München - Peinliche Panne bei den Münchner Stadtwerken. Bei einer Steuerprüfung wurden versehentlich die Gehaltsdaten der Aufsichtsräte an 300 Mitarbeiter gemailt.
Mitglied in einem Aufsichtsrat kann ein schöner Nebenjob sein. Wer nicht viel tun will, muss das auch nicht. Dafür fließt erstaunlich viel Geld – zumindest bei privaten Unternehmen. Dass die 39 Aufsichtsräte der Stadtwerke – unter ihnen zahlreiche Stadträte – nicht zu den Spitzenverdienern zählen, davon konnten sich rund 300 Mitarbeiter des Unternehmens dieser Tage selbst ein Bild machen. Sie waren fälscherlicherweise per E-Mail über die Vergütungen informiert worden.
Zum Ende der vorvergangenen Woche musste Stadtwerke-Geschäftsführer Florian Bieberbach die Aufsichtsräte per Brief über die Panne informieren. In der Betreffzeile formulierte er in Fettschrift: „Datenschutzverletzung durch das Finanzamt München“.
Einem Steuerprüfer, der bei den Stadtwerken zugange gewesen war, war am 5. Oktober ein blöder Fehler unterlaufen: Beim Versand einer E-Mail klickte er wohl zu früh, sodass lediglich der Buchstabe „k“ in die Adresszeile rutschte. Hinter diesem „k“ verbirgt sich der innerbetriebliche Verteiler der Stadtwerke für den gesamten kaufmännischen Bereich.
Dummerweise verschickte der Steuerprüfer mit der Mail auch eine Datei, die nicht nur eine Übersicht über die Mitglieder der Aufsichtsräte der Stadtwerke GmbH, der Stadtwerke Services und der Münchner Verkehrsgesellschaft enthielt, sondern auch die an sie von 2005 bis 2008 ausbezahlten Vergütungen.
Nach Bekanntwerden des Versands habe man „soweit möglich versucht, die irrtümlich übermittelte Mail zurückzurufen“, beteuerte SWM-Geschäftsführer Bieberbach in seinem Schreiben an die Aufsichtsratsmitglieder. Auch habe man alle Empfänger des Irrläufers über den Irrtum informiert und gebeten, die E-Mail unverzüglich zu löschen. Die Stadtwerke bedauerten die Verletzung des Datenschutzes. Man lege aber Wert auf die Feststellung, dass kein Mitarbeiter der Stadtwerke an der versehentlichen Insdiskretion Mitschuld trage.
Die CSU im Stadtrat sieht dies ein wenig anders. Dass ausgerechnet den Stadtwerken, die einen Stadtrat wegen der Preisgabe angeblicher Interna sogar gerichtlich verfolgten, eine solche Panne unterlaufe, sei schon ein „extrem starkes Stück“, sagte Fraktionschef Josef Schmid. Allerdings sollten die Vergütungen der Stadtwerke-Aufsichtsräte auch kein Geheimnis sein. Die Summen seien ja auch viel geringer als die der Privatwirtschaft gezahlten. Dort seien fünfstellige Beträge im Jahr keine Seltenheit. Rund 1100 Euro Fixum erhält ein SWM-Aufsichtsrat. Bei zwei Sitzungen im Jahr mit einer Aufwandsentschädigung von je 250 Euro erhöht sich der Jahresbetrag im Regelfall auf 1600 Euro.
Der Steuerprüfer und die Finanzverwaltung haben sich für die Panne bereits entschuldigt. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl, selbst Aufsichtsrat der Werke, sieht die Angelegenheit gelassen. „So ein Fehler kann jedem passieren. Dem Mann muss man deshalb nicht gleich den Kopf abreißen.“
Von Matthias Kristlbauer