„Holzkirchner Mittelstand ist gesund und solide“

Der Holzkirchner Student Vincent Schweighofer (22) hat in seiner Bachelor-Arbeit die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Holzkirchner Mittelstand untersucht.
Holzkirchen – Welche wirtschaftlichen Folgen hat die Corona-Pandemie für den Raum Holzkirchen? Dieser Frage ist Vincent Schweighofer (22) im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit nachgegangen. Der Holzkirchner studiert an der privaten Hochschule der Bayerischen Wirtschaft (in München Betriebswirtschaft. Für seine Bachelor-Arbeit bei Oliver Schlick, Professor der Volkswirtschaftslehre, befragte er Unternehmen aus fünf Branchen zu Umsatzeinbrüchen, Liquiditätsengpässen und Insolvenzen.
Herr Schweighofer, wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Folgen von Corona auf den Holzkirchner Raum zu untersuchen?
Ich bin Holzkirchner, bin hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Deshalb hat mich der regionale Aspekt interessiert. Und weil ich seit dem Beginn meines dualen Studiums bei der Gemeindewerke Holzkirchen GmbH arbeite, habe ich auch einen Einblick in die kommunale Ebene.
Wie haben die Firmen auf Ihr Forschungsinteresse reagiert?
Ich hatte eine Rücklaufquote von 52 Prozent. Das ist sehr hoch. Ich denke, das lag auch an der persönlichen Ansprache. Ich bin mit dem ausgedruckten Fragebogen vom Mc-Donald’s-Kreisel bis zur Aral-Tankstelle alle Firmen abgelaufen, um zu fragen, ob sie sich beteiligen wollen. Ich habe ihnen außerdem zugesichert, dass die Ergebnisse anonymisiert werden.
Welche Firmen haben mitgemacht?
Insgesamt 143, darunter elf mittlere Unternehmen, 50 Kleinunternehmen und 82 Kleinstunternehmen. Sie sind aus der Gesundheitsbranche, der Gastronomie, dem Einzelhandel, der Automobil- und der Dienstleistungsbranche. Mein Arbeitgeber, die Gemeindewerke Holzkirchen GmbH waren unter anderem dabei, der Weinhandel Priller, das Eiscafé Franzetti, das Sanitätshaus Martin und das Autohaus Fellner.
Zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?
Mehr als 70 Prozent der Klein- und Kleinstunternehmen hatten mindestens moderate Umsatzeinbrüche zu beklagen. Die mittleren Unternehmen waren davon deutlich weniger betroffen. 55 Prozent von ihnen hatten nur geringe oder gar keine Umsatzeinbrüche. Interessant ist auch, dass es nicht nur zu Umsatzeinbrüchen kam, sondern auch zu einem Angebotsrückgang. Corona ist also nicht nur eine Krise der Nachfrage, sondern auch eine Krise des Angebots – und zwar in gleichem Maße. Abermals waren die Klein- und Kleinstunternehmen davon deutlich stärker betroffen, als die mittleren Unternehmen.
Gab es Ergebnisse, die sie überrascht haben?
Was mich sehr überrascht hat, war, dass 79 Prozent der befragten Unternehmen gar nicht von Insolvenz bedroht oder betroffen waren. Ich habe mit deutlich schlimmeren Ergebnissen gerechnet. Verglichen mit Gesamtdeutschland ist Holzkirchen vergleichsweise milde davongekommen. Das zeigt, dass der Mittelstand in Holzkirchen sehr gesund und solide ist und eine große Wirtschaftskraft hat. Etwa drei der befragten Unternehmen sind jedoch insolvent gegangen.
Welche Branchen waren am gefährdetsten?
Gastronomie und die Dienstleistungsbranche hat Corona am stärkten getroffen. Diese Sektoren waren von Insolvenzgefahr am meisten bedroht.
Wann ist wieder mit einem Aufschwung zu rechnen?
Der Aufschwung findet schon statt. Wenn sich die Corona-Situation nicht wieder verschlechtert, sollte es steil bergauf gehen.