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Neue Strategie gegen den Motorradlärm - sie bringt schon erste Erfolge

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Von: Christian Masengarb, Katrin Woitsch

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„Psssst!“ Mit dieser Aufschrift fordern Lärmdisplays Motorradfahrer auf, sich ans Tempolimit zu halten.
„Psssst!“ Mit dieser Aufschrift fordern Lärmdisplays Motorradfahrer auf, sich ans Tempolimit zu halten. © Picture Alliance

Die Polizei setzt auf ein neues Gerät, um gegen Motorradlärm vorzugehen. In Niederbayern haben zwei Gemeinden damit bereits gute Erfahrungen gesammelt. Andere Orte möchten nun gerne nachziehen.

Holzkirchen - Thomas Holz verfolgt gespannt, was auf den Straßen in Niederbayern passiert. Denn dort wird seit einiger Zeit die mögliche Lösung für ein Problem getestet, das ihn als Bürgermeister in Kochel am See (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) seit Jahren beschäftigt: Motorradlärm. „Ich habe das Gefühl, es wird immer schlimmer“, sagt er. An jedem schönen Tag donnern die Maschinen den Kesselberg runter, das Knattern ist weit zu hören - und nervt. Nicht nur die Anwohner, sondern auch die Urlauber. „Ich höre immer mehr Beschwerden“, berichtet Holz. „Mittlerweile ist es sogar soweit, dass sich Touristen andere Urlaubsziele suchen wegen des Lärms. Das trifft unsere Gemeinde hart.“

Ähnliches berichtet Egid Stadler aus Bayrischzell (Kreis Miesbach). Dort ist die Bergstrecke am Sudelfeld besonders beliebt bei den Bikern. Die Gemeinde habe schon vieles versucht, berichtet Stadler, der zweite Bürgermeister. Sie hat Lärmmessungen in Auftrag gegeben, die Polizei führt konsequent Geschwindigkeitskontrollen durch, um die Motorradfahrer für das Problem zu sensibilisieren. „Viele fahren ja auch vernünftig“, betont Stadler. „Aber es gibt eben immer auch schwarze Schafe, die sich an keine Tempolimits halten oder mit nicht zugelassenem Auspuff fahren.“ Der Lärm sei im Talkessel extrem, berichtet er. Urlauber und Anwohner sind extrem genervt. „Für unseren Tourismus ist das wirklich ein großes Problem.“

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Lärmdisplays mit Hinweisen sorgen für gewünschten Effekt

Deshalb sind die lärmgeplagten Gemeinden offen für jede Idee, die den Motorradlärm minimieren könnte. Eine Möglichkeit wird seit vergangenem Sommer im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen getestet. Dort sollen Lärmdisplays für Ruhe sorgen. Sie sehen so ähnlich aus wie Geschwindigkeitsmessgeräte, auf denen ein trauriger oder ein fröhlicher Smiley anzeigt, ob man zu schnell fährt. Die Tafeln stehen seit Sommer 2017 in Neukirchen und Sankt Englmar - am Straßenrand beliebter Biker-Strecken. Und sie haben bereits Wirkung gezeigt: Die Auswertung der Polizei hat ergeben, dass Motorräder langsamer unterwegs sind, seit sie mit den Aufschriften „Leiser“ oder „Langsamer“ darauf hingewiesen werden. „Sie schalten tatsächlich einen Gang hoch, um den Lärm zu reduzieren“, berichtete Robert Kopp, Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, am Mittwoch in Holzkirchen.

Diesen Eindruck hat auch Anton Piermeier, der Bürgermeister von Sankt Englmar. „Die Schilder haben uns tatsächlich geholfen, die Motorradfahrer für das Thema Lärm zu sensibilisieren.“ Auch von Bürgern bekommt er seit vergangenem Sommer viele positive Rückmeldungen. Trotzdem betont er: „Ohne zusätzliche Kontrollen kommen auch wir nicht aus.“ Denn extreme Raser, die sich auch durch Hinweisschilder nicht aufhalten lassen, gebe es immer wieder.

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66 Motorradfahrer kamen in erster Jahreshälfte in Bayern ums Leben

Und die werden nicht nur von Lärm begleitet - sondern auch von einem hohen Unfallrisiko. Bayernweit kamen in der ersten Jahreshälfte 66 Motorradfahrer ums Leben - ein Plus von fast 14 Prozent. Etwa die Hälfte aller Motorradunfälle werde von den Bikern selbst verursacht, berichtet Kopp. Deshalb gründete die Polizei vor drei Jahren die Kontrollgruppe Motorrad, die sich ausschließlich auf die Kontrolle und Verkehrstauglichkeit von Motorrädern konzentriert. Am Beispiel Sudelfeld zeigt sich bereits, wie erfolgreich diese Maßnahme war. Die Zahl der Unfälle ist von 16 bis 26 pro Jahr inzwischen auf unter acht gesunken.

Wegen dieses Erfolgs werden alle bayerischen Polizeipräsidien bis Jahresende eine eigene Kontrollgruppe Motorrad aufstellen - auch, um die Lautstärke der Biker zu kontrollieren. Die Lärmdisplays sollen bayernweit aufgestellt werden.

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Katrin Woitsch, Christian Masengarb

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