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„Daten sind ein wertvolles Wirtschaftsgut“: Holzkirchner Software-Spezialisten schützen Netzwerke auf der ganzen Welt

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Von: Andreas Höger

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Seit 30 Jahren Unternehmer im Landkreis: Georg Moosreiner gründete 1992 die Software-Firma SEP. 2017 erfolgte der Umzug von Weyarn nach Holzkirchen
Seit 30 Jahren Unternehmer im Landkreis: Georg Moosreiner gründete 1992 die Software-Firma SEP. 2017 erfolgte der Umzug von Weyarn nach Holzkirchen. © THOMAS PLETTENBERG

Hacker greifen immer dreister zu: Sie blockieren Daten-Netzwerke und erpressen damit Lösegeld. Das Holzkirchner Software-Unternehmen SEP ist darauf spezialisiert, digitale Schätze zu schützen. SEP-Chef Georg Moosreiner erklärt, was sein Unternehmen etwa mit dem Parlament Grönlands verbindet.

Holzkirchen – Digitale Daten sind ein großer Schatz. Werden sie blockiert oder stürzen ab, stehen Unternehmen und Behörden still. Erpresser und Spione nutzen Lecks, um Systeme zu infiltrieren. Georg Moosreiner (77) hat mit seiner Firma SEP einen „Impfstoff“ gegen solche Gefahren entwickelt. Sein Unternehmen, das 2017 von Weyarn-Wattersdorf ins Holzkirchner Gewerbegebiet-Nord (Föching) umzog, versorgt weltweit Kunden mit der Backup- und Disaster-Recovery-Software SEP sesam.

30 Jahre steht Firmengründer Moosreiner an der Spitze des Unternehmens und hat erlebt, wie das Geschäftsmodell Datensicherheit an Bedeutung gewann. 50 Mitarbeiter, davon 43 am Stammsitz, sind bei SEP beschäftigt. Der Umsatz ist mit über fünf Millionen Euro in 2022 in Ordnung, der Firmenchef sieht aber Potenzial für bis zu 20 Millionen. Der 77-Jährige, ein gebürtiger Dürnbacher, denkt nicht an Ruhestand. „Der Job hält mich fit“, sagt der Unternehmer, der auf dem Hofgut Allerer bei Schaftlach wohnt. 30 Jahre SEP – wo steht die Firma? Wir haben nachgefragt.

Herr Moosreiner, als Sie für SEP einen neuen Standort suchten, sind Sie dem Landkreis treu geblieben. Eine zufällige oder bewusste Entscheidung?

Georg Moosreiner: Das war 2016 eine bewusste Entscheidung. Fast alle Mitarbeiter wohnten im Landkreis, alle waren seit Jahren dabei. Warum also weit weg gehen? Neue Mitarbeiter ins abgelegene Weyarn zu locken, war aber schwierig. Holzkirchen als Verkehrsknoten bietet da bessere Infrastruktur – das hat sich auch ausgezahlt. Und es gab hier bessere Netzzugänge, sehr wichtig für ein Software-Unternehmen.

War Ihnen bei der SEP-Gründung vor 30 Jahren schon klar, dass die Sicherung von Daten so wichtig wird, dass daraus ein mittelständisches Unternehmen werden kann?

Georg Moosreiner: Wir waren damals eine kleine Software-Entwicklungsfirma, die im Logistikbereich unterwegs war. Ein großer Kunde aus Landshut war es, der erkannt hat, dass Daten sicher sein müssen. Für ihn haben wir eine Backup-Software entwickelt, aus der letztlich dann SEP sesam entstanden ist.

Was stellen Sie mit Daten von Firmen, Behörden und Ministerien an, damit diese nicht verloren gehen?

Georg Moosreiner: Grob gesagt sammelt unsere Backup-Lösung Daten aus deren Netzwerken und speichert sie auf einen zweiten Träger. Man nennt das Daten-Migration. Fällt das System aus, stehen die Daten schnell wieder zur Verfügung. Will man sich vor Schadsoftware schützen, müssen Daten unbedingt in einem separaten „Brandabschnitt“ gespeichert sein. Man braucht eine Strategie, den Desaster-Fall sollte man immer mitdenken.

Wovon sind Daten stärker bedroht: Von Bedienerpannen oder Hackern?

Georg Moosreiner: Bedienerfehler sind häufiger, wirken sich aber nicht so gravierend aus.

Was passiert, wenn es Gaunern gelingt, „Ransomware“, also Erpresser-Software, in ein Netzwerk zu schleusen?

Georg Moosreiner: Davon merkt man wochenlang nichts, bis plötzlich ein Verschlüsselungsbefehl aktiviert wird. Dann sind Daten blockiert, es wird Lösegeld verlangt. Das trifft Firmen, aber auch Krankenhäuser, wo es dann lebensbedrohlich werden kann.

Kann SEP dann helfen?

Georg Moosreiner: Viele zahlen lieber Lösegeld, was nicht empfehlenswert und sogar verboten ist. Der Münchner Caritas, die heuer gehackt wurde, konnten wir helfen. Vor fünf Jahren wussten wir von solchen Fällen wenig. Jetzt bekommen wir öfter Anfragen, wenn Ransomware zugeschlagen hat.

Wurde auch schon SEP angegriffen?

Georg Moosreiner: Wir bekommen mit, dass wir attackiert werden. Geknackt hat uns noch niemand.

Vor fünf Jahren bekamen Sie Besuch von einer Politikerrunde, unter anderem von Friedrich Merz. Wie oft müssen Sie Politikern die Bedeutung von Datensicherheit erklären?

Georg Moosreiner: Jede Woche einmal. Ich nutze jede Chance, den Finger in die Wunde zu legen. Daten sind ein wertvolles Wirtschaftsgut. Das Bewusstsein dafür steigt, aber nicht in dem Maß, das notwendig wäre. Die Politik könnte mit gutem Beispiel vorangehen und Verwaltungen besser schützen, auch kommunale Behörden. Wir betreuen 50 Stadtverwaltungen, zuletzt hat sich Bad Tölz für uns entschieden.

Gibt es auch kommunale Kunden im Landkreis?

Georg Moosreiner: Nein, leider. Dafür arbeiten wir für die Provinz Toskana, ein Verwaltungsnetz in Sachsen, einen Bezirk in Südafrika, das Parlament Grönlands, die Stadt Potsdam. Zu unseren Kunden zählen Uvex, Aldi-Nord, der Spiegel-Verlag und etliche Bundesministerien und Universitäten. Auch der Hafen von San Diego nutzt SEP sesam Software. Wir haben ein Superprodukt „made in Germany“, die besten Leute und einen Markt. Aber beim Marketing können wir nicht mithalten mit der kapitalfinanzierten Konkurrenz aus USA. Wir müssen mit bescheideneren Mitteln wachsen.

Wie schaffen Sie es, neue Fachkräfte zu rekrutieren?

Georg Moosreiner: Wir sind gut aufgestellt, suchen aber immer neue Leute. Es gibt nicht viele, die unser Thema beherrschen. Gut funktioniert die Zusammenarbeit mit der Fachoberschule Holzkirchen. Wir bilden selber Fachinformatiker aus, drei Lehrlinge sind Standard bei uns.

Hat Corona die Arbeit in der Firma verändert?

Georg Moosreiner: Viel wird jetzt von zuhause gearbeitet. An manchen Tagen fühlt es sich schon leer an in der Firma.

Wird SEP einmal so wachsen, dass es in Holzkirchen zu eng wird?

Georg Moosreiner: Nein, wir könnten hier sogar noch anbauen. Wir sind glücklich in Holzkirchen und werden hier bleiben.

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