Wohnen für alle: „Weltrekord“ am Dantebad

München - Von der Idee bis zum Richtfest vergingen nur elf Monate: Die ersten 100 Wohnungen des Programms „Wohnen für Alle“ sind fertig. Doch OB Reiter will mehr.
Das Pilotprojekt steht vor dem Abschluss. Ende des Jahres sollen die ersten Bewohner ihre neuen Appartements am Dantebad beziehen. Dort hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag in fünf Monaten einen 112 Meter langen, vierstöckigen Wohnblock über dem Parkplatz hochgezogen. „Weltrekord“, lobte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Freitag beim Richtfest den Kraftakt der Gewofag.
Studenten, Azubis oder anerkannte Asylbewerber sollen hier die

Möglichkeit bekommen, günstig zu wohnen. 9,40 Euro kostet der Quadratmeter. Es gibt 86 Einzimmerwohnungen und 14 Wohnungen mit 2,5 Zimmern. Das 10 Millionen Euro teure Haus steht auf Stelzen über dem Parkplatz des Dantebads. Sobald die Bauarbeiten abgeschlossen sind, dürfen Anwohner und Bad-Besucher hier wieder ihre Autos abstellen. Oberbürgermeister Reiter hatte sich das Konzept voriges Jahr ausgedacht. Der Vorteil: Indem Wohnungen auf einem Parkplatz gebaut würden, werde eine bereits versiegelte Fläche doppelt genutzt, so Reiter.
Reiter hofft, dass die Geschwindigkeit zur Normalität wird
Gewofag-Chef Klaus-Michael Dengler zufolge wurde das Projekt am Dantebad dreimal schneller verwirklicht als üblich. „Intern haben wir

deshalb vom Turbo-Projekt gesprochen.“ Reiter hofft, dass diese Geschwindigkeit zur Normalität bei städtischen Bauvorhaben wird. Gewofag und GWG planen derzeit mehrere Projekte in München im Rahmen von „Wohnen für alle“ – begleitet von teils massiver Kritik von Anwohnern. Die äußerten im Sommer auch Anwohner des Dantebads. Ob das Programm „Wohnen für alle“ eine Münchner Erfolgsstory wird, hängt maßgeblich davon ab, wie die neuen und alteingesessenen Bewohner miteinander auskommen. „Wir müssen schauen, dass die Neuen von den alten Anwohnern akzeptiert werden“, sagte Gewofag-Chef Dengler beim Richtfest. Er glaubt, dass die neuen Nachbarn eine Bereicherung darstellen.
Reiter hatte zum Richtfest auch Vertreter großer Supermarktketten eingeladen, um diesen sein Wohnungsbau-Konzept zu präsentieren. Parkplätze böten viel Potenzial für eine Überbauung, betonte der OB. In München verfügen vor allem Aldi und Lidl über Filialen mit großen ebenerdigen Parkplätzen. Die Discounter wollen mit der Stadt zusammenarbeiten. „Unsere Bereitschaft ist voll da, wir wollen den OB unterstützen“, sagte Michael Klöter, Leiter der Aldi-Filialentwicklung. Von heute auf morgen werden über den Parkplätzen aber wohl keine Wohnungen entstehen. „Man muss diskutieren, wie schnell sich das umsetzen lässt. Der Kunde liebt ebenerdige Parkplätze.“
Marek Franz, Bereichsleiter Immobilien bei Lidl, kann sich innovativen Wohnungsbau auch über Parkplätzen von Lidl-Filialen vorstellen. „München wird immer dichter, man muss deshalb neu denken. Wie können wir mit diesen engen Räumen umgehen?“ Parkplätze in der Fläche seien in dicht besiedelten Städten ein Auslaufmodell, so Franz. Demnächst will Reiter das Gespräch mit den Supermarkt-Vertretern vertiefen. „Ich bin froh, dass das Interesse da ist“, sagte der OB.