München - Der Afghane Mustafa K. (33) wollte die „Familienehre“ wieder herstellen. Er täuschte einen Einbruch in seine eigene Wohnung vor und zündete das Appartement anschließend an – um seinen Cousin ins Gefängnis zu bringen.
„Er hat behauptet, meine Frau sei von ihm schwanger, das hat mich erniedrigt“, verteidigte sich der Arzneimittelausfahrer gestern vor dem Münchner Landgericht.
Der Angeklagte hat in Kabul nur fünf Jahre die Schule besucht, dann brach nach dem Abzug der Sowjets in Afghanistan der Bürgerkrieg aus. K. fiel als 22-Jähriger in die Hände der Taliban, die seine Familie wegen ihrer Zugehörigkeit zum Stamme der Hesoren verfolgt habe. Mustafa K. wurde tagelang gefoltert, die Verletzungen sind ärztlich belegt, der Angeklagte zeigte dem Gericht gestern die Narben an Armen und Oberkörper.
Vor vier Jahren konnte Mustafa K. auf Einladung seiner späteren Frau, einer anerkannten Asylantin, legal in Deutschland einreisen. Kurz vor seiner Verhaftung kam im März dieses Jahres seine Tochter auf die Welt.
Am 11. Dezember 2008 hatte der an Alkohol nicht gewöhnte Moslem eine Flasche Wein getrunken und sich an die „Bestrafung“ des Cousins gemacht. Die Wohnung in einem 64-Parteien-Haus brannte vollständig aus, Schaden: rund 100 000 Euro. Gegen den Vetter wurde vorübergehend ermittelt, doch im März war dann klar: Der Angeklagte hatte selber gezündelt. „Es war ein großer Fehler“, sagt er heute. Der Prozess dauert an.
Sarah List