EPA die Schutzrechte aber widerrufen. Ob es dazu kommt, ist fraglich.

Auch interessant

Kommentare