TÜV gibt grünes Licht für Stromerzeugung

Monatelang hat der TÜV das Geothermiewerk in der Alten Au unter die Lupe genommen – jetzt gibt er grünes Licht für die Stromerzeugung. ZurFreude der Gemeinde, die mit der Anlage endlich Geld verdienen will.
Holzkirchen – 40 Millionen Euro hat die Marktgemeinde in das Geothermiewerk gesteckt – in der Hoffnung, geothermisch erzeugte Fernwärme und Strom zu vergolden. Im Dezember des vergangenen Jahres speiste die Anlage dann erstmals Energie in das Holzkirchner Fernwärmenetz ein, zunächst im Probebetrieb. Kurz darauf jedoch kam es zum Stillstand: Ein Kabel war kaputt, das die Tauchkreiselpumpe mit Strom versorgte, die das Thermalwasser nach oben pumpte. Es folgten Ausbau der Pumpe, Reparatur – und die Wiederinbetriebnahme.
Jetzt endlich kann auf die Fernwärmeerzeugung auch die Stromgewinnung folgen: Der TÜV hat die Genehmigung zur Inbetriebnahme des Kraftwerks erteilt. „Die Stromerzeugung ist der Haupt-Umsatzträger unserer Geothermieanlage“, sagt Albert Götz, Geschäftsführer der Gemeindewerke Holzkirchen. „Von daher sind wir froh, dass das Kraftwerk nunmehr in Betrieb gehen kann.“ Vor allem während des Sommers sei der Wärmeabsatz aus der geothermisch betriebenen Heizzentrale sehr gering. Jeder Tag, an dem auch Strom produziert werden könne, sei deshalb ein wirtschaftlicher Pluspunkt für das Projekt.
Vor der ersten Einspeisung von Strom in das öffentliche Netz stehen jedoch noch technische Maßnahmen und das schrittweise Hochfahren der Anlage an. Dazu ist derzeit ein Experten-Team des italienischen Kraftwerkherstellers Turboden in der Anlage tätig. Die Fachleute fahren zunächst den internen Kreislauf hoch, schalten dann die Turbine zu und zum Schluss den Generator. Sobald alle Komponenten synchronisiert sind, kann die Stromerzeugung beginnen.
Das Kraftwerk soll nach der Inbetriebnahme mit einer elektrischen Leistung von mehr als drei Megawatt einen Beitrag zur umwelt- und klimaschonenden Stromerzeugung in der Region leisten – und die Gemeindekasse klingeln lassen: Wie berichtet speist Holzkirchen den Strom ins Netz ein, dank der auf 20 Jahre staatlich garantierten Vergütung von 25,2 Cent pro Kilowattstunde fließen Millionen an Rendite zurück aufs Gemeindekonto. Der Turbinenhersteller Turboden rechnet damit, dass die nach Holzkirchen gelieferte Technik jährlich etwa sechs Millionen Euro erwirtschaften kann. In den nächsten zwei Jahrzehnten könnte sich das Rathaus nach dieser Rechnung auf 16 Millionen Euro freuen. Damit will die Gemeinde zunächst einmal ihre Investitionen abzahlen.
Die Gemeinde sieht in der Kombination von Strom- und Wärmegewinnung einen großen Pluspunkt, kann doch so den saisonal unterschiedlichen Anforderungen in der Energieversorgung optimal begegnet werden: Während reine Wärme-Geothermie im Sommer mangels Nachfrage einen Teil der förderbaren Energie ungenutzt lassen müssen, kann in einem kombinierten Strom-Wärme-Projekt im Sommer mehr Strom erzeugt werden – und im Winter mehr Wärme. Wirtschaftlich betrachtet sei das optimal, teilten die Gemeindewerke mit.
Wie berichtet war die Gemeinde bei ihrer ersten Bohrung in der Alten Au im Jahr 2016 auf Thermalwasser gestoßen. Das war der Startschuss für das Vorzeigeprojekt. Das Herz der Geothermie pumpt 550 Meter unter der Erdoberfläche – die Tauchkreiselpumpe. Sie befördert das 155 Grad heiße Wasser durch hunderte Meter von Stahlrohren an die Oberfläche. Dem Einschalten der Pumpe waren umfangreiche Tests vorausgegangen.