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Demo am Bahnhof Holzkirchen: 45 Teilnehmer fordern Barrierefreiheit

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Bei einer Demo am Bahnhof Holzkirchen fordern die Teilnehmer auf einem Gruppenbild mehr Barrierefreiheit im Zugverkehr und bei den Lint-Zügen der BRB.
Bei einer Demo am Bahnhof Holzkirchen fordern die Teilnehmer mehr Barrierefreiheit im Zugverkehr und bei den Lint-Zügen der BRB. © aw

Menschen mit Behinderung, insbesondere im Rollstuhl, wollen keine Fahrgäste dritter Klasse mehr sein: Das unterstrich eine Demo am Freitag am Bahnhof in Holzkirchen.

Holzkirchen – „Es muss deutlich besser werden“, sagte Markus Ertl. Der Inklusionsbotschafter aus Lenggries und Zweite Vorsitzende des deutschlandweit tätigen Vereins „UNgehindert“ hatte die Demo organisiert und nahm vor allem die Bayerische Regiobahn (BRB) ins Visier. Weil der Einstieg bei den neuen Lint-Züge zu niedrig liegt, ist das eigenständige Zusteigen für Menschen im Rollstuhl an vielen Bahnhöfen im Oberland unmöglich. Rolf Allerdissen, „UNgehindert“-Vorsitzender aus Leipzig, stellt fest: „Die Züge sind für diese Strecke nicht geeignet.“

Menschen mit Behinderung wollen nicht länger Fahrgäste dritter Klasse sein

Rund 45 Menschen versammelten sich am Freitagmittag auf dem Bahnhofsplatz am am Sitz der BRB, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Die Organisatoren hätten sich etwas mehr gewünscht, einige angekündigte Teilnehmer mit Behinderung hätten sich angesichts der Hitze aber entschuldigt. erklärte Ertl.

Organisator Markus Ertl und Rolf Allerdissen bei der Demo am Holzkirchner Bahnhof für mehr Barrierefreiheit.
Fordern mehr Teilhabe bei Entscheidungen: (v.l.) Markus Ertl und Rolf Allerdissen. © Thomas Plettenberg

Er machte deutlich, dass Menschen mit Behinderungen nicht länger Fahrgäste dritter Klasse sein wollen. Damit bezog er sich auf den Platz vor den Zugtoiletten, der üblicherweise für Schwerbehinderte reserviert wird. Dass es in den neuen Zügen hier Probleme gibt, berichtete Bernd Kittendorf. Der Ludwigshafener ist selbst auf den Rollstuhl angewiesen. In den Lint-Zügen sei es schwierig, die Toiletten nicht zu blockieren und sich gleichzeitig gut zu positionieren. Noch schwieriger werde die Situation, wenn man ein Kleinkind dabei habe: „Als Rollstuhlfahrer komme ich nicht an die Verschlüsse der Wickelstation.“ Doch schon die Schwelle vor der Zugtoilette stelle für viele Menschen mit Behinderung ein Problem dar, weiß Ertl. Er bemängelte zudem, dass die Rampe vom Zugeinstieg in Richtung der Sitzplätze zu steil sei. „Nennen Sie so etwas nicht barrierefrei“, rief er in Richtung BRB.

Die fragen, die betroffen sind

Die Situation ist nicht nur im Bereich der Oberlandbahn drängend. Bernhard Endres vom Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter forderte, Mobilität für Menschen mit Behinderung auch im Fernverkehr und bundesweit zu ermöglichen. Dass es dafür eine Lösung gibt, darin waren sich die meisten Redner einig: mehr Teilhabe. „Das Problem ist nicht das Geld oder fehlende Ressourcen, sondern der mangelnde Wille, die richtigen Menschen zu fragen“, sagte die Miesbacher Kreisrätin sowie Senioren- und Behindertenbeauftragte in Waakirchen, Gisela Hölscher. Da sie sich jüngst das Bein gebrochen hat, wisse sie, wie schwierig Barrierefreiheit ist. Sie findet es „todpeinlich“, dass Menschen mit Behinderungen um ihr Recht kämpfen müssen. Hölscher möchte das Thema daher über die Freien Wähler in den Landtag bringen.

Die Kreisrätinnen Gisela Hölscher (M.) und Elisabeth Janner nehmen an der Demo am Holzkirchner Bahnhof für mehr Barrierefreiheit teil.
Unterstützung für den Protest: Die Kreisrätinnen Gisela Hölscher (M.) und Elisabeth Janner nahmen teil. © Thomas Plettenberg

Forderung nach Landesstelle für Barrierefreiheit

Auch Ralph Seifert, Behindertenbeauftragter des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen, forderte, bei planerischen Entscheidungen Betroffene einzubeziehen. Er verwies auf den demographischen Wandel, der Barrierefreiheit immer wichtiger mache. „Ich hoffe, dass die Verantwortlichen das annehmen“, so Seifert. Ertl forderte, eine Landesfachstelle für Barrierefreiheit zu schaffen: „Nur mit uns für uns.“

Die Lint-Lücke: Das sagt der BRB-Chef im Interview

Dass solche Maßnahmen im Falle der neuen Lint-Züge zu spät kommen, weiß auch Ertl. Aber man könnte jetzt die Bahnsteige anpassen, für die die Deutsche Bahn zuständig ist, und die Züge möglicherweise umbauen, meint er. Auch habe man die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) aufgefordert, bei künftigen Ausschreibungen auf Barrierefreiheit zu achten. Die BEG plant und bestellt den Schienenpersonennahverkehr im Freistaat. Ertl sieht im Oberland nun die BRB am Zug und hofft, dass es zu einem Dialog kommt. Bei der Demo selbst kam es dazu nicht, es ließ sich kein BRB-Vertreter sehen.

Andreas Wolkenstein

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