Schluss mit lustig: Junge Klima-Rebellen hauen knackige Parolen raus

Die Welle ist nach Holzkirchen geschwappt: „Fridays for Future“ (FfF), der Klimastreik der Schüler, hat jetzt auch den Holzkirchner Marktplatz gefüllt. Gleich daneben positionierte sich eine kleine Gegenbewegung.
Holzkirchen – Etwa 200, meist jugendliche Protestanten folgten am Freitag (5. Juli) der Einladung der drei FfF-Ortsgruppen-Sprecherinnen Anna Lynn Kreder, Olivia Seiler und Caroline Reiter zu ersten Klima-Demo in Holzkirchen.
Wie es zur Gründung der Ortsgruppe kam, lesen Sie hier.
Unterstützt von den Miesbacher Aktivistinnen Susanne Wammetsberger und Yvonne Reischl, die per Megafon mithalfen, die Anfangs-Nervosität abzustreifen, legten die Umweltschützer los. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, skandierte der Platz, gefolgt vom rhythmisch aggressiveren „Hopp, hopp, Kohlestopp.“ Einige hatten Plakate gemalt. „Euch gehen die Ausreden aus, uns die Zeit“, hieß es, Oder: „Schule kann man nachholen, die Welt retten aber nicht.“
Kein Demonstrant
verletzte die Schulpflicht
Dabei war es gar kein echter Schulstreik, der Nachmittag kollidierte nicht mit der Schulpflicht. Nur die fünf Hauptorganisatoren, die alle das staatliche Gymnasium besuchen, bekamen vormittags frei für den Aufbau. „Es haben uns wirklich viele Leute geholfen und unterstützt“, sagt Olivia Seiler (17). Mitstreiterin Caroline Reiter (16) war überrascht, wie groß die Zustimmung war – und was bei der Anmeldung alles zu beachten ist. Unter anderem waren Gespräche mit der Holzkirchner Polizei nötig. Acht Beamte überwachten das Geschehen.
Erleichtert waren die Organisatoren, dass sich ab 14 Uhr der Platz füllte. „Man denkt bis zuletzt, ob wirklich wer kommt?“, gestand Olivia Seiler. Etliche Kommunalpolitiker zeigten Präsenz, neben Karl Bär (Grüne) griff Bürgermeister Olaf von Löwis (CSU) zum Mikro und lobte: „Ihr seid am Puls der Zeit.“ Fred Langer, lang gedienter Vorsitzender der BN-Ortsgruppe, schöpfte Kraft aus der geballten Klimaschutz-Energie, in die er von der Bühne blickte. „Ihr motiviert mich, weiterzumachen.“ Sehr kämpferische Parolen, austeilend im Rezo-Youtube-Style, traute sich Moritz Müller (16) zu. „Es ist Zeit, dass die Holzkirchner ihre Zweit- und Drittautos verkaufen.“ Viel Beifall.
JU reagiert mit eigenem Info-Stand und kaltem Eistee
Neben der Demo hatte die Holzkirchner JU einen Infostand aufgebaut und schenkte Eistee aus. „Von der Demo distanzieren wir uns“, sagte Vorsitzender Max Röger, „das sind Schlagworte, die real kaum umzusetzen sind.“ Aber man wolle im Diskurs bleiben und verteile Flyer, auf denen aufgelistet ist, wie viel Holzkirchen für den Umweltschutz unternimmt.
„Wir bleiben aktiv“, kündigen die FfF-Organisatorinnen an. Weitere Aktionen seien geplant, um den Verantwortlichen auch jenseits der Großstädte zu demonstrieren, dass die Jugend in Sachen Klimaschutz nicht mehr mit sich spaßen lässt. Auf einem Plakat hieß es: „Die Zukunft ist aussichtsloser als mein Mathe-Abi.“