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OB verspricht Flächen für Mietersyndikate

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Von: Susanne Sasse

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Sie sind begeistert vom Syndikatsmodell: Sabine Herrmann, Achim Rath und York Runte (v. li.) wohnen in Münchens einzigem Syndikatshaus in der Ligsalzstraße.
Sie sind begeistert vom Syndikatsmodell: Sabine Herrmann, Achim Rath und York Runte (v. li.) wohnen in Münchens einzigem Syndikatshaus in der Ligsalzstraße. © Westermann

Mieter an die Macht – so lässt sich das Motto von Mietersyndikaten recht treffend zusammenfassen. OB Dieter Reiter will, dass die Syndikate künftig bevorzugt zum Zuge kommen.

München - Das Wichtigste für York Runte: „Ich muss mir von keinem Vermieter irgendwas sagen lassen.“ Der 58-Jährige ist einer der Gründerväter des Mietersyndikats in München. Seit 2007 wohnen er und weitere elf Mieter im Haus an der Ligsalzstraße 6, dem einzigen Syndikatshaus in der Stadt.

Wenn es nach Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) geht, dürfen gerne weitere Häuser dazukommen. „Bei Mietshäuser-Syndikaten steht die aktive Beteiligung der Bewohner im Vordergrund“, lobt Reiter. „Durch dieses persönliche Engagement bleiben die Mieten langfristig günstig und das ist gerade in einem angespannten Wohnungsmarkt wie in München eine willkommene Ergänzung und ein wertvoller Beitrag zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.“ Der Rathaus-Chef verspricht, dass die Stadt die „Daher habe ich die Verwaltung um Prüfung gebeten, wie die Voraussetzungen geschaffen werden können, dass sich auch Mietshäuser-Syndikate an der Ausschreibung städtischer Grundstücksflächen beteiligen können.“ Noch vor der Sommerpause soll dem Stadtrat eine entsprechende Beschlussvorlage vorgelegt werden.

2006 haben die Bewohner das Syndikatshaus gekauft

Im „Ligsalz6“ im Westend leben zwölf Parteien auf 460 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche. Jeder Bewohner hat ein 16 Quadratmeter großes Zimmer für sich. Die Gemeinschaftsfläche im Erdgeschoß steht allen zur Verfügung. „Auch Nicht-Bewohner dürfen diesen nicht-kommerziellen Raum nutzen“, sagt Runte. Dienstags probt hier ein Chor, donnerstags gibt es einen Mittagstopf für alle. Die Zutaten – noch genießbare Wegwerfware – stammen aus den umliegenden Geschäften. Die jüngste Bewohnerin des Syndikatshauses ist zwei Jahre alt. York Runte ist mit 58 Jahren der Älteste. „Ich bin seit Anbeginn dabei und jedes Jahr noch mehr von dem Modell überzeugt“, begeistert sich der freiberufliche Mechaniker.

Gekauft haben die Bewohner ihr Syndikatshaus 2006 von einem Investor, für 500 000 Euro. Dazu gründeten sie eine Syndikats-GmbH, bei der auch der Projekteverbund „Mietshäuser Syndikat“ Mitglied ist. Diese Vereinigung ist in Deutschland in 143 Syndikatshäusern beteiligt. „Das Syndikat verhindert, dass die Häuser jemals wieder zu Spekulationsobjekten werden und verkauft werden können“, erklärt Runte. Das Eigenkapital, das die Bank für den Kredit verlangte, liehen sich die Syndikatsmitglieder bei Sponsoren, Sportvereinen und Privatleuten. Den Kredit für den Kauf zahlen sie ab mit den Mieteinnahmen.

Bewohner machen keinen Gewinn

Dabei zahlen die Bewohner unterschiedlich viel – zwischen 250 und 500 Euro – die Ärztin mehr als der Handwerker. Gewinn machen die Bewohner nicht, es geht nur darum die Kosten zu decken: Betriebskosten, Kreditraten, Steuer. Jeden zweiten Sonntag treffen sich alle Mieter und entscheiden, wie es weitergeht. „Wir wollen kein Diktat der Mehrheit, so treffen wir alle Entscheidungen im Konsens“, erklärt Runte. Und wenn stundenlang diskutiert wird – sei’s drum. Wenn alle Chef sind, gehört das eben dazu.

Susanne Sasse

Die besten und wichtigsten Geschichten aus diesem Teil Münchens posten wir auch auf der Facebook -Seite „Westend – mein Viertel“.

Petra Bauer arbeitet, seit sie 15 ist, hat einen Sohn großgezogen – und muss fürchten, im Alter nicht einmal mehr ihre Miete zahlen zu können. Jetzt wendet sie sich mit einem Hilferuf an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU).

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