Holzkirchen: Kleeblatt-Familie im Interview - „Die Kunden kalkulieren genauer“

Die Kleeblatt-Inhaber sprechen im Interview übers Konsumverhalten rund um die Festtage und die Kundenbindung. Zurückhaltung gibt‘s wenig, verraten sie.
Holzkirchen – Die Metzgerei Kleeblatt wird im neuen Jahr 60 Jahre alt. Georg Kleeblatt (84) hat in sechs Jahrzehnten viele Veränderungen miterlebt. Im Gespräch verraten er und Junior-Chef Maximilian Eck (30), welche Ansprüche Kunden haben und wie groß die Nachfrage an Weihnachten und Silvester trotz etwas höherer Preise ist.
Herr Kleeblatt, wir sind von einer Krise in der nächsten gelandet. Sparen die Kunden am Festessen?
Junior: An Weihnachten gab’s keinen Abschwung. Wir hatten die gleiche Nachfrage wie immer, nur unterm Jahr war es etwas weniger. Mit der Corona-Zeit kann man das aber nicht mehr vergleichen.
War die Nachfrage da noch größer?
Junior: Ja, da hat jeder selber gekocht und wollte auch mal neues ausprobieren. Und wir Metzger waren wieder stark in unserer beratenden Funktion gefragt.
Ist das eine Stärke in Ihrem Betrieb?
Senior: Am wichtigsten ist die gleichbleibend gute Qualität, die in der hauseigenen Produktion in Oberlaindern von Julian Kleeblatt und Georg Kleeblatt junior hergestellt wird. So wie ich das als Gründer in der dritten Generation sehe, geht es sehr gut weiter.
Junior: Meine Generation hat oft auch neue Ideen. Aber über das Potenzial sind wir immer gemeinsam im Austausch. Das ist sehr wertvoll.
Senior: Da darf sich die erste Generation auch nicht zu sehr einmischen (lacht).
Junior: Klar gibt’s auch mal Reibereien. Aber spätestens beim Prosecco unterm Christbaum ist wieder alles gut.
Sie tragen auch „Feinkost“ im Namen der Metzgerei. Ist Qualität trotz Inflation und höheren Preisen noch gefragt?
Junior: Die Leute, die etwas sparen wollen, stechen nicht so ins Auge, wie man meint. Ein paar Kunden sagen schon: „Das ist aber teuer geworden.“ Dann beraten wir, welche Alternativen es gibt. Es muss nicht immer das Rinderfilet sein. Und statt einer Gans, die zu Weihnachten teuer geworden ist, kann es auch mal eine Ente werden.
Senior: Andere kaufen einfach nicht mehr so viel, sondern nur die Mengen, die wirklich verzehrt werden. Großzügigkeit lässt sich ein bisschen einschränken.
Junior: Stimmt, die Kunden kalkulieren viel genauer.
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Und keiner wandert zum Discounter ab?
Senior: Unsere Lebensversicherung ist die Weiterentwicklung im Sortiment und in der Qualität. Wir vergrößern immer unser Wissen. Nur so haben wir einen Vorsprung. Das ist seit der Gründung 1963 so.
Junior: Die Produkte verändern sich dadurch auch. Früher wurden viele Innereien gegessen, heute ist das nicht mehr so. Es ist auch schnelllebiger geworden. Die Kunden wollen mehr Fertiggerichte wie Suppen oder Gulasch.
Senior: Wir drehen quasi unser Sortiment und packen für die Kunden auch mal was ins Glas.
Aber gekocht wird trotzdem noch.
Senior: Klar. So bis 1985 waren es vor allem Hausfrauen, die kochen konnten. Dann kam eine Phase, in der Kaviar, Fingerfood und feine Buffets in Mode waren. Man wollte der Gesellschaft zeigen, wer man ist. Und das geht durchs Essen sehr gut.
Junior: Heute kommen die Liebhaber zurück, die aufwendig kochen und sich auch gemütlich mit einem Glaserl Wein drei, vier Stunden in die Küche stellen. Das sind auch sehr viele Männer.
Senior: Der Flair kommt zurück in die Familie. Das geht übers Essen bis zur Bindung in der Ehe, wenn der Geruch durchs Haus zieht (lacht).
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Gibt’s Kritiker, die gar kein Fleisch essen wollen?
Junior: Regionalität ist sehr wichtig. Und manche Kunden haben mal einen Horrorbericht im Fernsehen gesehen und fragen nach der Fleisch-Herkunft.
Senior: Da versauen Negativbeispiele den positiven Eindruck. Aber unsere Bauern lieben ihre Tiere. Wenn Du in den Stall kommst, werden dir die Kühe Senta und Doro als Erstes vorgestellt.
Die Nachfrage bleibt also hoch.
Junior: Sie ist nie abgerissen. Die Kunden schätzen den Service, manche kommen bis aus Holland und richten ihren Zwischenstopp nach unseren Öffnungszeiten.
Senior: Das macht uns sehr dankbar. Wenn ich einen Kunden nicht zum Lachen bringe, bin ich nicht zufrieden. Am liebsten sind mir Kinder. Denen wollen wir mit Freundlichkeit besonders viel zurückgeben, nicht nur die Scheibe Gelbwurscht.
Junior: Ich bediene oft die Enkel, deren Großeltern schon beim Opa eingekauft haben.
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