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Blick ins Archiv
Als in Holzkirchen Eiszeit herrschte: Was es mit den Eisgalgen auf sich hatte
- vonKatrin Hagerschließen
Mehrere Meter lange Eiszapfen hängen vom Gerüst: So sah das im Herzen von Holzkirchen bis in die 60er-Jahre im Winter aus. Gemeinde-Archivar Hans Widmann erklärt, was es mit den Eisgalgen auf sich hatte.
Holzkirchen – Wenn die Winter vor Kälte klirrten, war früher Erntezeit für die Brauereien in Holzkirchen: An sogenannten Eisgalgen wurden lange Zapfen gezüchtet, um die Gärbottiche beim Brauen und die Bierkeller über den Sommer kühl halten zu können. Unserem Leser Sepp Eschbaumer aus Holzkirchen ist beim Stöbern in seinem privaten Fotoarchiv eine Aufnahme in die Hände gefallen, die er 1956 vom Eisgalgen des Oberbräu gemacht hat.
Auf Nachfrage beim Archivar der Marktgemeinde, Hans Widmann, hat auch er noch alte Aufnahmen gefunden. Wo es Flüsse oder Weiher gab, wurde das Eis für Bierkeller, aber auch Metzgereien, Gaststätten oder Krankenhäuser im Winter dort gewonnen. In Holzkirchen gibt es weder Fluss noch Weiher, also musste das Eis auf andere Weise gezogen werden: „Das ging am besten mit den sogenannten Eisgalgen, also Holzgerüsten, über die man Wasser laufen ließ, das dann daran gefror“, erklärt Widmann.
Brauereien, die es nicht mehr gibt: Hier wurde im Landkreis Miesbach früher überall Bier gebraut
Er kann sich noch an zwei solcher Konstruktionen der Holzkirchner Brauereien erinnern. Eine gehörte der Brauereigenossenschaft und wurde 1932 südlich der Braustätte am Kogel-Weg gebaut. Die andere stand am heutigen Herdergarten. „Es kann gut sein, dass sich dieses Eis mehrere Brauereien geteilt haben“, meint Widmann.
So vergänglich wie das Eis selbst war schließlich auch die Methode: Als technische Kühlungen ab etwa den 1960ern erschwinglich wurden, ging die Zeit der Eisgalgen langsam zu Ende.
ag