Staufallen auflösen: Zwei zusätzliche Autobahn-Spuren bei Holzkirchen und am Irschenberg geplant

Bundesverkehrsminister Volker Wissing will Gas geben: Die Autobahn A8 bei Holzkirchen und am Irschenberg soll möglichst schnell von sechs auf acht Fahrstreifen verbreitert werden. Die Planungen dafür sind schon vor Jahren angelaufen.
Holzkirchen – Die Vorplanungen laufen schon seit zehn Jahren. Jetzt liegt die achtstreifige Aufweitung der Autobahn A 8 zwischen München und Inntal-Dreieck sogar auf den Verhandlungstischen der Ampel-Koalition in Berlin. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will nach aktuellen Medienberichten diverse Autobahn-Engpässe beseitigen, darunter besagten Abschnitt der A 8. Während sich hier ein Koalitionsstreit zwischen FDP und Grünen anbahnt, laufen die Planungen bei der Autobahn GmbH (Niederlassung Südbayern) unbeirrt weiter.
Zwei Abschnitte, die den Landkreis Miesbach betreffen, stehen auf der Prioritätenliste für den Ausbau auf vier Fahrspuren je Richtung ganz oben: die Strecken von Hofolding bis Holzkirchen und von der Leitzachsenke über den Irschenberg bis Dettendorf (Landkreis Rosenheim). „In zwei bis drei Jahren wollen wir damit in das Planfeststellungsverfahren gehen“, erklärt Josef Seebacher, Sprecher der Autobahn GmbH (Südbayern), auf Anfrage. Die Kosten werden für jeden Abschnitt auf rund 350 Millionen Euro geschätzt.
Der Planungsauftrag leitet sich laut Seebacher aus dem aktuellen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) ab, der 2016 in Kraft trat. Mit Vorplanungen war schon 2013 begonnen worden. Die besagten Abschnitte sind in der höchsten Priorität „vordringlicher Bedarf mit Engpassbeseitigung“ gelistet. „Wir sind dabei, die Autobahn vom Kreuz München-Nord bis München-Süd Schritt für Schritt zu erweitern“, sagt Seebacher. Ein Paket ist bis Hofolding geplant, der anschließende Bauabschnitt läuft von Hofolding bis zur Anschlussstelle Holzkirchen. „Dort wird derzeit ja eine neue Brücke gebaut, die bereits auf die acht Spuren ausgelegt ist“, sagt Seebacher.
Der Hofolding-Holzkirchen-Abschnitt gilt als besonders staugefährdet, weil bis hier auch ein Großteil des Verkehrs zwischen der Metropolregion München und Tegernsee (B 318) oder in den Isarwinkel (B 13) unterwegs ist. „Danach in Richtung Weyarn wird es weniger“, sagt Seebacher. Deswegen ist der Ausbaubedarf zwischen Holzkirchen und der Leitzachsenke nicht gar so dringlich.
Dazu kommt, dass dann auch für viel Geld die Mangfallbrücke verbreitert werden müsste. „Und im Bereich Weyarn und Valley sind Probleme mit der dortigen Wasserschutzzone der Stadtwerke München abzusehen“, sagt Seebacher. Schon jetzt verzögere sich deswegen der Bau zusätzlicher Lärmschutz-Anlagen. Apropos Lärmschutz: Wo der achtstreifige Ausbau kommt, müssen angrenzende Siedlungen grundsätzlich stärker geschützt werden als bisher. „2019 wurde die Lärmvorsorge verschärft“, sagt Seebacher.
Um eine weitere „Stauwurzel“ zu beseitigen, treibt die Autobahn GmbH parallel den Ausbau des Irschenberg-Abschnitts ab der Leitzachbrücke vordringlich voran. Hier wie auch bei Holzkirchen seien teilweise noch Brückenteile unter Verkehr, die in der 1930er Jahren entstanden, betont Seebacher: „Das ist eine alte Autobahn. Da wären ohnehin bald einige Sanierungen fällig.“
Für beide Teilabschnitte – Irschenberg und Hofolding-Holzkirchen – sind die Vorentwürfe inklusive Kosten-Nutzen-Analyse relativ weit gediehen und innerhalb der Autobahn GmbH abgesegnet. Ehe aber das Planfeststellungsverfahren startet, will die Autobahn GmbH weitere genehmigungsrelevante Belange wie Naturschutz abklären. „Unser Ziel ist, mit möglichst wasserdichten Unterlagen ins Verfahren zu gehen“, sagt Seebacher.
Wie lange die Planfeststellung dauert, ist unklar. Alle Träger öffentlicher Belange werden gehört, gegebenenfalls sind Änderungen nötig. Das kann ein bis drei Jahre dauern; steht der Beschluss, kann dieser beklagt werden. „Es ist ein massiver Eingriff“, sagt Seebacher. „Es ist verständlich, wenn dafür alle Belange abgewogen werden.“ Ob und wie der Bundesverkehrsminister den Ausbau beschleunigen kann, bleibt abzuwarten.
Widerstand kommt vor allem von den Grünen, namentlich vom Holzkirchner Bundestags-Abgeordneten Karl Bär. Er rechnet vor, dass die angedachte Autobahn-Verbreiterung 80 Hektar Fläche kosten würde. Der Wahlkreisabgeordnete Alexander Radwan (CSU) dagegen begrüßt den Ausbau: „Wir unterstützen das schon lange.“
Infos zum Bau der neuen Autobahnbrücke bei Holzkirchen lesen Sie hier.