So will die SPD das Semesterticket retten

München - Gute Nachrichten für Münchens Studenten: Das hartumkämpfte Semesterticket für den MVV steht vor dem Durchbruch. Das mögliche Defizit für den Verkehrsverbund soll die Stadt übernehmen.
Die Fahrt mit U- und S-Bahn sowie Tram und Bus in München ist keine ganz günstige Angelegenheit. Wer wenig Geld hat, tut sich schwer, die nötige Mobilität auch zu leisten. Aus diesem Grund kämpfen Studentenvertreter der drei Münchner Universitäten um ein günstigeres Semesterticket. Bisher jedoch ohne Erfolg: Immer wieder scheiterte das Vorhaben am Geld. Denn die Vergünstigung könnte zu Verlusten beim Münchner Verkehrs- und Tarifverbund führen.
Doch die soll nun die Stadt tragen. Gestern brachte die Rathaus-SPD einen diesbezüglichen Antrag ein, mögliche Ausfälle für den Probezeitraum von zwei Jahren zu übernehmen. „Wir sind bereit, die Probe aufs Exempel zu machen“, sagte SPD-Fraktionschef Alexander Reissl. Dass 2014 wieder Kommunalwahl in München ist, mag den Wagemut dabei wohl auch ein bisschen befördert haben.
Das Modell für das Semesterticket hatten die Studenten an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), der Technischen Universität (TU) und der Hochschule München erarbeitet. Es sieht für alle Studenten einen Sockelbetrag von 59 Euro pro Semester vor. Damit kann ein Student werktags von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens und am Wochenende ganztägig fahren. Wer immer freie Fahrt mit dem MVV will, kann sich ein Aufpreisticket für 141 Euro kaufen.
Damit der MVV, den die Studenten schon fleißig nutzen, nicht draufzahlt, müssten mindestens 62 Prozent der Studenten ein solches Zusatzbillett kaufen. Bis zu vier Millionen Euro sollen es pro Jahr sein. Die Kosten für den zweijährigen Probebetrieb könnten sich für die Stadt somit auf acht Millionen summieren - müssen sie aber nicht, wenn die Studenten das Angebot intensiv nutzen. Er sei sicher, dass das Semesterticket spätestens ab dem dritten Jahr „selbständig läuft“, erklärte Johannes Trischer vom Arbeitskreis Mobilität an der LMU.
Dass der Vorstoß der SPD eine Mehrheit im Stadtrat findet, ist absehbar. „Grundsätzlich begrüßen wir das“, sagte die Grünen-Stadträtin Sabine Nallinger. Zuvor müssten aber noch Fragen beantwortet werden, etwa wie sich das Ticket verkehrlich auswirkt. Grünes Licht kommt auch von der CSU. „Wir werden dem zustimmen“, sagte Fraktionschef Josef Schmid. Er hoffe nur, dass nun auch die Betroffenen dem Vorhaben zustimmten.
Denn die zweite Hürde sind die Studenten selbst. An allen drei Hochschulen soll voraussichtlich in der letzten Novemberwoche eine Urabstimmung über das Semesterticket stattfinden. Damit das Projekt realisiert wird, müssen alle drei Unis zustimmen. Ganz sicher ist das noch nicht. Denn bei der letzten Abstimmung 2009 votierten die Studenten der LMU mit 52 Prozent dagegen. „Die Urabstimmung ist die echte Hürde“, sagte Stefan Bschorer vom Arbeitskreis Mobilität an der TU. Allerdings seien die Chancen jetzt deutlich besser. Der obligatorische Sockelbetrag sei nämlich um rund 20 Euro gesenkt worden.
Auch der MVV zeigt Entgegenkommen. „Wenn die Landeshauptstadt bereit ist, die Bürgschaft zu übernehmen, könnte man das machen“, sagte Tarif-Chef Norbert Specht. Dass die Stadt dies nun signalisiert habe, sei jedenfalls ein „völlig neuer Ansatz“.
Matthias Kristlbauer