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Sponsorensuche im Internet

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Fanden im Netz Unterstützung für ihr Projekt im Hasenbergl: Alexandra Annaberger und Matthias Heymann. Foto: fkn
Fanden im Netz Unterstützung für ihr Projekt im Hasenbergl: Alexandra Annaberger und Matthias Heymann. Foto: fkn

München - Soziale Einrichtungen und Künstler werben online um Spender, die ihre Arbeit finanziell unterstützen sollen.

Nach einem Raubüberfall sitzt Karl H. in Haft. Sein Leben scheint verpfuscht. Doch dann kommen die Mitarbeiter des Projekts „Leonhard“ ins Spiel. Noch im Gefängnis organisieren sie berufliche Fortbildungen für Karl H. Er erfährt viel über Sozialkompetenz und Werte, lernt unternehmerisch zu denken. Nach seiner Entlassung findet er mit Hilfe von „Leonhard“ Arbeit. Mentoren unterstützen ihn beim Neuanfang. Karl H. hat wieder eine Perspektive. Seine kriminelle Vergangenheit lässt er hinter sich.

Bis jetzt ist die Geschichte von Karl H. nur eine Vision. Das Münchner Projekt „Leonhard - Unternehmertum für Gefangene“ steckt noch in den Kinderschuhen. Es fehlt Startgeld. Doch mit Hilfe der Münchner Internetplattform www.mysherpas.com soll es bald umgesetzt werden. Hier präsentiert „Leonhard“ seine Idee der Öffentlichkeit. Wer sie gut findet, spendet. Fünf Euro oder 500 oder jeden anderen Betrag. Damit wird er „Sherpa“ - weil er die Idee mitträgt.

„Crowdsponsoring“ nennt man das, die Masse (Englisch: crowd) dazu zu bringen, eine Idee zu sponsorn. „In Amerika werden über eine solche Plattform wie unsere pro Jahr mehre Millionen Euro an Spendengeldern gesammelt“, sagt Tim Busse, einer der Gründer von „mysherpas“. Die Idee, das auch in Deutschland zu versuchen, entstand aus eigener Not. „Mein Geschäftspartner Markus Zabel und ich hatten selbst viele tolle Ideen, zu deren Umsetzung uns das Geld fehlte“, erklärt der Münchner. Im Oktober vergangenen Jahres ging „mysherpas“ ins Netz. Es funktioniert ganz einfach: Die Initiatoren stellen ihr Projekt ausführlich vor und geben an, wieviel Geld sie dafür brauchen. Wer es unterstützen will, überweist seine Spende auf ein Konto von „mysherpas“. Dabei gilt das Alles-oder-Nichts-Prinzip: Kommt die benötigte Summe innerhalb eines bestimmten Zeitraums, maximal 90 Tage, zusammen, zahlt „mysherpa“ das Geld aus. Wird das Ziel nicht erreicht, bekommen die Spender ihr Geld wieder zurück.

15 Projekte stehen im Netz, sechs davon wurden erfolgreich beendet. Ein Musiker suchte Sponsoren, um eine CD zu produzieren, zwei Filmwissenschaftsstudenten brauchten Geldgeber für einen Dokumentarfilm über den Schauspieler Bud Spencer, eine Initiative sammelte Geld für die Betreuung elternloser Kinder in Sri Lanka. Auch ein weiteres Münchner Projekt ist am Start: „Kick it München“. Die Initiative gibt Kindern und Jugendlichen in Münchens Brennpunkten wie dem Hasenbergl mittels Fußball neue Lebensperspektiven. Jetzt soll es für alle Trikots geben, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.

„Im Prinzip kann jeder sein Projekt bei uns einstellen“, erklärt Tim Busse. Zuvor werden alle Vorschläge auf ihre Ernsthaftigkeit überprüft.

Für alle gilt: Ins Netz stellen allein reicht nicht. „Sie müssen kräftig die Werbetrommeln rühren und über andere Communities wie Facebook oder Twitter Leute für ihre Idee begeistern.“ Auch mit Prämien werden Spender gelockt - vom Bud-Spencer-Autogramm über einen eigenen Song bis zur lobenden Erwähnung in einem Filmabspann, je nachdem wie viel Geld geflossen ist.

„Es ist für uns außerordentlich motivierend, wenn wir sehen, dass andere Menschen unser Projekt nicht nur toll finden, sondern sich auch konkret engagieren“, sagt Maren Frowein, Geschäftsführerin von „Leonhard“. „Mysherpas“ sei eine gute Lösung, um kurzfristig eine Finanzierung für das Pilotprojekt auf die Beine zu stellen.

Zehn Prozent Provision - alle Gebühren inklusive - bekommt „mysherpas“, falls ein Projekt mit seiner Werbung Erfolg hatte. Bisher war das immer der Fall. Und auch bei „Leonhard“ stehen die Chancen ziemlich gut. 20 000 Euro braucht „Leonhard“ für sein Pilotprojekt. 29 „Sherpas“ haben schon 12605 Euro gespendet. Fast 50 Tage sind noch Zeit, um den Rest zu bekommen.

Doris Richter

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