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Zu wenige Interessenten: Kolping kann keine Babysitter mehr vermitteln

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Kinder spielen Erzieherin
Klassische Babysitter sind mittlerweile nicht mehr so gefragt. Zudem fehlen Interessenten und Ausbilder. Kolping Holzkirchen muss deswegen wohl seine lange Zeit beliebte Babysitterbörse aufgeben (Symbolbild). © AdobeStock / Stephen Denness

Die langjährige Babysitterbörse der Kolpingsfamilie Holzkirchen ist womöglich Geschichte. Der bisherige Personal-Stamm ist altersbedingt weggebröckelt, neue Interessenten gibt es kaum. Und auch die Nachfrage seitens der Eltern nach nur stundenweiser Aufsicht hat nachgelassen.

Holzkirchen – „Wir können keine Babysitter vermitteln, wenn wir keine haben“, sagt Christiane Freudenstein, die seit 2012 für die Kolpingsfamilie Holzkirchen ehrenamtlich Babysitter an Familien vermittelt und Vorbereitungskurse für angehende Babysitter organisiert. Sie sieht sich gezwungen, das Angebot bis auf Weiteres einzustellen, wie sie auf Nachfrage erklärt. Die Aufsichtspersonen, die sie vor der Pandemie vermittelt hatte, stehen nicht mehr zur Verfügung. Sie haben ihre Schulzeit inzwischen beendet, studieren oder arbeiten.

Nachwuchs zu rekrutieren, ist schwer. Nicht zuletzt, weil Freudenstein keinen Referenten für die Babysitterkurse findet. Vor der Pandemie hatte eine Kinderkrankenschwester interessierten Jugendlichen ab 13 Jahren erklärt, worauf sie beim Babysitten achten müssen: Entwicklung, Beschäftigung und Pflege von Babys, Klein- und Schulkindern zählten zu den Kursinhalten, ebenso Unfallverhütung und die rechtliche Situation. Am Ende gab es ein Zertifikat, mit dem sie sich dann über die Jobbörse der Kolpingsfamilie bewerben konnten.

Inzwischen, sagt Freudenstein, sei die Kinderkrankenschwester aber an ihrem Arbeitsplatz derart gefordert, dass sie keine Kapazitäten mehr habe, Kurse zu geben. Als Referenten denkbar sind laut Freudenstein auch Erzieher, Kinderpfleger oder Hebammen. „Bislang haben wir aber niemanden gefunden, der das machen möchte.“

Auch aufseiten der Teilnehmer herrscht Mangel. „Aktuell habe ich ein paar Mädchen, die sich auf einen Job als Babysitter vorbereiten möchten“, sagt Freudenstein. Sie brauche aber mindestens zehn. Die Teilnehmer zahlen eine Gebühr von 15 Euro, die dann an den Referenten fließt. „Es muss sich für die Referentin ja rentieren, sich mindestens einen halben Tag lang dafür Zeit zu nehmen“, weiß Freudenstein. Bisher habe der Kurs einen ganzen Tag in Anspruch genommen. Freudenstein will nicht ausschließen, den Vermittlungsservice aufrechtzuerhalten, wenn sich doch noch ein Referent für die derzeit interessierten Mädchen findet.

Allerdings sei während der Pandemie auch aufseiten der Eltern die Nachfrage eingebrochen. Zumindest, wenn es um die stundenweise Buchung eines Babysitters geht. Eltern dagegen, die einen Babysitter als Komplementärbetreuung zur Kita suchen, wenden sich nach wie vor an die Babysitterbörse: „Die suchen dann jemanden für die ganze Woche, zum Beispiel jeden Nachmittag“, erklärt Freudenstein. Hintergrund ist der Mangel an Kita-Plätzen. Derartige Anfragen muss sie aber ohnehin enttäuschen: „Die Jugendlichen wollen mit Babysitting ihr Taschengeld aufbessern, sie suchen keinen festen Job.“ Schließlich handele es sich meist um Schülerinnen, die nicht zuletzt aufgrund schulischer Verpflichtungen nicht jeden Nachmittag Zeit haben.

Wie viel ein Babysitter kostet? „Das ist Verhandlungssache zwischen Eltern und Babysitter“, sagt Freudenstein. Abhängig von Alter und Erfahrung des Babysitters sowie der jeweiligen Situation wurden 2018 pro Stunde zwei Euro (wenn die Kinder schlafen) bis acht Euro bezahlt. Inzwischen, schätzt Freudenstein, seien zehn bis zwölf Euro pro Stunde realistisch.

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