Zukunft der Großmarkthalle: Händler fürchten Vertreibung

Die Händler am Großmarkt verlieren die Geduld mit der Politik. Sie befürchten, dass das im Juli beschlossene Investorenkonzept einer neuen Halle für sie exorbitant steigende Mieten bedeutet. Und dass sie – entgegen aller Beteuerungen – doch nicht in Sendling bleiben können.
München - Die Händler quält die Unsicherheit. „Wir hängen total in der Luft“, ärgert sich Christian Waibl, der Vorstand der Erzeugergemeinschaft am Großmarkt. Seine Sorge: Das vom Stadtrat im Juli beschlossene Investorenmodell könnte zu Mietpreisen führen, die für die Händler unbezahlbar würden. Auch die Standortinitiative „Großmarkt in Sendling“ sieht in dem Beschluss des Stadtrats für ein Investorenmodell vor allem Fragezeichen. „Der Beschluss unterstreicht zwar den Wunsch, hier am Standort Sendling zu bleiben, bietet aber keine wirkliche Grundlage dafür“, sagt Oliver Rob, der Sprecher der Initiative.
CSU und SPD hatten das ursprüngliche Konzept von Kommunalreferent Axel Markwardt (SPD) verworfen und ihn damit beauftragt, für den Bau der neuen Großmarkthalle einen Investor ins Boot zu holen. Aber wann wäre eine Halle für einen solchen Investor rentabel? Die Händler treibt die Sorge um, dass sie sich die Miete in der neuen Halle nicht werden leisten können. Die Standortinitiative hat verschiedene Modelle durchgerechnet, bei denen der Investor eine Rendite von fünf Prozent einstreicht. Das Ergebnis zeigt aus Sicht von Rob eine Mechanik, die direkt auf den Mietpreis wirkt. Würde die Stadt eine Halle zum Preis von 100 Millionen Euro bauen, käme sie demnach bei einer Mietfläche von 23 000 Quadratmetern mit einer Miete von 14 Euro pro Quadratmeter aus. Baut ein Investor zum selben Preis wie die Stadt, müsste die Miete dagegen bei stolzen 33 Euro pro Quadratmeter liegen. Und selbst wenn es dem Investor wie erhofft gelingen sollte, um etwa 30 Prozent günstiger zu bauen, läge die nötige Quadratmetermiete immer noch bei 25 Euro. „Wir reden hier über Markt- und Lagerflächen – nicht über Dachgeschosswohnungen in bester Lage“, schimpft Günther Warchola, der Präsident des Fruchthandelsverbands.

Derzeit liegt die Miete – je nach Fläche – zwischen 10 und 13 Euro pro Quadratmeter. „Damit ist unsere Schmerzgrenze eigentlich schon erreicht“, stellt Warchola klar und fügt hinzu: „Aus Sicht der Händler kann das Investorenmodell einfach nicht wettbewerbsfähig sein.“
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CSU-Stadträtin Kristina Frank sieht die Sache anders: „Die Höhe der Miete ist für uns eines der maßgeblichen Kriterien bei der Ausschreibung.“ Aus dem Mietzins, den die Stadt zahlen müsse, ergebe sich der Mietpreis für die Händler. „Das Kommunalreferat arbeitet eifrig daran, den Stadtratsbeschluss umzusetzen“, versichert Frank. Bis Frühjahr 2018 sollen dem Stadtrat die Unterlagen vorliegen. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl erinnert an den Grund dafür, dass der Stadtrat die 150-seitige Sitzungsvorlage von Kommunalreferent Axel Markwardt kurzerhand in die Tonne trat und durch einen zweiseitigen Antrag von CSU und SPD ersetzte. „Die Pläne des Kommunalreferats wären extrem teuer geworden und der Betrieb der Halle hätte nur mit Subventionen funktioniert. Wir wollen günstiger bauen.“

Frank kann die Ungeduld der Händler nachvollziehen. Trotzdem müsse das Kommunalreferat zunächst für sich die Dinge neu regeln, danach müssten die Händler eng in die Planung einbezogen werden. „Wir können hier nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen.“ Reissl könnte sich ein kleines Gremium vorstellen, in dem die Händler mitreden können: „Damit könnten wir die Händler auch stärker in die Pflicht nehmen.“